Kalter Krieg im Weltraum
Die Europäer meinen, auf die chinesische Raumstation verzichten zu können, und wollen von einer gemeinsamen Erkundung des Weltraums nichts mehr wissen.
Es bahnt sich ja bereits seit einiger Zeit an, dass die USA, die EU-Staaten und einige verbündete Länder wie Japan und Australien zunehmend die Konfrontation mit China suchen.
Das zeichnete sich schon 2021 mit der Entsendung deutscher und französischer Kriegsschiffe in die chinesischen Küstengewässer ab, um "den chinesischen Machtansprüchen etwas entgegenzusetzen" und zuletzt mit den Verboten chinesischer Telekom-Technologie sowie den Restriktionen bei der Ausfuhr von Computer-Chips in das Land der Mitte.
Bei manchem dieser Handelsbeschränkungen kann man sich fragen, ob sie die hiesigen Regierungen damit nicht eher in den Fuß schießen, als dass sie die chinesische Seite schädigen. Wir hatten bereits berichtet, dass die Volksrepublik inzwischen in der großen Mehrzahl der Felder, auf denen sich der technische und wissenschaftliche Fortschritt abspielt, ganz vorn liegt.
Nach einem weiteren Eigentor hört sich auch die Ankündigung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA (European Space Agency) an, sich nicht mit eigenen Astronauten an der chinesischen Raumstation Tiangong beteiligen zu wollen. Man sei sehr mit den Aktivitäten rund um die Internationale Raumstation ISS beschäftigt. Man habe weder finanziell noch politisch grünes Licht für die Kooperation mit China.
Noch vor einigen Jahren hatten sich Europäer an den Taikonauten-Trainings der Chinesen, so die Bezeichnung der Astronauten in der Volksrepublik, beteiligt. Von langfristiger Zusammenarbeit und der Nutzung der chinesischen Station war seinerzeit die Rede.
Drei Europäer, darunter der Deutsche Matthias Maurer, hatten angefangen, intensiv Chinesisch zu pauken, berichtete 2018 die FAZ. Die Hoffnung war, 2023 als erste Ausländer an Bord der chinesischen Raumstation zu gehen. Doch daraus wird nun nichts.
Politische Motive
Als Grund werden knappe Finanzen genannt, doch die politischen Motive dürften eindeutig sein. Ob sich die Europäer damit einen Gefallen tun, ist allerdings mehr als fraglich. Die erst im vergangenen Jahr in Betrieb gegangene chinesische Station wird nämlich schon bald die einzige im Orbit sein.
Denn die ISS, an der die Chinesen seinerzeit auf Druck der USA nicht beteiligt wurden, umkreist die Erde bereits seit bald 25 Jahren. Seit dem Jahr 2000 ist sie bewohnt und wird spätestens 2030 ausgedient haben.
Ein wirklich internationaler Ersatz ist bisher nicht in Sicht. Auch kein europäischer. Vor allem muss man sich jedoch fragen, weshalb immer mehr Gesprächsfäden abgeschnitten und nicht einmal mehr bei der Erforschung im Weltraum kooperiert werden kann.
Weshalb sind die Europäer nicht in der Lage, Chinas Präsidenten Xi Jinping beim Wort zu nehmen und eine gemeinsame Zukunft für die ganze Menschheit aufzubauen?