Lernen wird smarter, die Geräte werden smarter - und die Menschen?

Seite 2: (Semi-)Automatisierte Content-Generierung

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Das österreichische Start-up KnowledgeFox nennt sich "Pionier des MikroLernens" und setzt Testfragen nicht nur für Klausuren, sondern vor allem zur Wissensvermittlung selbst ein. Dessen CEO Peter A. Bruck verspricht die nächste Revolution: Das Stichwort lautet (semi)-automatisierte Content-Generierung

Eine solche Software wäre in der Lage, jeglichen Content auf seinen propositionalen Gehalt zu reduzieren, also unabhängig von der jeweiligen Formulierung. In einem zweiten Schritt würde die Software Aussagen in Fragen verwandeln und womöglich in einem dritten Schritt falsche Antwortoptionen, also Distraktoren, vorschlagen.

Peter Bruck

Die Forschungsabteilung von KnowledgeFox sowie das Studio MINE der Research Studios Austria arbeiten derzeit an solchen Lösungen. Man stelle sich vor, welche Auswirkungen dies auf Schulen, Universitäten, Assessment-Centers von Unternehmen und die gesamte "Testindustrie" hätte.

KnowledgeFox-CEO Peter A. Bruck mit Nives Kreuh in der Academic Session der Online Educa: MicroLearning als Lerntrend für 2017? Bild: Jürgen Wolff

Erkennung von Textautorschaft mit AI?

Artificial Intelligence soll bald noch mehr können. EmmaIdentity heißt ein Tool, das im Februar 2017 gelauncht werden soll. Es verspricht die automatische Erkennung von Autorschaft bei Vorlage von Vergleichstexten mit nur 3.000 Wörtern.

Auch ein solches Tool würde die Beziehung von Autor und Text grundlegend verändern: Ghostwriting und sogenanntes "Contract Cheating", die derzeit schon bei vorwissenschaftlichen Arbeiten an Schulen grassieren, hätten es dann viel schwerer. Ob EmmaIdentity ein bloßer Marketing-Gag ist, werden wir 2017 wissen.

Einsatzszenarien für Augmented Learning

Überhaupt ist Automatisierung durch maschinelles Lernen das große Versprechen: von der Content-Generierung über die Auswertung von Leistungen bis zur Verwaltung der Lernenden. Das zweite große Versprechen ist Augmented Learning: Virtual Reality, als Hype-Thema seit Anfang der Neunziger immer wieder aufkommend, soll nun nicht mehr nur in der Medizin oder etwa für Flugsimulationen eingesetzt werden. Übungen im VR wären eine ganze neue Dimension des Lernens, und Google, Samsung & Co setzen ja auch technologisch auf VR-Headsets.

Aber was geschieht bei so viel technologischer Innovation mit uns Menschen? Die Technologien werden smarter - und wir? Bezeichnend war, dass ausgerechnet der umstrittene PISA-Koordinator der OECD, Andreas Schleicher, als Eröffnungsredner der diesjährigen Online Educa fungierte. Er wies empirisch einen klaren Zusammenhang zwischen einer Erhöhung des Bildungsniveaus einerseits und Parametern wie erhöhtes Einkommen und mehr Wohlstand andererseits nach und plädierte für mehr "digital literacy" (Digitalkompetenz).

Die Rolle des Lehrers im Zeitalter der "Datafizierung"

Wenn immer mehr Informationen dieser Welt via Suchportalen und Datenbanken in Vollversionen instantan verfügbar sind, wenn wir uns mühsame frühere Schritte wie das Stöbern in Schlagwortkatalogen oder Kopierarbeiten sparen, müssten eigentlich mehr Ressourcen für die kreative Problembearbeitung seitens der Lernenden zur Verfügung stehen.

Zur Vermittlung dieser Kompetenzen, wie etwa richtiges Schneeball-Recherchieren auch in Zeiten der "Datafizierung", (Online-)Quellenkritik, kreatives Schreiben und konsistentes Interpretieren von Daten braucht es vielleicht doch auch weiterhin den Lehrenden, der mehr ist als Coach und Freund. Wenn immer mehr vorab via VR simuliert werden kann, müsste es eigentlich später weniger Fehler bzw. Fehlhandlungen in der "Realität" geben.

Und wenn immer mehr Content durch lernende Maschinen erzeugt, geprüft und ausgewertet werden kann, ändert sich die Rolle des Lehrers tatsächlich fundamental: vom Wissensvermittler zum Anleiter kreativer Übungen und Experimente.

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