Klimaaktivisten in Museen: Wovon die Empörung ablenkt
- Klimaaktivisten in Museen: Wovon die Empörung ablenkt
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Energie und Klima – kompakt, Teil 1: Aktivistinnen spritzen Suppe auf Kunstwerke, um auf ein gigantisches Zerstörungswerk aufmerksam zu machen. Der FDP-Justizminister reagiert über. Worüber nun gesprochen werden sollte.
Diese Aktionen sorgen für Aufregung: Mitglieder verschiedener Umweltgruppen haben erst in der Londoner National Gallery Tomatensuppe auf ein Gemälde von Vincent van Gogh und dann im Potsdamer Museum Barberini Kartoffelsuppe auf ein Werk von Claude Monet gespritzt. Die Gesellschaft solle daran erinnert werden, "dass der fossile Kurs uns alle tötet", erklären die jungen Aktivisten der Gruppe Letzte Generation auf Twitter zu ihrer Aktion.
"Dieses Gemälde wird nichts mehr wert sein, wenn wir uns um Essen streiten müssen", rief eine der Aktivistinnen, die eine ihrer Hände mit einem Sekundenkleber an die Wand unter dem Bild geklebt hatte, den empörten Zuschauern zu.
Derweil teilt das Museum Barberini ganz sachlich mit, dass keinerlei Schaden entstanden sei. Die Gemälde werden mit Glasscheiben geschützt. Dessen hatten sich die vier Aktivistinnen und Aktivisten offensichtlich vorher vergewissert.
Doch Menschen, die sich aufregen wollen, lassen sich von Fakten meist nur schwer beeindrucken. Von Vandalismus und Barbarei ist die Rede, und Deutschlands liberaler Bundesjustizminister Marco Buschmann sieht fremdes Eigentum beschädigt, was er für kriminell und durch "kein nobles Anliegen gerechtfertigt" hält.
Ein wenig, nur ein kleines wenig dieser Empörung würde man sich wünschen, wenn es darum geht, dass RWE im Rheinland bis dicht an den Hambacher Forst heranbaggert, diesen gar mit seinem Tagebau ganz umschließen und damit letztlich zerstören will.
Oder man hätte ein ganz wenig von ihr gebrauchen können, als 2018 unter einer schwarz-gelben Landesregierung in Nordrhein-Westfalen der rund 130 Jahre alten Immerather Dom abgerissen wurde, um dem Tagebau Garzweiler II zu weichen.
Manche Kommentatoren möchte sich aber lieber über den Inhalt von Konserven auf Glasscheiben echauffieren. Das hat den großen Vorteil, dass man nicht über das eigentliche Anliegen sprechen muss, nicht darüber, dass die Industriestaaten mit ihrer Öl-, Kohle- und Gassucht die Menschheit auf eine Megakrise zu steuern, die das Leben auf diesem Planeten schon in wenigen Jahrzehnten zur Hölle machen wird, wenn das Steuere nicht schleunigst herumgerissen wird.
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