Letzter Ausweg Helikopter-Geld?

Seite 3: Vorbild USA

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Die Frage ist aber angesichts der bisherigen Geldpolitik, ob dieses Vertrauen nicht längst weitgehend zerstört ist und ein Weiterwursteln wie bisher nur den vollständigen Vertrauensverlust und damit den Reset des Geldsystems verschiebt. Und ignoriert wird dabei auch, dass der bisher am weitesten gehende Versuch in den USA gestartet wurde - und sehr begrenzt und vermutlich erfolgreich war.

Im Rahmen des "American Recovery and Reinvestment Act" wurde von der Regierung unter Präsident Barack Obama nach seiner Amtseinführung Anfang 2009 den Bürgern neben Steuersenkungen praktisch direkt Geld vom Staat ausgezahlt. Einzelpersonen erhielten Steuererstattungen von 500 US-Dollar, 1000 Dollar gab es für Ehepaare und eine Steuergutschrift (tax credit) von 2500 Dollar erhielten Studenten. Bis zu 8000 Dollar auf die Hand gab es zudem für einen Immobilien-Erstkäufer bei Abschluss des Kaufvertrages, womit der extrem darbende Häusermarkt nach dem Platzen der Blase stimuliert und dafür gesorgt wurde, dass das Geld auch tatsächlich schnell ausgegeben werden musste. Dass das geschieht, ist zentral für die Wirksamkeit und darüber streiten sich die Geister.

150 Milliarden Dollar sollen mit dem Programm, das dem Helikopter-Geld schon sehr nahe kam, mehr oder weniger direkt an die Konsumenten durchgereicht worden sein. Vergleicht man die Ergebnisse, was die Entwicklung in den USA und Europa oder Japan angeht, dann ist im Rückblick das Modell USA deutlich erfolgreicher. Das gilt für Wachstum und Inflation. So musste eben auch die NZZ gerade feststellen, dass in den USA die Inflation zurückgekehrt ist. "Anders als in Europa ist in den USA aber die Kerninflation (Preisentwicklung ohne Lebensmittel und Energie) im Februar stark angestiegen, die Rate ist auf 2,4% geklettert - das ist der höchste Wert seit vier Jahren."

Auch das Wachstum der US-Wirtschaft ist weiter stabil. Es ist vor allem der Konsum, der dazu beiträgt, dass sich die Wirtschaft im vierten Quartal 2015 deutlich besser als erwartet entwickelt hat. Die Wirtschaftsleistung stieg auf das Jahr hochgerechnet um 1,4%. Die erste Berechnung war nur von der Hälfte ausgegangen. Auch der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter robust. So führt die steigende Beschäftigung auch dazu, dass die Stundenlöhne gestiegen seien, teilte das US-Arbeitsministerium gerade mit. Das sind Faktoren, die neben günstigen Energiepreisen den Konsum und die Konjunktur und damit auch die Inflation antreiben. Und all das führte gerade am Dienstag auch zu verstärkten Spekulationen, dass die Notenbank demnächst mit einer weiteren Zinserhöhung weiter die Geldschwemme zurückfahren könnte.