Kolumbien: Warum Olaf Scholz nun wohl auf "Blutkohle" verzichten muss

Seite 2: Kolumbien, Kohle und Kanzler Scholz

Der deutschen Bundesregierung, die infolge des Ukraine-Krieges und der Russland-Sanktionen der EU mit einer Energiekrise konfrontiert ist, entstehen durch die Wahl von Petro und Márquez womöglich neue Probleme.

Anfang April hatte Bundeskanzler Scholz mit dem scheidenden kolumbianischen Präsidenten Iván Duque über die Möglichkeit erhöhter Steinkohle-Exporte nach Deutschland beraten. Kolumbien prüfe die Möglichkeit, die Kohle-Ausfuhren nach Deutschland zu erhöhen, um dessen Energiesicherheit zu stärken, hieß es danach in einer Mitteilung des Präsidialamts in Bogotá:

Wir haben über die aktuelle Krisensituation bezüglich der Energieversorgung in Europa gesprochen. Wir haben die ständigen Bedrohungen erkannt, die Russland jetzt für die Energieversorgung Europas bedeutet. Es ist daher möglich, dass wir zu diesem Zeitpunkt, in dem Länder wie Deutschland ihre Energiesicherheit stärken müssen, die kolumbianischen Kohle-Exporte erhöhen, damit sie sich gegen Energieknappheit wappnen können.

Mitteilung des Präsidialamtes von Kolumbien

Diese Option dürfte nun ausgerechnet vor dem zu erwartenden Krisen-Herbst mit Energienot weggebrochen sein. Energieunternehmen wie Vattenfall hatten in der Vergangenheit Steinkohle aus dem kolumbianischen Tagebau Cerrejón importiert – trotz massiver Menschenrechtsverletzungen und gedeckt von verschiedenen aufeinanderfolgenden Bundesregierungen.

Der Mega-Tagebau im Nordosten des Landes über 70.000 Hektar Fläche, gut 10.000 Angestellten und über 30 Millionen Tonnen Jahresausbeute war lange eines der am stärksten kritisierten Großprojekte des südamerikanischen Landes. Nicht nur Aktivisten in Kolumbien, sondern auch Menschenrechtsorganisationen in Deutschland bezeichneten das Exportgut angesichts der massiven Gewalt gegen Anwohner und Umweltschützer als "Blutkohle".

Olaf Scholz wird nun noch einmal zu Hörer greifen müssen, um die Importe dauerhaft zu sichern. Dabei wird es wohl auch um die Verantwortung der Unternehmen und Importeure gehen. Das Thema steht ohnehin schon lange aus.