Könnten sie nicht gute Gründe haben zu schweigen?

Seite 3: Sendet so viel ihr könnt!

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Dass ausgerechnet der bekannte SETI-Radioastronom Seth Shostak der strittigen „Active-SETI-Methode etwas Positives abgewinnen kann, obwohl er wie Frank Drake, Jill Tarter und John Billingham längst offiziell davon Abstand genommen hat, im Rahmen des SETI-Programms eine irdische Botschaft ins All zu senden, spiegelt die ambivalente Haltung der SETI-Profis unserer Ära nur allzu deutlich wider. Zu diesem delikaten Thema gehen in der SETI-Szene die Meinungen weit auseinander.

Illustration eines fremden Sonnensystems, von denen es Schätzungen zufolge allein in unserer Milchstraße mehr als eine Milliarde geben könnte. Vielleicht sind es noch mehr, und vielleicht haben in ihnen hochentwickelte Kulturen dereinst das Licht ihrer Sonne erblickt. Womöglich haben diese Zivilisationen längst das Zeitliche gesegnet – nur ihre absichtlich entsandten Licht- oder Funksignale legen noch Zeugnis von ihrem einstigen kosmischen Dasein ab, sofern jemand sie auffängt. Bild: NASA/JPL-Caltech

Während der 1996 verstorbene Carl Sagan trotz seiner positiven Einschätzung der moralischen Qualitäten außerirdischer Gesellschaften davon abrät, kosmische Visitenkarten zu verteilen, statt dessen empfiehlt, sich lieber für längere Zeit aufs Zuhören zu beschränken, plädiert Shostak neuerdings für eine Doppelstrategie. Seine Devise lautet fortan: Horcht nach Funksignalen, sendet aber auch fleißig!

So dürfte David Brin fraglos irritiert gewesen sein, als Shostak 2009 mit dem Vorschlag überraschte, Außerirdische mit so vielen Informationen wie nur irgend möglich einzudecken, ihnen das aktuelle Wissen der Welt, alle im World Wide Web konzentrierten und gespeicherten Bits und Bytes zuzusenden.

Nein, wenn wir eine Nachricht von der Erde übermitteln wollen, sollten wir die Google-Server in den Transmitter befördern. Sendet den Aliens das World Wide Web.

Per Radiosignal ließe sich die planetare Enzyklopädie, so Shostak, binnen sechs Monaten als kompakte Lieferung verschicken. Mittels eines Infrarot-Laserstrahls könne die ganze Prozedur, so Shostak, innerhalb von nur zwei Tagen abgewickelt sein.

Carl Sagan mit einer 1:1-Kopie des Mars-Landers Viking 1, dessen Original nach marsianen Leben suchte … Bild: NASA

Brins Hoffnung

Diesem Ansatz vermag David Brin gleichwohl nichts Positives abzugewinnen. Von seinem alten Standpunkt ist er kein Jota abgerückt. Vor allzu großer Sendefreudigkeit sei gewarnt, so seine alte und neue Maxime. Denn wenn von SETI überhaupt eine reale Gefahr ausgeht, dann sind hierfür die Active-SETI- und METI-Befürworter verantwortlich, die schon mehrfach Botschaften mit leistungsstarken Radioteleskopen zu erdnahen Sternen gesendet haben: freimütig, voreilig, oft unter Zeitdruck und häufig fehlerhaft.

Dennoch hält Brin das Risiko für ausgesprochen gering, dass wir feindlich gesinnten Zivilisationen via Kosmogramm die Position der Erde verraten und von uns selbst vorschnell Informationen preisgegeben haben. Auch wenn viele Arten in der Galaxis und in den anderen Weltenoasen von ähnlichen Idealen beseelt sind wie unsere aggressive Spezies und daher Gefallen daran finden, technisch und kriegsstrategisch unterlegene Völker und Kulturen derart rücksichtslos auszuplündern und auszumerzen, wie es unsere Vorfahren in der Vergangenheit aus Machtstreben und Gewinnsucht oft praktiziert haben, glaubt Brin keineswegs an eine außerirdische Invasion.

Die meisten Physiker und Science-Fiction-Autoren sind sich allerdings einig, dass […] dies sehr unwahrscheinlich ist. Denn wie könnte eine Invasionsarmee am Ende einer Versorgunglinie über mehrere Lichtjahre hinweg aufrechterhalten? […] Auch wenn sie in billigen melodramatischen Kinofilmen dominiert, stellt eine Invasion aus dem All wahrscheinlich die geringste Gefahr dar.

Offizielle Website von David Brin mit einigen integrierten You-Tube-Videos, in denen er seine Active-SETI-Skepsis präzisiert. Siehe auch:

David Brins Youtube-Channel
Brins Wordpress Blog

Teil 4: Aliens und San Marino Skala

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