Kommt der demografische Winter?
Seite 2: Geburtenraten kaum beeinflussbar
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Bislang hat sich die pronatalistische Politik weitgehend darauf konzentriert, die Kosten der Kindererziehung zu subventionieren und die Eltern beim Verbleib im Erwerbsleben zu unterstützen.
Obwohl solche Maßnahmen für Eltern und Kinder von großem Nutzen sind, haben sie sich allerdings kaum auf die Geburtenraten ausgewirkt. So hat etwa das italienische Familiengesetz von 2020 ‒ ein umfassendes Programm, das Familienbeihilfen vorsieht, den Vaterschaftsurlaub erhöht, die Gehälter von Müttern aufstockt und die Kinderbetreuung subventioniert ‒ die weiter sinkende Geburtenrate des Landes nicht aufgehalten.
Da die Geburtenraten weiter sinken und die Angst der Ökonomen vor einem Bevölkerungsrückgang zunimmt, beginnen einzelne Regierungen bereits, drakonische Maßnahmen zu ergreifen.
Fördern und erzwingen
Neben der Förderung der assistierten Reproduktionstechnologien hat Südkorea schon 2005 die Abtreibung verboten. China verkündete kürzlich das Ziel, "nicht medizinisch notwendige Abtreibungen zu reduzieren", um "die Entwicklung der Frauen" zu fördern. Auch Iran schränkte den Zugang zu Abtreibung, Sterilisation und Empfängnisverhütung deutlich ein, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Geburtenrate zu erhöhen.
Besonders gefährlich für Frauen ist jegliche Art von Abtreibungsverbot. Sechs von zehn ungeplanten Schwangerschaften weltweit enden mit einem Schwangerschaftsabbruch.
Weltweit sind etwa 45 Prozent aller Abtreibungen unsicher, was wesentlich zur Müttersterblichkeit beiträgt. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass global jährlich 39.000 Mädchen und Frauen an den Folgen unsachgemäß durchgeführter Abbrüche sterben.
Unsichere Abtreibungen töten Mädchen und Frauen
Amnesty International weist darauf hin, dass Frauen ‒ unabhängig von der Gesetzgebung in ihren Heimatländern ‒ in etwa dem gleichen Maß auf Abtreibungen zurückgreifen: 37 Abtreibungen auf 1.000 Lebendgeburten, wo das Gesetz sie verbietet; 34 auf 1.000, wenn es sie zulässt.
Regierungen sollten Bildung, Empfängnisverhütung und Gesundheitsdienste anbieten, weil dies ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen entspricht und es grundlegende Bestandteile einer fortschrittlichen, fairen Gesellschaft sind und nicht, weil diese Politiken angeblich die Geburtenrate senken.
Und sie sollten Elternurlaub, Kindergeld und eine hochwertige Kinderbetreuung anbieten, weil es den Kindern den bestmöglichen Start ins Leben ermöglicht und nicht, weil dies vielleicht die Geburtenrate erhöht.
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