Kommt nach dem IS der "schiitische Halbmond"?

Seite 2: Schreckensvision für sunnitisch-konservative Monarchien am Persischen Golf

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Die Islamische Republik ist in Libanon und Syrien mit der schiitisch-libanesischen Miliz - der Hisbollah - omnipräsent. Die Hisbollah als "Handlanger" des Iran verfügt über etwa 50.000 Kämpfer und 150.000 Raketen unterschiedlicher Reichweite. Von den 50.000 Mann kämpfen etwa 10.000 in Syrien an der Seite von Bashar Al-Assad mit Rückendeckung der iranischen Al-Qods-Brigade und Russland. Diese haben maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Assad nicht stürzt.

Im Irak hat die schiitische Miliz Hashd al-Shaabi - 2014 gegründet - mindestens 100.000 Mitglieder. Iran kommt für die Finanzierung, Waffen, Ausbildung und Logistik der Miliz auf. In Jemen riss der ebenfalls vom Iran unterstützte schiitische Zweig der Huthi-Miliz die Macht an sich. Der Iran unterstützt auch radikale Sunniten. Teheran ist laut Aussage des Hamas-Chefs im Gazastreifen Yahya Sinwar der größte Finanzier und Waffenlieferant an die Al-Qassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas. Die Zusammenarbeit der Mullahs mit den Taliban in Afghanistan ist bereits bewiesen.

Es war der jordanische König Abdullah II., der 2004 und erstmals nach dem Irakkrieg (2003) den Begriff vom "schiitischen Halbmond" prägte. Der König meinte, dass der Sturz des Sunniten Saddam Hussein im Irak die Machtübernahme der Iran freundlichen schiitischen Iraker bedeuten würde und dieser Machtzuwachs der Ayatollahs in Teheran würde auch für Libanon, Syrien und Jemen (und Bahrain) gelten, wodurch die Region geografisch durch einen schiitischen Halbmond geprägt würde.

Das wäre eine beschworene Schreckensvision für sunnitisch-konservative Monarchien am Persischen Golf inklusive Saudi-Arabien, der nun unter dem Vorwand dieses Schreckgespenstes die eigene schiitische Bevölkerung unterdrückt und aus Furcht vor einer iranischen Übernahme Bahrains und Jemens in diese beiden Staaten militärisch intervenierte. Saudi-Arabien ist auch in den regionalen Stellvertreterkrieg mit dem Iran involviert, doch eine derart massive direkte Bewaffnung der Milizen und eine direkte eigene Involvierung mit Truppen und Kriegsgerät im Syrien-Krieg oder anderswo außer offiziell deklarierten Eingriffen in Bahrain und Jemen ist von den Saudis nicht bekannt.