Kontrollgelüste aus dem Orbit

Seite 2: Das "S" für Sicherheit in GMES wird Hauptdarsteller

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Eines der ersten Projekte zur Migrationsabwehr und "Bekämpfung des Terrorismus" war das "integrierte europäische Projekt zur maritimen und terrestrischen Umwelt- und Sicherheitsüberwachung" LIMES, das mit einem Budget von rund 20 Millionen Euro ausgestattet war und 49 "Partner" aus Industrie, Politik und "Anwenderseite" vereinte. LIMES rühmt sich, den Buchstabe "S" in GMES zum "Hauptdarsteller" zu machen. Die Ergebnisse des vierjährigen Projekts, das noch unter dem 6. Forschungsrahmenprogramm gestartet und kofinanziert worden war, wurden Anfang Mai in Rom vorgestellt. LIMES widmete sich der Meeresüberwachung, Boden- und Infrastrukturüberwachung und dem Wiederaufbau nach Konflikten und Katastrophen.

Im Bereich der Meeresüberwachung sind die Projektpartner von LIMES stolz auf die "Einrichtung eines Dienstes zur Überwachung des Seeverkehrs, der eine echtzeitnahe Erfassung und Identifizierung von Schiffen und das Erkennen ungewöhnlicher Schiffsbewegungen ermöglicht". Die Überwachung wurde mit einem SAR-Satelliten ("Synthetic Aperture Radar ") bewerkstelligt, die damit wetter- und tageszeitunabhängig ist. Zur Unterscheidung verdächtiger und gewöhnlicher Schifffahrt wurden die Daten mit anderen Sensoren verglichen, darunter den Positions- und Identifizierungssignalen die jedes größere registrierte Schiff auf europäischen Gewässern aussendet. In einem Werbevideo (zip-File) wird die Anwendung von einem ernst dreinblickenden Grenzbeamten vorgeführt.

Die Dienste sind in Gewässern im Südwesten Großbritanniens, der Nordsee und im Mittelmeer erprobt worden. Aber auch ihre Anwendung außerhalb der EU wurde zufriedenstellend getestet: Vor der mexikanischen Küste bei der "Bekämpfung des illegalen Handels" sowie der "Überwachung des Frachtverkehrs vor den Küsten Somalias" zur Handhabung von Piratenangriffen.

Zu den "greifbarsten Ergebnissen" zählen die Forscher die "Schadensbewertung in der Region Dafur im Jahr 2008" und die Versorgung des "operativen Hauptquartiers der EUFOR im Tschad". Hilfe aus dem All für Polizei und Militär kam zudem zur Sicherung des G8-Gipfels in Heiligendamm und des EU-Lateinamerika-Gipfels in Lima.

Die Macher wünschen sich die Anwendung der Resultate von LIMES zur "Kontrolle kritischer Anlagen", darunter Industrieanlagen oder Pipelines sowie ihre Implementierung zur "Überwachung der Landgrenzen im Gebiet der Grünen Grenze zwischen Polen und der Ukraine", die im Verlauf des Projekts nach Selbstauskunft ebenfalls erfolgreich durchgespielt wurde. Hauptprojektpartner der "Anwenderseite" ist neben den polnischen und ukrainischen Grenztruppen die europäische Grenzschutzagentur Frontex.

Die EU-Behörde zur Migrationsabwehr will die Satellitenüberwachung in das Grenzüberwachungssystem EUROSUR integrieren, das ab 2014 alle Grenzbehörden der EU vernetzen und mit relevanten Aufklärungsdaten versorgen will. Als Zentrale von EUROSUR soll das Frontex-Hauptquartier in Warschau fungieren. Hierfür hatte der Europäische Rat im Februar Schlussfolgerungen des Rates über 29 Maßnahmen zur Stärkung des Schutzes der Außengrenzen und zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung verabschiedet.

Die Ergebnisse von LIMES waren Gegenstand einer umfangreichen Tagung in Brüssel, an der neben den Projektpartnern auch "Experten" aus den USA und Israel teilnahmen. Unter anderem hatte LIMES-Projektleiter Maurizio Sacchetto vom italienischen Rüstungsableger Telespazio Einblicke in dessen Möglichkeiten gegeben. LIMES hatte demnach in einem Feldversuch 2008 Aufklärungsdaten für die Frontex-Operation "Nautilus" im Mittelmeer geliefert. An jedem der 34 Tage wurde mit zwei Stunden Verzögerung ein Lagebild erstellt, das rund 290.000 Quadratkilometer abdeckte. 642 Schiffe wurden "geortet". Das System gilt damit als geeignet, sowohl Schifffahrtswege zu protokollieren, als auch bewohnte und unbewohnte Gebiete zu scannen und "Aufklärungsmissionen" zu planen.