Keine Furcht vor dem First Contact

Seite 2: Carl Sagans First Contact

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Beseelt von dem Gedanken und Wunschbild einer fortgeschrittenen Hochkultur und Superzivilisation, die um gute Beziehungen zu ihren Brüdern und Schwestern im All bemüht ist, war vor allem der große SETI-Pionier Carl Sagan. In seinem SETI-Kultroman "Contact", der in dem gleichnamigen Film mit Jodie Foster auch zu cineastischen Ehren gelangte, entwarf der Astrophysiker den aus der Sicht von SETI-Anhängern wahrhaften Idealtypus einer aufgeklärten und hochentwickelten Metakultur.

Carl Sagan (1934-1996). Bild: NASA

Sagan zeichnet in seinem Buch das Bild einer Gesellschaft, deren kosmisch-interkulturelle Annäherungstaktik darin besteht, zufällig oder absichtlich entsandte künstliche Signale aufzufangen, um den Absendern ein kryptisches Datenpakt zuzusenden, in dem in chiffrierter Form die Anleitung zum Bau einer interstellaren Apparatur deponiert ist.

Bild: NASA

Wer den Code knackt, das nötige wissenschaftliche Verständnis sowie technisches Know-how mitbringt, um das Raumgefährt zu konstruieren, besteigt eine außerirdisch-irdische Konstruktion, mit deren Hilfe er auf einer Wurmloch-Autobahn durch den Hyperraum geschleust und in eine simulierte Projektion - ähnlich dem Holodeck im Star-Trek-Universum - entlassen wird, in der der erste Kontakt zelebriert wird.

Im Dialog mit einer Superzivilisation

Dabei nehmen die Außerirdischen nicht nur das Aussehen der "geladenen" Spezies an, sondern schlüpfen zudem in die Rolle einer möglichst vertrauten Person des Reisenden. In Sagans Roman erscheint der Protagonistin, Ellie Arroway, das Außerirdische in Gestalt ihres verstorbenen Vaters. Sein Antlitz entfaltet Vertrautheit und emotionale Wärme, und die Tatsache, dass er obendrein in Arroways Landessprache parliert, kommt der beidseitigen Kommunikation zugute.

Auf die Frage der Romanheldin Arroway an die überlegene Intelligenz, ob das Ganze als eine Art Aufnahmeprüfung zu verstehen sei, entwickelt sich ein Dialog, der einen wundervollen Einblick in die Gedankenwelt eines eingefleischten SETI-Pioniers gibt, der wie Hoerner und viele andere renommierte Astronomen absolut davon überzeugt war, dass hochentwickelte und kommunikationsfreudige Aliens uns auch in ethischer und moralischer Hinsicht weit überlegen sind:

Du darfst dir uns nicht wie interstellare Sheriffs vorstellen, die vogelfreie Zivilisationen abknallen. Nimm uns eher als eine Art Institut für Galaktische Volkszählung. Wir sammeln Informationen. Ich weiß, dass ihr denkt, niemand könne von euch etwas lernen, weil ihr technologisch so rückständig seid. Aber eine Zivilisation kann auch andere Vorzüge haben."

Arroway: "Zum Beispiel?"

Oh, Musik, Herzensgüte […], Träume. Die Menschen sind sehr gut im Träumen, obwohl man das aus euren Fernsehprogrammen nie schließen würde. Überall in der Galaxis gibt es Kulturen, die mit ihren Träumen Handel betreiben."

Arroway: Ihr betreibt einen interstellaren Kulturaustausch? Ist es das? Ist es euch egal, wenn eine raubgierige, blutrünstige Zivilisation interstellare Raumfahrt betreibt? […]

Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie selten so etwas vorkommt. Auf lange Sicht zerstören sich die aggressiven Zivilisationen fast immer selbst. Es liegt in ihrer Natur. Sie können nicht anders. In einem solchen Fall wäre es unsere Aufgabe, sie in Ruhe zu lassen. Dafür zu sorgen, dass niemand sie belästigt. Damit sie ihr Schicksal erfüllen können.

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