Kometentheorie doch falsch?

Rätselraten um Aussterben der Dinosaurier

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Noch nie wurde das jähe Ende einer Tierart derart mythisch verklärt und wissenschaftlich kontrovers diskutiert wie das plötzliche Verschwinden der Dinosaurier von Mutter Erde. Zahlreiche Theorien kursieren, von denen manche auch zum Schmunzeln einladen. Nun liegt ein neuer Ansatz vor, der die Kometenthese jedoch nur leicht ins Wanken zu bringen vermag.

Meteorkrater

Es ist ein Konglomerat von kreativen, bisweilen sogar wüsten Theorien, mit dem Dino-Forscher und selbsternannte Paläontologen und Archäobiologen bis auf den heutigen Tag vorstellig geworden sind, um zu aufzuklären, warum Tyrannosaurus Rex und Co. nach über 150 Millionen Jahren erfolgreicher Regentschaft mit einem Mal das Zepter abgaben und sich aus der Erdgeschichte verabschiedeten. Das Spektrum der vorgelegten seriösen und obskuren Erklärungsmodelle ist fürwahr sehr breit. Mal machten Forscher für das plötzliche Aussterben der Riesenechsen irdischen Vulkanismus, mal eine Explosion eines erdnahen Sterns in Form einer Supernova verantwortlich.

Bislang war die bekannte Katastrophentheorie, wonach ein auf die Erde niedergegangener Komet respektive Asteroid das Schicksal der Dinos besiegelte, das Standardmodell schlechthin. Trotzdem gab es aber immer wieder auch Versuche, das etablierte Modell zu stürzen.

Kosmische Staubthese scheiterte

Hierzu zählt insbesondere die ungewöhnliche These der amerikanischen Planetenforscher Stephen Kortenkamp (Carnegie Institut Washington) und Stanley Dermott (Universität Florida), wonach periodisch auftretende Veränderungen der Erdbahn dazu führen, dass unser Planet alle 100.000 Jahre zwei- bis dreimal mehr kosmischen Staub einfängt als gewöhnlich. Gelangen die im Weltall herumschwirrenden Partikel in das Erdschwerfeld, fällt ein Teil zu Boden; der weitaus größere bleibt über der Atmosphäre und legt sich wie ein Mantel um den Globus. Von dort reflektiert er das eingehende Sonnenlicht so wirkungsvoll, dass es zu einer Eiszeit kommt. Auf diese Weise soll das Ende der Dinos seinen Anfang genommen haben.

Doch viele Fachkollegen - allen voran der Dinosaurierexperte David Kring (University Arizona) - widersprach dieser These: "Lägen Kortenkamp und Dermott mit ihrer These richtig, dann würde auf unserer Erde in schöner Regelmäßigkeit alle 100.000 Jahre ein Massensterben stattfinden". Dazu ist es aber nach Ansicht der meisten Forscher nicht gekommen.

Sintflut war schuld

Auf bizarre Weise einzigartig ist die These des holländischen Theologen Ben van Noort, der Mitte 1998 in der holländischen Tageszeitung Algemeen Dagblad ernsthaft behauptete, die Dinosaurier seien nur deshalb ausgestorben, weil auf der biblischen Arche Noah für die Riesenechsen kein Platz mehr gewesen wäre. Noah hätte auf seine Arche nur "Landtiere und Vögel" und keine Sumpftiere mitgenommen. Deshalb seien alle Dinosaurier der großen Sintflut zum Opfer gefallen. Dass die Saurier dereinst am liebsten im Sumpf lebten, sei ja schon in der Bibel überliefert: "Zwei Kapitel lang wird im Buch Hiob ein Monster beschrieben, das ohne Zweifel ein Dino der schlimmsten Sorte gewesen ist", so van Noort. "Da der Autor dieses Buches um das Jahr 2000 vor Christus gelebt habe, liefert die Bibel zugleich den Beweis, dass es zu dieser Zeit tatsächlich noch vereinzelte Exemplare dieser Spezies gegeben hat."

