Katar-Forum in Berlin

Das Forum findet im Berliner Maritim Hotel statt, das zum Imperium des katarischen Scheichs Faisal Bin Qassim Al gehört. Bild: GFHund. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Merkel trifft den Emir, der zehn Milliarden Euro investieren will

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Derzeit weilt Tamim bin Hamad al-Thani, der Emir von Katar, in Berlin, wo er unter anderem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihren Außenminister Heiko Maas und ihren Wirtschaftsminister Peter Altmaier trifft. Zusammen mit Merkel eröffnete er heute Vormittag das "Katar-Deutschland Forum für Business und Investment", an dem etwa 900 deutsche und 300 katarische Geschäftsleute teilnehmen - darunter auch zahlreiche hochrangige Vertreter großer Konzerne.

Der Emir hat in Deutschland nämlich Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro angekündigt. Da Katar bereits jetzt 25 Milliarden Euro investiert hat, würde das Land dann den mit etwa 27 Milliarden Euro bislang größten deutschen Ölstaatinvestor Kuwait überholen. Ein Teil zehn Milliarden Euro soll aus der mit Gasmilliarden gefüllten Kasse des katarischen Staatsfonds QIA kommen (der bereits jetzt größere Anteile an der Deutschen Bank, Hapag-Lloyd, Hochtief, Siemens, Solarworld und Volkswagen hält), ein anderer von Privatleuten und privaten Unternehmen aus der kleinen Halbinsel mit nur 2,7 Millionen Einwohnern, aber den drittgrößten Gasvorräten der Welt.

Die Blockade, die Katars Nachbarstaaten im Juni 2017 über den bekannten Förderer islamistischer Organisationen wie der Moslembruderschaft und der Hamas legten, scheint dem Land bislang wenig auszumachen. Der Handel stellte sich schnell um und läuft nun nicht mehr wie früher über Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, sondern über die Türkei und den Iran.

Fußball zur Imageverbesserung

Zusammen mit Altmaier, dem Deutsche-Bank-Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing und Vorstandsmitgliedern von VW, Siemens und Hapag-Lloyd traf der Emir am Mittag auch Karl-Heinz Rummenigge, den Vorstandsvorsitzenden der FC Bayern München AG. Dessen Sportunternehmen ist Partner der Fluglinie Qatar Airways. Auf Fußball als Werbeträger setzt Katar auch mit der FIFA-Weltmeisterschaft 2022. Die Infrastruktur dafür ließ das Land von nepalesischen Gastarbeitern verrichten, von denen aufgrund der Arbeitsbedingungen viele ums Leben kamen (vgl. Das neue, glamouröse Arabien und der Sklavenhandel mit Nepal).

Daraufhin aufkommende Vorwürfe von Sklavenarbeit wies der FC-Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, der von 2007 bis 2011 im FIFA-Exekutivkomitee saß, mit dem etwas merkwürdigen Argument zurück, er habe in Katar keine Menschen in Ketten oder mit "Büßerkappen" (sic] gesehen (vgl. Gibt es einen sauberen Funktionär?). Auf die Regelung, dass die Gastarbeiter nicht nur zur Ein-, sondern auch zur Ausreise aus Katar eine Genehmigung beantragen mussten, ging der Fußballer nicht ein. Diese Genehmigungspflicht hat Katar erst am Donnerstag aufgehoben.

Flüssigerdgas

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will diese FIFA-Weltmeisterschaft auch für Aufträge an deutsche Firmen nutzen, und lobte Deutschland deshalb gestern als "Logistikweltmeister". Ein Urteil, dem viele Bahnkunden wohl nur bedingt zustimmen dürften.

Außer einem Auftrag an die Deutsche Bahn wurde an konkreten Geschäften bislang vor allem bekannt, dass RWE katarisches Flüssigerdgas kaufen möchte. Dieses Gas soll das Emirat über ein LNG-Terminal liefern, mit dessen Bau im nächsten Jahr in Schleswig-Holstein begonnen wird. Flüssigerdgas ist unter anderem wegen des Seetransports mit Kühlung und Kompression bislang deutlich teurer als über Pipelines geliefertes Erdgas.

Saad Al Kaabi, der CEO von Qatar Petroleum, meinte dazu in einem Interview mit dem Handelsblatt, "Diversität auf dem Energiesektor" erhöhe die Versorgungssicherheit und sei "für ein Land wie Deutschland sehr wichtig". Außerdem brauche Deutschland "sehr viel Erdgas" und der Markt sei "groß genug […], dass da Platz für alle ist".

Darüber hinaus zeigte Al Kaabi Interesse daran, sich am Bau des deutschen LNG-Terminal zu beteiligen. Auch dann, wenn dort nicht in erster Linie Gas aus Katar, sondern aus den USA eingeschifft wird (vgl. Flüssigerdgas: Erzwingen die USA den Abschied von der Marktwirtschaft?), könnte er daran verdienen, weil sein Unternehmen viel Geld in amerikanische Flüssigerdgasanbieter gesteckt hat.

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