Kommt bin Ladin zur Love Parade?

Angeblich sind während des traditionell friedvoll verlaufenden Berliner Raver-Umzugs Mitte Juli Terroranschläge geplant

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Die Love Parade war im vergangenen Jahrzehnt trotz der ewigen Debatten um den Müll und die Grünanlagenzerstörung immer ein weitgehend friedvolles Fest der Jugend, bei dem es nie zu Ausschreitungen kam. Doch über dem diesjährigen Event lagern dunkle Wolken: Glaubt man der Bild-Zeitung, haben islamistische Terroristen die Massenveranstaltung im Visier.

Am 13. Juli werden in Berlin wieder etwa eine Million Raver erwartet, die rund um die Goldelse auf der Straße des 17. Juni durch den Tiergarten zu den Klängen von Techno, House oder Drumm & Bass tanzen sollen. Abergläubische könnten der Love Parade, die dieses Jahr just unter dem neudeutschen Motto "Access Peace" steht, eventuell schon aufgrund des Datums fernbleiben, auch wenn der Termin wie gewohnt auf einen Samstag fällt. Verstärkt werden die Bedenken nun durch einen Bericht der Bild-Zeitung, die vor dem drohenden "Bomben-Terror in Berlin" warnt.

Aus den üblichen informierten, aber nicht-uniformierten V-Mann-Kreisen - dieses Mal vom Landeskriminalamt (LKA) der Hauptstadt - will das in die 50er gekommene Blatt erfahren haben, dass "arabische Terroristen" angeblich einen Sprengstoffanschlag auf die Love Parade geplant haben. Ein "Geheimdokument" der Sicherheitsbehörde gehe davon aus, dass "ein Kfz mit Sprengstoff und entsprechendem Zünder an exponierter Stelle etabliert" werden solle. Mit Hilfe albanischer Moslems sollen bereits am 12. Juni fünf Kilo Sprengstoff in einem Auto in die Hauptstadt geschmuggelt worden sein. Eine weitere Sprengstoff-Lieferung sei für das vergangene Wochenende verabredet gewesen.

Dem Jargon nach - wer würde beim Abstellen eines Autos von einem "Etablissement" sprechen? - könnte das "vertrauliche Papier" sogar echt sein. Auch wäre es tatsächlich eine dem Aufmerksamkeitsterror potenzieller Bin-Ladin-Nachfolger "würdige" Idee, eine Massenveranstaltung wie die Love Parade, die von mehreren Sendern live im Fernsehen übertragen wird und auch schon mal vor einigen Jahren von "Chaos-Punks" gesprengt werden sollte, als mögliches Ziel für Attentate ins Auge zu fassen. Doch der angeblich aufgedeckte Plan wirkt geradezu etwas enttäuschend und einfallslos für Terroristen im Umfeld von Selbstmordattentätern, die Symbole wie das World Trade Center in Schutt und Asche legten: Eine "schlichte" Autobombe soll es sein - und das just an einer Umzugstrecke, auf der abgesehen von den Trucks mit den Lautsprechern und den DJs kein Zentimeter Abstellplatz für andere Fortbewegungsmittel mehr ist.

Doch in einer Zeit alltäglicher Terrorwarnungen konnte es nicht ausbleiben, dass sich diese früher oder später auch auf die Love Parade beziehen würden. "Make terror, not love", ist doch ein zu eingängiges Motto für die Boulevardpresse. Da tut es auch nichts zur Sache, dass sich die jüngsten von al-Dschasira übermittelten Anschlagsdrohungen von al-Qaida erneut gegen die USA richteten und dass die Züricher Street Parade bereits größer ist als das Berliner Original und damit prinzipiell das "bessere" Ziel abgeben würde. Bleibt also nur zu hoffen, dass die Love Parade in diesem Jahr wie von ihrem neuen Macher Fabian Lenz geplant ohne Zwischenfälle "kulturelle Brücken schlagen" wird. Bin Ladin - längst Ikone der Popkultur - würde von den Liebesjüngern jedenfalls sicher als Mittänzer oder Wagenführer begeistert begrüßt.