Krill auf dem Rückzug

Seite 2: Krill beeinflusst Kohlenstoffkreislauf

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Seit 1950 ist die Biomasse an Plankton fast um die Hälfte zurückgegangen. Die Ursache dafür vermuten die Wissenschaftler im Klimawandel.

Vor allem Phytoplankton ist davon betroffen. Stress verursacht dem Krill zudem die zunehmende Versauerung der Meere, die auf die hohe Aufnahme an Kohlendioxid aus der Luft zurückzuführen ist. Das saure Wasser kann den Stoffwechsel des Krills beeinflussen, Wachstum und Fortpflanzung behindern und zum Rückgang der Art führen. 

In begrenztem Umfang hat Krill auch Einfluss auf das Klima, wie zum Beispiel auf den Kohlenstoffkreislauf. Auch bei der Regulierung des Kohlendioxids in der Atmosphäre spielt er eine wichtige Rolle. Bereits 2006 fanden Wissenschaftler heraus, dass Stoffwechselprodukte des Krills den im Oberflächenwasser enthaltenen Kohlenstoff in tiefe Gewässer transportieren, wo er über lange Zeiträume verbleibt.

Auf diese Weise können Millionen Tonnen Kohlendioxid gebunden werden. Weil sich weniger Wintermeereis bildet, steht dem jungen Krill immer weniger Phytoplankton zur Verfügung. Somit kann er sich immer weniger gut vermehren und ist in seinem Überleben bedroht.

Setzt sich die Erwärmung des Meerwassers und die Anreicherung von Kohlendioxid unvermindert fort, warnen Wissenschaftler, könnte der Antarktische Krill bis Ende des 21. Jahrhunderts zwischen 20 und 55 Prozent seines Lebensraumes verlieren.

Mehr Schutzgebiete sind nötig

Eine weitere Bedrohung für den Krill - und damit auch für Wale, die von ihm leben, ist die kommerzielle Krillfischerei. Seit 2010 wird immer mehr Krill gefischt - vorzugsweise durch norwegische und chinesischen Firmen sowie durch koreanische Flotten - vor allem an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel, den Süd-Orkney-Inseln und der Bransfield-Straße.

Hier überschneiden sich die Fanggebiete mit den Krill-Nahrungsgefilden von Pinguinen, Robben und Walen. Sogar in Ufernähe - vor allem dort, wo Pinguine und Robben nach Futter suchen - wird gefischt.

In rauen Mengen wird Krill im Südpolarmeer von Fangschiffen geplündert. Auf Grund zunehmender Erwärmung schmelzen zunehmend die Eisdecken. In Folge dessen öffnen sich immer neue Fanggründe.

Doch nicht nur die Schleppnetze stören das Ökosystem. Die wachsende Befischung in Schutzgebieten raubt den Meerestieren nicht nur die lebenswichtige Nahrung, sondern birgt auch hohe Umweltrisiken: So können Schiffsunfälle wie Feuer und Austritt von Öl die fragilen Lebensräume des Südpolarmeeres gefährden.

Bei der Übergabe ihrer Beute ankern die Schiffe in der Regel in ruhigeren Gewässern, oft unweit von Pinguin- oder Robbenkolonien, wo sie den Meeresgrund beschädigen.

Bereits 2002 verpflichtete sich die Antarktis-Kommission (CCAMLR), ein Netzwerk von Schutzgebieten einzurichten. So entstand im Oktober 2016 das weltweit größte Meeresschutzgebiet im antarktischen Rossmeer.

Nun soll im Oktober diesen Jahres über ein weiters Schutzgebiet im Weddellmeer entschieden werden. Weitere Schutzzonen - in der Ostantarktis sowie westlich der antarktischen Halbinsel - sind angedacht Greenpeace fordert unterdesen, die Fischerei in diesen Gebieten - mit Ausnahme wissenschaftlicher Zwecke - stark zu begrenzen.

Krillöl - das Ende des Krills?

Krillöl gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Angeblich enthält es mehr Omega-3-Fettsäuren als Fischöl. Aus diesem Grund wird es massenhaft in der Gesundheits- und Ernährungsindustrie verarbeitet, vor allem zu Nahrungsergänzungsmitteln, aber auch zu Fisch- und Tierfutter sowie zu Arzneimitteln. Laut Greenpeace werden sich die Umsätze bis 2021 verdoppelt haben, wobei die Märkte in Japan und China am schnellsten wachsen.

Dabei gibt es längst Alternativen: Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren funktioniert genauso mit Leinöl, Leindotteröl, Hanföl, Walnüssen oder mit Produkten auf Algenbasis.

Was die antioxidative Wirkung von Krillöl angeht, so schneidet Ölivenöl laut Experten um ein Vielfaches besser ab.

Eins sollte klar sein: In dem Maße, wie der Krill verschwindet, ist nicht nur das gesamte antarktische Nahrungsnetz gefährdet. In letzter Konsequenz ist auch der Mensch auf den Krill angewiesen. Grund genug, dafür zu sorgen, dass er in unseren Meeren erhalten bleibt.