Koordinierung von US-Atomwaffen mit 8-Zoll-Floppy Discs
Ein GAO-Bericht zeigt, dass sich das Pentagon teils noch auf Technik aus den 1970er Jahren verlässt
Es ist schon lange her, dass nicht 3,5-Zoll-Disketten, sondern die noch deutlich größeren 5,25-Zoll großen Floppy Discs als Speichermedien benutzt wurden, die schließlich bis zu 1200 kB Platz boten. Lächerlich für heutige Vorstellungen, wo schon ein kleiner Stick Zig-Gigabytes speichern kann.
Das geht schon zurück in die Zeit vor den Handys und dem Web zurück, an die man sich kaum mehr erinnern kann, in das digitale Mittelalter sozusagen der 1970er Jahre, als das Internet noch röchelte, wenn überhaupt zugänglich. Da war auch zuerst noch die 8-Zoll-Floppy unterwegs. Die "Miniaturisierung" diente freilich bereits der Verbreitung der Desk-Top-Computer, Internet und Diskette verhalfen den Notebooks zum Durchbruch.
Alles lange vorbei, sollte man glauben. Nicht aber beim Pentagon, und ausgerechnet nicht dort, wo es um Atomwaffen geht. Nach einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Bericht des Government Accountability Office (GAO) benutzen weiterhin manche US-Ministerien längst veraltete Computersprachen wie COBOL und veraltete Geräte.
Hingewiesen wurde von GAO vor allem auf das Pentagon, das noch 8-Zoll-Floppys (20,32 cm) in einem System, dem Strategic Automated Command and Control System, nutzt, das zur Koordination der Operation der Atomstreitkräfte dient - und letztlich zum Einsatz von Atomwaffen. In der Fußnote steht, dass solche Floppys in den 1970er Jahren eingeführt wurden und einen Speicherplatz von 80 KB bieten.
Nach GAO werden die riesigen Floppys, die kaum Speicherplatz bieten, für eines der ältesten Computernetzwerke verwendet, das aber für die Koordination von Interkontinentalraketen, Flugzeugen mit Atombomben und Tankflugzeugen für diese zuständig ist. Das System läuft auf IBM Series/1 Computer, deren Herstellung bereits in den 1980er Jahren eingestellt wurde. Kein Wunder also, dass Ersatzteile praktisch nicht mehr aufzufinden sind.
Joe Cirincione, der Präsident der Friedensorganisation Ploughshares Fund, meint ironisch, dass das Pentagon erst einmal das "Command-and-Control"-System modernisieren sollte, bevor die geplante eine Billion teure Modernisierung des Atomwaffenarsenals ausgeführt wird. Beim U.S. Strategic Command zeigt man sich willig. Es seien durchaus Verbesserungen für die Atomwaffen nötig, auch wenn hier alles "sicher, effektiv und einsatzbereit" sei. Auf die GAO-Anfrage antwortete das Pentagon, dass man die Speicherkapazitäten bis 2017 modernisieren wolle. Das Time-Magazin kommentiert lakonisch, dass nicht gesagt wird, ob man auf 5,25- oder 3,5-Floppys umstellen will.