Lehrstück Philippinen: Warum Linke verlieren und Diktatoren siegen
Seite 3: Die Fehler der Linken und die Trollmaschinerie der Marcos-Anhänger
- Lehrstück Philippinen: Warum Linke verlieren und Diktatoren siegen
- Autoritarismus ist populär
- Die Fehler der Linken und die Trollmaschinerie der Marcos-Anhänger
- Rebellion der Generationen
- Die kommende Instabilität
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Es war ein Protest
- gegen den Verlust von menschenwürdigen Arbeitsplätzen und Lebensgrundlagen aufgrund der Zerstörung unseres Produktionssektors und unserer Landwirtschaft durch eine Politik, die uns von der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds, der Welthandelsorganisation und den Vereinigten Staaten aufgezwungen wurde.
- gegen die Verzweiflung und den Zynismus einer arbeitenden Jugend, die in einer Gesellschaft aufwächst, in der die einzige Möglichkeit, einen anständigen Job zu bekommen, der es einem ermöglicht, im Leben weiterzukommen, darin besteht, ins Ausland zu gehen.
- gegen die täglichen Angriffe auf das Selbstwertgefühl durch ein miserables öffentliches Verkehrssystem in einem Land, in dem 95 Prozent der Bevölkerung kein Auto besitzen.
Es sind die Lebensumstände, die die meisten Wähler:innen aus der Arbeiterklasse direkt erlebt haben, nicht die Schrecken der Marcos-Zeit. Ihr persönlicher Groll machte sie empfänglich für die verführerischen Appelle einer Rückkehr zu einem fiktiven "Goldenen Zeitalter".
Bei den Präsidentschaftswahlen richtete sich die ganze Wucht dieses Ressentiments gegen den EDSA-Status-Quo auf Marcos' Hauptgegnerin, Vizepräsidentin Leni Robredo. Zu Unrecht, denn sie ist eine Frau von großer persönlicher Integrität.
Das Problem ist, dass Robredo in den Augen der Marginalisierten und der Armen, die Marcos gewählt haben, nicht in der Lage war, ihr politisches Image zu entkoppeln von der Liberalen Partei, dem konservativen neoliberalen Makati-Business-Club, der Familie des ermordeten Benigno Aquino Junior, der Heuchelei in Bezug auf Korruption, die den Slogan von Benigno Aquino III "Wo es keine Korruption gibt, gibt es auch keine Armut" zum Gegenstand des Spotts machte, und - vor allem - von dem verheerenden Versagen der 36 Jahre alten EDSA-Republik.
Die Rhetorik der "guten Regierungsführung" mag bei Robredos Mittelschicht und Elite Anklang gefunden haben, aber für die Massen hatte sie den Beigeschmack der gleichen alten Heuchelei. Gute Regierungsführung klang in ihren Ohren ähnlich wie die Selbstdarstellung der Liberalen als "anständiges Leute", was zu deren Niederlage bei den Wahlen 2016 und dem Aufstieg von Rodrigo Duterte führte.
Außerdem war die Marcos-Basis keine passive, träge Masse. Gefüttert mit Lügen durch die Marcos-Trollmaschinerie, lieferten sich sehr viele von ihnen im Internet eifrige Kämpfe mit dem Robredo-Lager, den Medien, Historikern, der Linken - mit allen, die es wagten, ihre Gewissheiten in Frage zu stellen. Sie überschwemmten die Kommentarspalten von Nachrichtenseiten mit Pro-Marcos-Propaganda, viele davon Memes, die entweder Marcos verherrlichten oder Robredo auf unfaire Weise persiflierten.