Komet übersehen

In den Daten der Sonnensonde SOHO wurde jetzt ein Komet entdeckt, den niemand gesehen hatte, als er in Erdnähe war

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy-9 auf dem Jupiter vor knapp sechs Jahren hat die Gefährdung der Erde durch ähnliche Einschläge stärker ins Bewusstsein gerückt. Seitdem wurden verschiedene Initiativen ins Leben gerufen, um Himmelskörper zu identifizieren, die der Erde gefährlich werden könnten. Doch diese Beobachtungsprogramme sind noch längst nicht in der Lage, wirklich alle erdnahen Objekte zu erfassen. Wissenschaftler des Finnischen Meteorologischen Instituts und des Service d'Aeronomie in Frankreich konnten jetzt nachweisen, dass im Jahr 1997 ein Komet übersehen wurde, obwohl er vergleichsweise hell gewesen sein muss.

Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy-9 auf dem Jupiter

Die Forscher konnten den Kometen anhand von Daten des SWAN-(Solar Wind Anisotropies)-Instrumentes an Bord der Sonnensonde SOHO (Solar and Heliospheric Observatory) identifizieren, die in etwa 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde stationiert ist. Das Instrument dient eigentlich der Beobachtung des Sonnenwindes, der unsere unmittelbare kosmische Nachbarschaft vom interstellaren Gas absetzt. Hierfür tastet SWAN täglich den gesamten Himmel im ultravioletten Bereich des elektromagnetischen Spektrums ab und misst die sogenannte Lyman-alpha-Emission von Wasserstoffatomen. Damit ist es aber auch geeignet, Kometen zu erkennen, die ebenfalls beträchtliche Mengen dieser Strahlung aussenden.

Trotz des nur sehr geringen Auflösungsvermögens von SWAN konnten die Wissenschaftler in den Daten von Dezember 1995 bis Juni 1998 insgesamt 18 Kometen ausmachen, von denen aber nur 17 auch im optischen Bereich beobachtet worden waren. Schätzungen aufgrund der vorliegenden Daten ergaben, dass die Helligkeit des damals unentdeckt gebliebenen Kometen bei etwa 11 gelegen haben muss. Damit wäre er irdischen Teleskopen leicht zugänglich gewesen. Dass er dennoch übersehen wurde, führen die Forscher auf seine exzentrische Bahn zurück, die außerhalb der Bereiche lag, auf die sich Beobachtungen zumeist konzentrieren.

Die Umlaufbahnen von Kometen sind sehr vielfältig und liegen zumeist auch nicht in der Ebene der Ekliptik, in der sich die Planeten und Asteroiden bewegen. Zugleich werden die potentiellen Folgen eines Kometeneinschlags als verheerender eingeschätzt als die eines Asteroiden. Mit ihrer Entdeckung verbinden die Wissenschaftler daher die Forderung nach dem Aufbau eines effektiven Frühwarnsystems, bei dem Geräte wie SWAN, die regelmäßig den gesamten Himmel absuchen, eingesetzt werden sollten.