Keine Chance für den Total-Harassment-Recall

Der "Serial Grabber" Swortzenegger vergriff sich bereits früher erfolgreich an der Macht

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Terminator hat nach dem Reich der Hollywood-Show-Illusionen nun auch die "reale" Macht im bedeutendsten amerikanischen Bundesstaat Kalifornien erobert (vgl. Terminated). Arnold Schwarzenegger wird - wie Ex-Präsident und Schauspieler Ronnie Reagan - republikanischer Gouverneur in dem demokratischen Stammland überhaupt. Eine Art Machtergreifung der Politik durch Politik-Simulation der Filmindustrie, wie sie bei dem Auftritt von Bush als Topgun-Tom-Cruise auf dem Flugzeugträger im Persischen Golf sichtbar wurde. Am Ende haben dem unstoppable Arnie dabei auch Vorwürfe wiederholter sexueller Belästigungen nicht geschadet. Die politikmüden Kalifornier sind an politischen Inhalten eh nicht mehr interessiert.

Bild: L.A.Times

Ein Österreicher begibt sich erfolgreich auf Eroberungszug in Amerika. Das gabs im -sagen wir einfach mal großdeutschen - Sinne noch nie. Die Germanen trotteten den Engländern und Franzosen auf dem Neuen Kontinent hoffnungslos hinterher, sorgten höchstens dafür, dass es im Nordosten der USA Brauereien mit trinkbarem Bier gibt oder Abkömmlinge mit lustigen Namen, aber was sonst? Der Sachse Karl May musste sich mangels realer deutscher Heroen jenseits des Großen Wassers sein Alter Möchtegern-Ego Scharlih Shatterhand erfinden. Der Führer brachte es nur zu ein paar U-Boot-Landungen an der Atlantikküste, die Männer reichten jedoch als Invasionstruppe nicht ganz aus und wurden umgehend an der nächsten Wurstelbude kassiert. Und Siegfried Fischbacher und Roy Horn - zunächst gut in Schuss mit ihren lebenden Waffen - ließen sich schlussendlich mit den Viechern auch im Wüstenkaff Las Vegas kasernieren (welcher Leser würde sich eigentlich gern von gelifteten Soft-Selbstbräunern mit dem Mikro Kopfnüsse verpassen lassen? No bitte!).

Nur einer kam durch, 1968, mit angeblich 20 Dollar in der Tasche, straight outta Steiermark, der Jüngling Arnold Alois Schwarzenegger (vgl. The last election hero). Der gestählte Ösi-Bua mit dem Nussknackergesicht arbeitete sich mit Geschick, ein paar Steroiden und stählerner Ausdauer durch die 70er, drehte als Mr. Universum-Bodybuilder absurde Herkules-Filme und schaffte 1982 mit Conan der Barbar den Durchbruch in Hollywood. Der erste Schauspieler, der noch viel konsequenter als alle vorherigen Sandalenfilm-Knallchargen den mächtigen Körper statt des Gesichts als Ausdrucksmittel in die Waagschale warf. Dann 1984 James Camerons Terminator, in dem er als Roboter-Mime seine mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten zelebrieren durfte, a geniale Hetz. I`ll be back. Und so gehts unaufhaltsam up mit Arnie: Predator, Red Heat, Total Recall und natürlich T2-Judgment Day, zwischenzeitlich Hochzeit 1986 mit einer Frau aus dem einflussreichen Kennedy-Clan, Millionen über Millionen, dicke Zigarren, King of the World im Hummer Jeep, waaßt eh. Nicht einmal Flops wie "Last Action Hero" und eine Herzoperation Ende der 90er können ihn lange stoppen. Wer das alles schafft, der kann alles schaffen, wissen die Amis immer schon. Und so fühlt sich Arnie noch zu mehr Firstclass-Akschn berufen. Man wird ja auch nicht jünger und Politiker brauchen nicht einmal eine dicke Kanone, um zu terminieren, verlockend.

