Klimaschutz: Alles nur woke?
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Ein Kabarettist rät uns, lieber die anderen machen zu lassen, und hält Beleidigungen für rationale Argumente.
Ein kleiner Vortrag über die Auseinandersetzungen um den Klimaschutz, den der Comedian Konstantin Kisin unlängst vor dem Debattierclub der Universität Oxford gehalten hat, schlägt derzeit in den sozialen Medien hohe Wellen. Das ist erstaunlich – denn Neues hatte er wahrlich nicht zu bieten – und auch nicht erstaunlich, denn Kisin bedient vor allem jene, die aus Bequemlichkeit oder monetärem Interesse gerne alles beim Alten beließen.
Lesen Sie zu diesem Thema auch die Dokumentation des Kisin-Vortrags und die Einordnung von Telepolis-Chefredakteur Harald Neuber.
Denen könnte man natürlich schlicht und einfach mit Erich Fried antworten: "Wer will, dass die Welt bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt." Doch wir möchten uns hier noch einmal seiner Argumente annehmen, auch wenn sie unter den angehäuften Bergen von Beleidigungen nicht so einfach auszumachen sind und vieles in den letzten Jahrzehnten schon tausendfach widerlegt wurde.
Also lassen wir mal eben beiseite, dass er seinen Kontrahenten – natürlich unbelegt – vorwirft, sie würden sich als woke bezeichnen, womit er einen bei hiesigen wie internationalen rechten Kulturkämpfern höchst beliebten Pappkameraden aufbaut.
Sehen wir ebenfalls darüber hinweg, dass er den Klimaschützern, die von der Politik immer wieder einfordern, diese möge endlich auf die Wissenschaft hören, vorwirft, sie seien in ihrer großen Mehrheit nicht rationalen Argumenten zugänglich. Schauen wir uns einfach mal an, was von seiner eloquenten kleinen Rede übrig bleibt, wenn man die diversen Schichten Polemik abträgt.
Da ist zum einen das auch hierzulande oft zu hörende Argument, Großbritanniens Anteil am Problem sei mit zwei Prozent doch viel zu klein. Das könnten nun außer den USA (15,5 Prozent) und China (29 Prozent) fast alle Länder von ihrem Beitrag zu den weltweiten Treibhausgasemissionen sagen. Tatsächlich betrug 2016 Großbritanniens Anteil an den globalen CO2-Emissionen – die anderen Treibhausgase der Einfachheit halber einmal außer Acht gelassen – nur ein Prozent.
Alle Länder außer den USA und China haben einen Anteil im einstelligen Bereich, und Deutschland liegt mit 2,17 Prozent – bei einem Anteil von einem Prozent an der Weltbevölkerung – schon an sechster Stelle.
Es bedarf nun aber nicht des Studiums der höheren Mathematik, um an den Zahlen zu sehen, dass die wirklich großen Sünder nur für knapp 45 Prozent der gegenwärtigen Emissionen verantwortlich sind. Wenn also der Rest der Welt Kisins Vorschlag folgen und sich einfach zurücklehnen würde, dann wäre nicht einmal die Hälfte des Problems erledigt.
Mal ganz davon abgesehen, dass ein solcher Ansatz in den USA oder China vermutlich niemanden überzeugen könnte. Diplomatie funktioniert irgendwie anders, aber die kommt in Europa derzeit ja ohnehin etwas aus der Mode.