Kim Jong-uns "Geschenkpakete" an Donald Trump
Trump ist direkt herausgefordert, der zeigt sich aber nur enttäuscht von China
Nach Angaben der US-Regierung hat Nordkorea tatsächlich eine Interkontinentalrakete erfolgreich abgefeuert. Strittig ist allerdings, wie weit sie wirklich fliegen kann und ob sie mit einem Nuklearsprengkopf ausgestattet werden kann. Nordkorea stellt sich jedenfalls als "stolze Atommacht" dar, die nicht nur über Atombomben, sondern auch über die "mächtigste Interkontinentalrakete" verfüge, die "jeden Teil der Welt" treffen könne und womit Nordkorea die Bedrohung durch die USA und die Erpressung durch einen Atomkrieg" beende.
Die mit dem Test verbundene Drohung, nun auch die USA mit einer Atombombe erreichen zu können, macht erneut klar, dass Kim Jong-un direkt US-Präsident Donald Trump herausfordert. Er bezeichnete die Rakete als "Geschenkpaket" für ihn zum amerikanischen Unabhängigkeitstag. Wir sollten ihnen häufig Geschenkpakete schicken, damit ihnen nicht langweilig wird", so Kim. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA legte nach und schrieb, dass man nun "das Herz der USA mit großen Nuklearsprengköpfen" treffen könnte.
Behauptet wird, dass Nordkorea mit dem Test gezeigt habe, die Technik des Wiedereintritts des Sprengkopfs in Atmosphäre zu beherrschen. Das ist Vorausbedingung für einen atomaren Schlag. Der Sprengkopf muss dabei große Erhitzung aushalten. Das südkoreanische Verteidigungsministerium ist allerdings skeptisch. Nordkorea hat, um weiteren Druck auszuüben, noch die Möglichkeit, einen weiteren Atomwaffentest auszuführen. Immer wieder wird vermutet, dass ein solcher vorbereitet werden könnte.
Erneut machte Nordkorea deutlich, dass die Aufrüstung mit Atomwaffen weiter auf dem Plan steht und man daran auch festhalten will, so lange das Land von den USA und deren Atomwaffen bedroht wird. Eine Kernforderung Nordkoreas ist der Abzug der US-Streitkräfte aus Südkorea und eine Beendigung der regelmäßigen großen Militärübungen des südkoreanischen und amerikanischen Militärs.
Aus dem Pentagon hieß es nach der Feststellung, dass es sich um Langstreckenrakete gehandelt habe, man werde "gegen die wachsende Bedrohung alle zu unserer Verfügung stehenden Mittel" einsetzen. Der Abschuss zeige, so Pentagonsprecherin Dana W. White, dass Nordkorea eine Bedrohung der USA und der Alliierten sei. Zudem setzte man dem nordkoreanischen Raketenabschuss einmal wieder eine gemeinsame Militärübung entgegen, wobei ebenfalls ballistische Raketen abgefeuert wurden, angeblich um deren Präzision zu testen und als Reaktion auf die "destabilisierenden und illegalen Aktionen am 4. Juli".
Für Donald Trump ist der Abschuss der Rakete eine Herausforderung. Am 2. Januar hatte er auf die Ankündigung, dass Nordkorea kurz vor einem Test stünde, geantwortet, das werde nicht geschehen. Allerdings nur auf Twitter, das lässt für Trump ein Spiel zwischen offiziellen Äußerungen als Präsident und persönlichen Äußerungen zu. Wiederholt feuerte Nordkorea Raketen ab. Trump drohte und ließ eine "Armada" mit Atomwaffen auffahren.
Letztlich glaubte er, China werde die Sache schon regeln, auch wenn er warnte, das Problem zur Not auch alleine anzugehen. Es geschah aber nichts, es wurden auch keine Ideen bekannt, wie Trump eine Lösung des Konflikts bewerkstelligen will. Unter dem neuen Präsidenten wurde auch das Verhältnis zu Südkorea schwieriger, der stärker auf Verständigung als auf Drohungen setzt. Jetzt ist Trump sichtlich enttäuscht und verkündete: "Der Handel zwischen China und Nordkorea wuchs um fast 40 Prozent im ersten Vierteljahr. So viel dazu, dass China mit uns arbeitet - aber wir mussten es versuchen!"
Mit der Interkontinentalrakete, sollte sie mit einem Nuklearsprengkopf ausgerüstet werden können, wird Nordkorea sicher nicht die USA angreifen, aber nun sind militärische Optionen, mit denen Trump zumindest gedroht hat, deutlich riskanter geworden, da Pjöngjang nun Raketen in die USA schicken könnte - und niemand weiß, ob das amerikanische Raketenabwehrsystem, das unter George W. Bush den Konflikt mit Russland wesentlich schürte, diese tatsächlich abschießen könnte.
China ist zwar auf größere Distanz zu Nordkorea gegangen, aber es rief auch jetzt nur wieder zu Mäßigung auf allen Seiten auf, um Nordkorea im Dialog zur Beendigung seines Atomwaffenprogramms zu bewegen. Gerade haben sich die Präsidenten Russlands und Chinas in Moskau getroffen und Einigkeit zelebriert. Besonders außenpolitisch hätten sie "fast identische Positionen". Beide hatten bereits zuvor scharf auf die Einrichtung des THAAD-Raketenabwehrsystems in Südkorea reagiert, was nun nochmals wiederholt wurde.
Putin teilte als Ergebnis der Gespräche eine gemeinsame Initiative der beiden Länder zur "umfassenden Lösung der Probleme auf der Koreanischen Halbinsel" mit, um Frieden und Stabilität in Nordostasien zu gewährleisten. Die Idee, der freilich die USA nicht zustimmen werden, greift eine Forderung Nordkoreas auf, die auch im Interesse Chinas und Russlands ist. Nordkorea soll das Atomwaffenprogramm beenden, während Südkorea und die USA die großen Militärübungen einstellen. Man kann allerdings, wie ein russischer Experte, davon ausgehen, dass auch Nordkorea nicht zustimmen wird, da sein Atomwaffen- und Raketenprogramm bereits zu weit fortgeschritten ist.
Es wird heute noch ein Sondertreffen des UN-Sicherheitsrats stattfinden. Man wird auch hiervon wenig erwarten können, die USA wollen die Sanktionen verschärfen. Aus Nordkorea heißt es, eine Deeskalation sei nicht durch den Abbau der nordkoreanischen Atomwaffen möglich, sondern durch eine Beendigung der feindlichen Haltung der USA und durch die Aufnahme von Gesprächen. Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in strebt eine Friedenslösung über Gespräche, auch wenn Nordkorea die Provokationen noch nicht beendet habe. Er will dafür auf dem G20-Gipfel werben.