Kalifornien scheint für den alpinen Abenteurer a gmaahte politische Wiesn zu sein. Der demokratische Gouverneur Gray Davis ist ein im Vergleich zu einem Terminator langweilender Versager, der seinem Vornamen alle Ehre macht. Den bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat, der bei Davis` Amtsantritt 1998 noch einen Haushaltsüberschuss von 12 Milliarden Dollar auswies, hat er in ein Armenhaus mit über 38 Milliarden Dollar Schulden verwandelt. Wirtschaftlich ist der Sonnenstaat auf dem stark absteigenden Ast, Unternehmen wandern zunehmend ab. Schuld sind natürlich auch die Kalifornier selbst, wenn sie Vermögenssteuern auf ein Minimum kürzen und eine Verschärfung der Energiekrise (vgl. Absoluter Ausnahmestern?) durch die Verhinderung neuer Kraftwerke in Kauf nehmen. In einem so verkommenen Staat muss bei einem Volksbegehren zur Abwahl des Gouverneurs doch was gehen, sogar für einen Republikaner in dem geradezu totalitär demokratischen Stammland Kalifornien (die Bayern-SPD sollte dementsprechend vielleicht nächstes Mal Otti Fischer aufstellen, wenn die Wirtschaftskrise noch schlimmer wird). Time for Akschn.

Aber der Schritt eines kantigen Ballermanns von der Leinwand herunter in die "reale" Politik erschreckte viele Leute doch. Besorgte Bundesbürger möchten ja vermutlich auch nicht unbedingt Claude-Oliver Rudolph als Bundeskanzler-Kandidaten erleben, oder? Und so erhoben liberale Hollywood-Darsteller wie Warren Beatty, Susan Sarandon oder Martin Sheen ihre Stimme gegen den assimilierten forschen Polit-Darsteller. Und man suchte auf seiner breiten Brust nach Fleckerln (vgl. Governor without a cause). Was lag denn gegen Swortzenegger alles vor? Er hat in den 70ern angeblich Bewunderung für seinen Landsmann und originären T-1000 Adolf H. geäußert. Er hat Kontakte zum ehemaligen Manager Kenneth Lay des berüchtigten Pleite-Konzerns Enron und war angeblich in eine Verschwörung von Energiekonzernen zur konzertierten starken Erhöhung der Energiepreise in Kalifornien verwickelt. Er stimmte 1994 für Proposition 187, ein Gesetz, das illegalen Einwanderern Sozialhilfe, Schulunterricht und medizinische Versorgungsleistungen verweigerte. Kann man als ausländerfeindlich gegen die Zuwanderung speziell von Latinos werten, muss man aber nicht.

Alles Pille-Palle. Peanuts. Interessierte die Welt nicht halb so viel wie die Kontaktpflege des Kandidaten mit der Mehrheit der Bevölkerung / Wählerschaft, der holden Weiblichkeit. Schwarzenegger soll der unabhängigen Kandidatin Arianna Huffington (die mittlerweile aus dem Rennen ausgestiegen ist) eine Rolle in T-4 angeboten haben. Man interpretierte das böswillig so, dass Arnie beabsichtigte, Frau Huffington so wie den weiblichen Killerroboter T-X in Terminator 3 u.a. herzhaft ins Klo zu tunken. Noch schlimmer ist da aber die Androhung von Terminator-4 an sich (außer Cameron übernimmt wieder), der dritte war doch schon (leider, leider) platt und öde genug. Und last not least hat`s der fesche Arnold plötzlich mit einem ihm äußerst unliebsamen Recall (Erinnerung) zu tun bekommen, der Anschuldigung verschiedener Frauen, von ihm im Lauf der letzten Jahrzehnte mehr oder minder sexuell belästigt worden zu sein. Soo? Der Terminator als "serial Grabber", als nackte Kanone? Man konnte es in der Eingangsszene des ersten Terminator-Films (als er sich von vorn gefilmt erstmal Klamotten von Punkern besorgen kommt) nur erahnen, dass Er nie unbewaffnet ist....

Jo mei, er is hoid a echter Steirer, leiwand, dass es der österreichische Aufsteiger jetzt amol gschoffd hod. Kalifornische und österreichische Busfahrer und Muckibuden-Freaks vereint im Siegestaumel. Man mag sich den Zorn des Super-Heros ja nicht vorstellen, wenn es nix geworden wäre mit dem Recall. Und welche Frau hätte sich im Falle des Scheiterns in gewissen Stunden schon gern zukünftig 40mal pro Minute hintereinander "I`ll be back" als Frust-Kompensation angehört? Time for Akschn! Mittels Lederkluft und Pumpgun läßt sich mit ein paar Banküberfällen das Staatsdefizit sicher schnell in den grünen Bereich bringen...