Klimaschutz-Faktor Moore: Das plant die Politik

Feuchtgebieten und Mooren (hier: Waldnaabaue) kommt eine besondere Bedeutung beim Schutz des Klimas zu. Foto: Purenatur / CC-BY-SA-4.0

Aus trockengelegten Mooren entweichen große Mengen Treibhausgase. Wiedervernässung ist aktiver Klimaschutz. Warum Landwirte sich Sorgen machen.

Seit rund tausend Jahren werden die Fischteiche in der Waldnaabaue bei Tirschenreuth in der Oberpfalz bewirtschaftet. Vielfältige Karpfenteiche, aber auch versumpfte Teiche, aus denen Schilf und Rohrkolben, Birken- oder Erlenstämme herausragen, prägen das Landschaftsbild. Vor 25 Jahren wurden hier ehemalige Teiche wieder vernässt.

Zugleich wurde dafür gesorgt, dass das Wasser nicht mehr ungehindert abfließen kann. Heute leben hier wieder eine Reihe seltener Arten: diverse Libellen, Moorfrösche und Kreuzottern, aber auch Fisch- und Seeadler brüten hier.

Während der letzten Jahre allerdings fiel fast ein Drittel weniger Regen in der Region als im langjährigen Mittel – nur 350 Liter pro Quadratmeter im Jahr statt wie früher 450 Liter. Das Biotop leidet zunehmend unter zu trockenen Sommern. Wo nicht genug Wasser nachkommt, trocknen viele Bereiche aus, die infolgedessen verwalden oder verbuschen.

Um dem entgegenzuwirken, soll nun Regenwasser vom Herbst und Winter auf der Fläche zurückgehalten werden. In den sich selbst überlassenen Bereichen hilft der Biber mit dem Bau von Dämmen nach. Auch die Fischteiche werden bei diesem Prozess mit eingebunden. Auch diese Weise könnte das Feuchtgebiet trotz Klimawandel weiter existieren, hoffen die Initiatoren, wenn auch mit einem kleineren durchnässten Kerngebiet.

Auch das Rote Moor in der Rhön in der Nähe der hessisch-bayerischen Landesgrenze ist Lebensraum von seltenen Tieren und Pflanzen. Auch dieses Moor ist von Austrocknung gefährdet. Im Laufe des Sommers wurde das Rote Moor nördlich von Unterfranken im hessischen Teil des Unesco-Biosphärenreservat Rhön renaturiert.

Ablaufkanäle aus der Zeit des Torfabbaus wurden entfernt. Marode Holzspundwände wurden saniert, um den Wasserspiegel im Hochmoor zu stabilisieren. So können sich moortypische Pflanzengesellschaften wie die Kleine Moorjungfer, der Hochmoor-Perlmuttfalter und der Sonnentau entwickeln.

Bayern: Moorbodenschutz ist von öffentlichem Interesse

Das Ziel "Klimaneutral bis 2040" hält Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zwar für ambitioniert. Doch es sei machbar. Bis dahin sollen 55.000 Hektar Moorflächen in Bayern wiedervernässt - und somit acht Millionen Tonnen Kohlenddioxid gespeichert - werden. Allein in Schwaben, im Zentrum für den Moorbodenschutz, werde in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft eine Fläche von 14.000 Hektar wiedervernässt, erklärt Umweltminister Thorsten Glauber.

Um die Renaturierung zu beschleunigen, will der Freistaat künftig alle anfallenden Kosten übernehmen, anstatt nur wie bisher 75 bis maximal 95 Prozent zu erstatten. Allein für den bayerischen Klimaschutz werden jährlich eine Milliarde Euro bereitgestellt. Doch es gibt auch Kritik: Die Wiedervernässung geschehe im Schneckentempo, erklärt Norbert Schäffler.

Besonders im Donaumoos seien in den letzten zwei Jahren kaum Flächen wiedervernässt worden. Der Vorsitzende des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz fordert ein "Renaturierungs-Turbo". Im Fall von Donaumoos erwartet Söder allerdings längere, zähe Prozesse. Seine Regierung wolle "motivieren, nicht sanktionieren" und das Projekt Hand in Hand mit der Bevölkerung vorantreiben. Zudem will die bayerische Landesregierung mit der Landwirtschaft kooperieren

Landwirte müssen bei den Plänen besser eingebunden werden

Außer in Bayern und Baden-Württemberg gibt es vor allem in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg entwässerte Moore. Sie werden größtenteils als Grünland und Ackerland genutzt, zu geringem Teil wurden sie aufgeforstet und verursachen jährlich rund 46 Millionen Tonnen Treibhausgase.

Die Moorschutzstrategie der Bundesumweltministerin sieht vor, die Emissionen aus Moorböden bis 2030 um fünf Millionen Tonnen (zehn Prozent) jährlich zu reduzieren. Alle noch bestehenden naturnahen Moore müssen bis dahin erhalten beziehungsweise wieder bewässert werden. Dafür will Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vier Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

Wegen der fortschreitenden Erwärmung werde es immer schwieriger, die Moore in einigen Jahrzehnten noch zu vernässen, befürchtet Moorforscherin Bärbel Tiemeyer vom Thünen-Institut und drängt zur Eile. Vertreter der Landwirtschaft hingegen befürchten Verluste in Milliardenhöhe. Denn wenn Böden vernässt werden, ist es nicht mehr möglich, darauf Milchkühe zu halten oder mit dem Traktor zu fahren.

Man dürfe den Landwirten nicht nur Vorgaben machen, sondern müsse auch attraktive Angebote unterbreiten, kritisiert der Bremer Bodenkundler Joachim Blankenburg. Das Greifswald Moor Centrum - eine Kooperation der Universität Greifswald und verschiedener Moorschutz-Einrichtungen - fordert zudem, neben den Landwirten auch Wasserwirtschaft und Kommunen mit einzubinden.

Ein weiteres Problem seien fehlende Kenntnisse über die genauen Standorte. Denn Böden verändern sich. Alte Karten könnten Moorböden ausweisen, die es gar nicht mehr in der alten Mächtigkeit gibt. Erst wenn man mehr über die einzelnen Böden wisse, könne man entscheiden, welche Flächen sich überhaupt zum Vernässen eignen.