Kulturkampf USA: Konservative Hysterie an Schulen
Seite 2: Monotone Strategie: Was ist politische Realität, was ist Lebensrealität?
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Auch politisch eher rechte Stimmen sind nicht unbedingt von der monotonen Wahlkampfstrategie überzeugt. So berichtete das Reason Magazin über die Republikanische Strategiekonferenz, CPAC, die im März einen besonderen Schwerpunkt auf LGBT*Q Themen legte, es sei zweifelhaft, ob "trans*-Themen" für einen großen Teil der US-Bürgerschaft von politischer Bedeutung sind.
Dabei bezieht sich der Artikel dem libertären Magazin auf eine Gallup-Umfrage im Februar, laut der nur ein Prozent der Amerikaner "LGBT-Rechte" als wichtigstes politisches Thema bezeichnen.
Auch wenn sich diese Selbsteinschätzung auf Seite der Republikaner durchsetzen sollte, bleibt fraglich, welche Themen die Republikaner stattdessen an die Spitze ihres Wahlkampfprogramms setzen könnten. Es ist das alte Problem der GOP, abgesehen von kulturkämpferischen Angelegenheiten nicht allzu viele politische Interessen ihrer Wählerschaft zu teilen. Für konservative Medien ist es politisch sinnvoll, die transfeindliche Hysterie anzuheizen.
Die liberalen Medien, wie die New York Times legen besonderen Wert auf eine "ausgewogene" Berichterstattung zur Debatte um Rechte von Transpersonen und betonen, dass Journalismus eben kein Aktivismus sei.
Dabei ignoriert das alteingesessene Medienhaus beflissen, dass es sich an der unverhältnismäßigen Berichterstattung zu "trans*rights" beteiligt, welche diese zum Wahlkampfthema und zum Kreuzzug der Republikaner gemacht hat.
Der Diskurs um die Rechte von Transpersonen in den USA steht jedenfalls in keinem Verhältnis zur politischen Realität und das hat reale Folgen für die betroffenen Menschen. Das liegt einerseits daran, dass die konservativen Kräfte im Land ihr Bestes tun, die Debatte, um Rechte für Transpersonen mit einer Panik um Kindesmissbrauch zu vermengen.
Liberale Medien hingegen erweisen den Betroffenen der Gesetzgebungen einen Bärendienst, wenn sie jeden Aufschrei der konservativen Medien im Geiste einer "ausgewogenen Berichterstattung" ernst nehmen, und sich weigern, den Medienzirkus, als das zu bezeichnen, was ihm zugrundeliegt: eine konservative Panik ausgelöst von rechten Medien und Politikern.
Das gilt besonders, wenn eben diese konservativen Gruppen Möglichkeiten erkennen, Akte der Gewalt auf die geschlechtlichen Identität von Transpersonen zurückzuführen. Denn Transpersonen und andere Mitglieder der LGBT*Q Gemeinschaft, wurden in Kultur und Medien lange als "deviante Charaktere" präsentiert, und es war mit viel aktivistischen Aufwand verbunden, dieses Bild aufzubrechen.
Krankenversicherung und Lebensrealität
Wie wenig die mediale Berichterstattung mit der Lebensrealität der US-Bürgerschaft gemein hat, veranschaulicht eine Annahme, die vielen der transfeindlichen Argumente zum Thema Kindesschutz zugrunde liegt.
Da wird schnell einmal behauptet, Kinder und Jugendliche wären in den USA bisher ganz einfach in die nächste Arzt-Praxis gelaufen, wo sie schnell und gratis eine geschlechtsangleichende Behandlung erhalten hätten.
Nur zur Erinnerung: Hier ist von einem Land die Rede, in dem Krankenversicherungen peinlichst darauf achten, welche medizinischen Behandlung sie überhaupt mitfinanzieren müssen, vorausgesetzt natürlich, die fiktive Person in diesem Szenario ist überhaupt versichert.
Die Annahme einiger selbst-ernannter Kinderschützer, eine medizinische Behandlung sei ausgerechnet in diesem Fall für Jugendliche und Kinder frei verfügbar, illustriert, wie sehr die Debatte an den Sorgen und Nöten der meisten US-Bürgerinnen und – Bürger vorbeigeht. Denn viele in den USA sind schlecht oder gar nicht versichert, was ein wirklich weitreichendes Problem darstellt.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Republikaner in ihrem strategischen Entschluss zu diesem Hauptwahlkampfthema wirklich falsch liegen und mit dem Wahlkampf im November nächsten Jahres auch die künstlich erzeugte Aufregung zu Ende geht. Den Betroffenen der neuen Gesetzgebung wäre damit immerhin teilweise geholfen.