Doch selbst bibelfeste Wissenschaftler quittieren einen solchen Ansatz mit einem müden Augurenlächeln. Heute gilt indes als gesichert, dass ein aus den Tiefen des Alls kommender 10 bis 14 Kilometer großer Asteriod oder Komet sich mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 15 Kilometern in der Sekunde in den Erdboden bohrte. Mit der milliardenfachen Kraft der Hiroshima-Atombombe sprengte er einen 200 Kilometer großen und 10 Kilometer tiefen Krater. Viele Indizien sprechen dafür, dass der Chicxulub-Krater in Yucatan/Mexiko jene Stelle ist, wo einst besagter kosmische Brocken niederging, der die Saurierära schlagartig beendete. Der aufwaltige Aufprall zog gewaltige Erdbeben, massive vulkanische Aktivität und das Umkippen des gesamten Ökosystems nach sich: Dreiviertel der damals lebenden urzeitlichen Geschöpfe verendeten - unter ihnen die größten Kreaturen, die unseren Planeten jemals bewohnt haben. Doch nunmehr melden Forscher neue Bedenken an.

Neue Indizien gegen Kometenthese

Nach einer neuen im Magazin Science veröffentlichten Studie von Geochemiker Kenneth Farley und seinem Student Sujoy Mukhopadhyay von der Geological and Planetary Science Division des California Institute of Technology, sowie ihrem italienischen Kollegen Alessandro Montanari vom Geological Observatory in Apiro dauerte dieser Prozess einschneidender Veränderungen auf der Erde allerdings nur an die 10.000 Jahre.

Farley und seine Kollegen untersuchten Gesteinsschichten in Italien und Tunesien und fanden charakteristische Trennungen zwischen Ablagerungen aus dem Tertiär und der vorhergehenden Kreidezeit. Mit Hilfe der sogenannten Helium Thermochronometrie, mit der die Menge von Helium-3-Isotopen gemessen werden kann, stellen sie fest, dass diese Schicht für ihre Ablagerung nur die besagten 10.000 Jahre brauchte.

Doch nicht nur die für geologische Vorgänge extrem kurze Zeitspanne überraschte die Forscher. Auch die konstante Rate von Helium-3 im Zeitraum zwischen 63,9 und 65,4 Millionen Jahren war ungewöhnlich. Wäre ein großer Asteroid in dieser Zeitspanne eingeschlagen, hätte dieser viel mehr Helium-3 auf die Erde gebracht. Und wäre infolgedessen seinerzeit schwerer Vulkanismus entstanden, wäre die Atmosphäre auf mindestens 500.000 Jahre vergiftet gewesen, was wiederum in den Gesteinsablagerungen Spuren hinterlassen haben müsste, welche vom Caltech-Team aber nicht festgestellt wurden.

Diese Schlussfolgerungen sorgen nun für Zündstoff in allen wissenschaftlichen Debatten über die Frühgeschichte der Erde. Ob die Kometentheorie, die bislang immer als gesichert galt, jetzt aber ad acta gelegt werden muss, darf bezweifelt werden, da das Gros der Indizien nach wie vor für ihre Richtigkeit spricht.

Aufkommen der Dinos auch durch Kometen?

Überdies vermuten Wissenschaftler auch, dass das Aufkommen der Dinosaurier einen extraterrestrischen Ursprung hatte. Das Wissenschaftler-Team der Universitäten Washington, Rochester und New York sowie der NASA fand in ganz unterschiedlichen Gegenden der Erde (im südchinesischen Meishan, im Südwesten Japans oder in Ungarn) Hinweise dafür, dass das größte Artensterben der Erdgeschichte vor 250 Millionen Jahren - damals verendeten neunzig Prozent aller im Meer lebenden Organismen und die meisten Landpflanzen und fast drei Viertel aller Landwirbeltierarten - durch den Aufprall eines Kometen ausgelöst wurde. Dieser habe den Weg für die Entwicklung der Dinosaurier frei gemacht (Mit Edelgas gefüllte Buckminster-Fullerene).

In Gesteinsschichten aus dieser Zeit detektierten die Forscher Reste außerirdischer Gase in kugelförmigen Kohlenstoff-Molekülen, den so genannten Buckminster-Fullerenen. Die Edelgase Helium und Argon weisen darin eine andere Zusammensetzung von bestimmten Atomsorten (Isotopen) auf als in der Erdatmosphäre. Solche gasgefüllten "Kohlenstoffbälle" konnten sich nach Ansicht der Forscher nur außerhalb des Sonnensystems gebildet haben.