Kurden wollen vom IS kontrollierte Gebiete zurückerobern
Irak: Aus Sindschar geflüchtete Jesiden fürchten eine Katastrophe. In Bagdad ist die Regierung nach wie vor mit der Neubildung und der Auswahl des Premierministerkandidaten befasst
Mehrere zehntausende Jesiden, genannt werden Zahlen zwischen 50.000 und 120.000, die es nicht nach Dohuk im irakischen Kurdistan geschafft haben und auch nicht nach Syrien, sind in die Berge nördlich von Sindschar (Sinjar, Sincar) geflohen. Wenn ihnen nicht binnen 24 Stunden geholfen werde, zitiert al-Jazeera den Generalsekretär des Ministeriums für die kurdischen Peshmerga, Jabbar Yawar, dann würden sie verdursten.
Eine humanitäre Krise könnte in einen Genozid umschlagen, warnt auch das US-Magazin New Yorker. Während IS-Milizen die Straßen und Häuser der Stadt Sinjar durchkämmen und jeder Angehörige der Religionsgemeinschaft der Jesiden, die die große Mehrheit der 300.000 bis 340.000 Einwohner Sinjars stellten, fürchten muss, getötet, vergewaltigt oder verschleppt zu werden, sind die Flüchtlinge in den Bergen auf Hilfe angewiesen, um dem Tod durch Verdursten zu entkommen.
Laut UNICEF sind gestern mindestens 40 Kinder an Wassermangel gestorben; man schätzt dass 25.000 Kinder in Gefahr sind Etwa 30.000 Familien, so eine irakische Politikerin, würde der Tod durch Verhungern oder Wassermangel drohen. Hilfe über die Straße ist nicht möglich, da die IS-Dschihadisten die Zufahrtswege blockieren, bislang sollen Hubschrauber der irakischen Armee Wasserkanister und Nahrungsmittel abwerfen, aber in ungenügenden Mengen.
Nun versuchen Politiker und auch der Prinz der Jesiden, das Oberhaupt der Gemeinschaft, Hilfe mit Appellen an westliche Spitzenpolitiker, die UN und die internationale Öffentlichkeit zu mobilisieren. Laut Informationen des New Yorker wird in der Regierung Obama erwogen, zusammen mit der UN eine Art Luftbrücke mit Hercules-Transportflugzeugen zu errichten.
"Versteckte Waffenhilfe der USA"
Im gleichen Bericht heißt es, dass sich die US-Regierung zwar offiziell weiterhin weigert, den Kurden mit besseren Waffen und Munition auszuhelfen, einiges aber daraufhin deute, dass eine versteckte Hilfe über das U.S. Joint Operation Center in Arbil laufen werde.
Schaut man sich die innenpolitischen Manöver an, die derzeit im irakischen Parlament über die Frage der Kandidatur für den Premierminister laufen, so wird zumindest klar, dass man auf eine Entscheidung der irakischen Regierung in der Sache noch lange warten muss, zumal es bei Maliki im Moment darum geht, eine mehrheitsfähige Koalition aufzubauen, weswegen auf seine ohnehin nicht große Bereitschaft zu einer Aufrüstung der Peshmerga nicht zu zählen ist.
Die Peshmerga machten für ihr Zurückweichen bei den Kämpfen gegen die Dschihadisten-Truppen der IS am Wochenende (IS auch von Peshmerga-Milizen nicht aufzuhalten) fehlende Munition und schlechtere Ausrüstung verantwortlich; der Präsident des irakischen Kurdistan Massud Barzani machte inzwischen klar, dass er das Verhalten der Peshmerga-Kommandeure genau überprüfen lassen will.
Nach jüngsten Meldungen des Kurd.net sollen nun Peshmerga-Truppen aus dem Irak, mit kurdischen Milizen aus Syrien und aus der Türkei zusammen eine militärische Antwort auf den Islamischen Staat koordinieren, um Gebiete, welche die Dschihadisten am Wochenende unter ihre Kontrolle gebracht haben, zurückzuerobern.