Krieg in der Ukraine: Chinas Enthaltung und Selenskyjs Aufruf
Im UN-Sicherheitsrat hat Russland allein eine Resolution gegen seinen Einmarsch verhindert. Die Truppen des Landes rücken weiter auf Kiew vor, während der ukrainische Präsident Gerüchten widerspricht
Im UN-Sicherheitsrat ist eine Resolution gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine erwartungsgemäß am Veto Moskaus gescheitert. Allerdings stimmte bei der Sitzung am Freitagabend in New York kein anderes Land gegen die Resolution, die den Einmarsch "aufs Schärfste" verurteilt – wie Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate enthielt sich auch China, während elf der 15 stimmberechtigten Staaten dafür votierten.
"Wir müssen dem Frieden eine weitere Chance geben", sagte nach UN-Angaben der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, im Anschluss. Soldaten müssten in ihre Kasernen zurückkehren und die Anführer den Weg des Dialogs und des Friedens einschlagen, so Guterres.
Chinas UN-Botschafter: Ukraine als Brücke statt als "Außenposten"
Der chinesische UN-Botschafter Zhang Jun hatte während der Sitzung erklärt, sein Land sei "zutiefst besorgt über die jüngsten Entwicklungen der Lage in der Ukraine". Und weiter: "Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, den wir nicht sehen wollen."
Zhang Jun warnte jedoch vor Maßnahmen, die für eine Verhandlungslösung "die Tür verschließen" könnten. Die Ukraine-Krise sei nicht "über Nacht" entstanden – und die Sicherheit eines Staates könne nicht auf Kosten der Sicherheit anderer gehen. "Die Ukraine sollte eine Brücke zwischen Ost und West werden, kein Außenposten", sagte er mit Blick auf eine mögliche Nato-Mitgliedschaft des Landes. Die Mentalität des Kalten Krieges müsse aufgegeben werden. Chinas Enthaltung war nicht selbstverständlich – häufig hatte das Land in der Vergangenheit im Sicherheitsrat mit Russland abgestimmt.
Präsidentenbotschaft aus Kiew und ein Flugzeugabschuss
An diesem Samstagmorgen waren russische Truppen weiter auf die ukrainische Hauptstadt Kiew vorgerückt, die Stadt Melitopol im Süden hatten sie nach russischen Angaben bereits eingenommen.
Mehrere Medien berichteten über Explosionen und Straßenkämpfe in Teilen der Hauptstadt, wie weit die russischen Truppen vorgedrungen waren, blieb aber unklar. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete sich am Samstagmorgen in einer weiteren Videobotschaft von einer offenbar noch nicht umkämpften Straße in Kiew zu Wort. Dort widersprach er Gerüchten, nach denen er sich bereits abgesetzt habe: "Ich bin hier", sagte er und rief zur Landesverteidigung auf. "Ruhm der Ukraine!"
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte zuvor die ukrainische Armee aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Danach sieht es momentan nicht aus: Die ukrainischen Streitkräfte meldeten in der Nacht zum Samstag via Twitter den Abschuss eines militärisches Transportflugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 mit russischen Fallschirmjägern an Bord. Als Absturzstelle nannte der ukrainische Generalstabschef Walerij Saluschnyjdie Stadt Wassylkiw südlich von Kiew.