Kommt wirklich ein neues Wolfenstein 3D?

Nachfolger des umstrittenen und indizierten Spiels in Sicht

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wolfenstein 3D gehört zweifelsohne zu den Klassikern der Computergeschichte mit zweifelhaftem Ruf. Es ist der Urvater der 3D-Games und löste eine Lawine von First-Person-Shootern aus. Gegenstand der Diskussionen war nicht nur die Gewaltverherrlichung und der Selbstjustizgedanke, sondern auch die Verwendung von NS-Symbolen. Die von den Befürwortern auch heute noch hoch gehaltene These, man bekämpfe ja gerade als "Guter" die "bösen" Nazischergen, bezweckt lediglich eine Rechtfertigung einer bedenkenlosen, permanenten Tötung menschlicher Individuen. Auch wenn dieses Spiel vorgibt, gegen rechtsextremistische Denk- und Verhaltensmuster anzugehen, bleibt nur eine rechtsextremistische Lösung der Spielaufgabe.

Schon für den Commodore 64 gab es eine Version, die ebenfalls auf dem Index der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften (BPjS) landete. Anfang der 90er Jahre erschien eine Version für den PC und sorgte für Begeisterungstürme. Besonders angetan waren die Computerspieler von der sich schnell aufbauenden Grafik, die einen 3D-Eindruck vermittelte. Die Spielgeschichte bestand aus einem klaren Auftrag: Als Amerikaner hatte man die Welt vor einem neuerlichen Weltkrieg zu bewahren. Das Spiel spielte in den umfangreichen Räumlichkeiten des Castles Wolfenstein und als Feinde hatte man unzählige Naziwächter gezielt zu töten. Dazu konnte man im Laufe des Spiels unterschiedliche Waffen einsetzen. Als weiteres Sinnbild des Bösen gab es auch deutsche Schäferhunde als Gegner.

Auch dieses Computerspiel wurde von der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften (BPjS) als jugendgefährdend eingestuft und indiziert. Später wurde es wegen der Verbreitung von NS-Symbolen ganz aus dem offiziellen Verkehr gezogen. Der Hauptgrund der Indizierung bestand für die Gutachter in der spielerischen Einübung des gezielten Tötens, wodurch die Gefahr zu sehen ist, dass Hemmschwellen abgebaut werden können und der Respekt vor dem Leben und körperlicher Unversehrtheit abnimmt. Die Verwendung der NS-Symbolik trat demgegenüber eher in den Hintergrund und war nicht indizierungsentscheidend. Sie führte allerdings später wegen der strafrechtlichen Relevanz auch zur bundesweiten Beschlagnahmung.

Bei den Jugendlichen entwickelte sich dieses Spiel trotzdem zum Referenzspiel für Ego-Shooter und noch heute kann man sich diesen Klassiker aus dem Ausland bestellen. Wenn dem Zoll allerdings eine solche Sendung bei den Kontrollen in die Finger gerät, wird sie beschlagnahmt.

Nun droht den bundesdeutschen Jugendschützern eine Neuauflage. So soll Activision unter dem Titel "Return to Wolfenstein" eine Fortsetzung des Spiels planen und auf der Computerspielmesse E3 vorstellen. Erste Screenshots sind bereits im Internet zu finden. Zwar bieten die Bilder einen ersten Eindruck von der Grafikqualität, doch noch ist nicht eindeutig ersichtlich, ob auch hier wieder NS-Symbole benutzt werden. Wieder einmal soll es darum gehen, die freie Welt vor Himmlers Nazi-Kriegsmaschine zu schützen, um deren Absicht zu verhindern, die Weltherrschaft zu erringen. Der Spielfluss und die Darstellung wird deutlich verbessert sein, da man nun die Grafik-Engine von Quake II genutzt hat. Darüber hinaus plant man ebenfalls eine Onlineanbindung.

An dem Gerücht muss mehr dran sein, denn es wird auch schon in der Releaseliste von Totalgames.net geführt. Zwar ist hier noch kein konkretes Datum angegeben, aber fest steht wohl, dass es zuerst in Großbritannien erscheinen wird. In einer anderen Liste wird es für Ende des Jahres angekündigt. Damit dürfte es auch schnell auf dem deutschen Markt auftauchen, und die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften wird wieder einmal herausgefordert. Denn diese darf bekanntlich nur dann tätig werden, wenn es offiziell im Handel ist. Es kann aber auch sein, dass Activision eine speziell für den deutschen Markt angepasste Version veröffentlicht. Bereits in der Vergangenheit haben verschiedene Firmen durch Abmahnungen dafür gesorgt, dass so genannte Grauimporte den Verkauf der deutschen "Jugendschutz-Version" nicht behindern. Damit erlangen die Verkäufer der dann nicht indizierten Version eine Rechtssicherheit.