Klimakrise: Die Kosten der Untätigkeit
Seite 2: Neue Wege
Auch andere suchen nach neuen Wegen, jenseits von Großdemonstrationen mehr Druck auf die Regierung aufzubauen. In der Berliner taz verweist die Umwelt- und Seenotrettungsaktivistin und Naturschutzökologin Carola Rackete darauf, dass 2021 in Deutschland die Treibhausgasemissionen wieder steigen.
Die Schulstreiks und Demonstrationen hätten zwar viele erreicht - der nächste globale Aktionstag der Fridays-for-Future-Bewegung ist für den 24. September geplant - aber könnten nicht mehr genug Druck auf Regierung und Wirtschaft ausüben. Rackete: "Doch der Status quo ist träge und seine Profiteure wehren sich mit aller Macht gegen jede ausreichende Kurskorrektur."
Die Dialogpolitik sei an ihre Grenzen gestoßen und mehr Konsequenz notwendig. Die Autorin ruft die Jugendbewegung auf, sich ab dem 27. September ganz konkret in Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier der Ausweitung des Tagebaus Garzweiler 2 zu widersetzen.
Andere haben derweil das drastische Mittel eines Hungerstreiks gewählt. Seit dem 30. August führt eine Gruppe von sechs jungen Menschen in der Nähe des Berliner Kanzleramts eine Mahnwache durch. Sie nennen sich "Hungerstreik der letzten Generation" und haben seit inzwischen 16 Tagen keine Nahrung mehr zu sich genommen.
Gefordert wird, einen Rat der Bürgerinnen und Bürger einzuberufen, der Sofortmaßnahmen berät, sowie ein Gespräch mit den Kanzlerkandidaten. Doch diese reagieren nicht oder abweisend. SPD-Kandidat Olaf Scholz, schon als Hamburger Bürgermeister bekannt für seinen rabiaten Umgang mit Protesten, entledigte sich der lästigen Mahner nach deren Angaben mittels Security und Polizei. (Hier zwei Statements eines der Hungerstreikenden.)
Was sonst noch geschah
Ansonsten wäre noch zu berichten, dass in Armin Laschets "Zukunftsteam" mit Dorothea Baer eine Frau sitzt, die noch 2017 öffentlich verkündete und einem der weltweit angesehensten Klimawissenschaftler direkt ins Gesicht sagt, dass sie nicht glaube, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht sei.
Zurzeit ist Baer übrigens in der Bundesregierung als Staatssekretärin für die Digitalisierung Deutschlands verantwortlich, was ja vielleicht auch erklären mag, weshalb Deutschland auf diesem Feld inzwischen zu den Schlusslichtern in Europa gehört. Nur Albanien soll noch schlechter ausgestattet sein.
Des Weiteren wird es in Nordrhein-Westfalen einen Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe geben, wie der WDR berichtet. Die Opposition will die Rolle der Landesregierung während und vor der Katastrophe beleuchten. Aufarbeitung sei wichtig. "Das sind wir den Opfern schuldig", meint die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Verena Schäffer, gegenüber dem WDR.
Außerdem brennen in Russland, Spanien und den USA weiter die Wälder.
Derweil pfeifen es hierzulande inzwischen die Spatzen - wie hier beim ZDF - von diversen Dächern, dass keine der Bundestagsparteien mit ihrem Programm noch das 1,5-Grad-Ziel der Pariser Klimaübereinkunft schaffen kann.
Dabei schneiden je nach Blickwinkel meist das Programm der Linkspartei, manchmal auch das der Grünen noch am besten ab. Da sollten die beiden Parteien bei der anstehenden Wahl zusammen eigentlich auf 40 Prozent der Stimmen kommen, doch danach sieht es bisher nicht aus. So hoch ist nämlich in etwa der Anteil der Wählerinnen und Wähler, für die Umwelt- und Klimaschutz das wichtigste Thema bei dieser Wahl ist.
Schließlich wäre noch darauf hinzuweisen, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, keine Gelegenheit auslässt, Fördergelder ins heimische Bayern zu lenken, dass der Volkswagen- Konzern sich für Tempo 30 in Wohngebieten und Tempo 130 auf den Autobahnen stark macht und dass auch Kanada nun mit Fairy Creek so eine Art Hambacher Forst hat.
Der Sender CBC berichtet, dass sich die Blockade des Waldes auf der Vancouver Island im äußersten Westen des Landes zur größten Aktion bürgerlichen Ungehorsams ausgewachsen habe. Der Protest richtet sich gegen das Roden eines alten Urwaldes.