MH17: Aufklärung Ende September?

Seite 2: Die EU soll helfen, dass die USA, Russland und die Ukraine Radar- und Satellitendaten herausgeben

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Vater des einzigen US-Bürgers mit einer doppelten niederländisch-amerikanischen Staatsbürgerschaft, der bei dem Absturz von MH17 ums Leben kam, der Niederländer Thomas J. Schansman, hatte bereits in einem Brief an Außenminister Kerry am Anfang des Jahres diesen aufgefordert, die Daten herauszugeben, von denen er in dem Interview gesprochen hatte.

Nach seinem Verständnis, so schrieb Schansman, hätten weder der DSB noch die niederländische Regierung die Radarinformationen von den USA erhalten. Sie stünden nicht im DSB-Bericht und seien auch nicht öffentlich zugänglich. Die USA oder die Nato sollten die Daten unmittelbar vor und nach dem Absturz dem DSB übergeben: "Ich zähle auf die Hilfe der US-Regierung, diejenigen zu finden und zu bestrafen, die für den Tod meines Sohns und Ihres Staatsbürgers verantwortlich sind."

Kerry hat angeblich, so berichtet Robert Parry, noch nicht geantwortet, Schansman habe nur einen Brief von einer Botschaftsangehörigen mit Beileidswünschen erhalten, in dem stand, man erwarte, dass er auch eine Antwort aus Washington erhalten würde. Schansman war auch einer derjenigen, die sich nun an die EU gewandt haben, vielmehr war er derjenige, der im Namen der anderen den Brief schrieb.

Weder Russland noch die Ukraine hatten primäre Radardaten für den Zeitpunkt des Absturzes geliefert. Das DSB-Untersuchungsteam hatte das, abgesehen von einigen kritischen Bemerkungen gegenüber Russland, eher klaglos hingenommen und auch widerspruchslos die Erklärung der Nato akzeptiert, dass es keine AWACS-Daten gebe. Russland hatte die Daten angeblich nicht gespeichert, weil das Flugzeug nicht mehr in den russischen Flugraum geflogen sei, was das DSB kritisierte.

In der Ukraine sollen just an diesem Tag alle Radaranlagen, sowohl die zivilen wegen Wartung, als auch die militärischen abgeschaltet gewesen sein. Nach dem ukrainischen Verteidigungsministerium seien die militärischen Radarsysteme nicht eigeschaltet gewesen, weil durch diesen Luftraum zu der Zeit keine ukrainische Militärmaschine geflogen sei. Beide Seiten lieferten nur bearbeitete Daten und Bilder bzw. Videobilder, die Ukraine immerhin noch sekundäre Radardaten.

DSB und JIT haben offenbar keinen Druck gemacht, die Daten zu erhalten

Skepsis kann man sowohl gegenüber den USA als auch gegenüber den Erklärungen von Russland und der Ukraine hegen. Schon im Februar hatte die niederländische Regierung während einer Parlamentsdebatte erklärt, sie werde wegen der nicht vorhandenen Bilder nicht weiter nachbohren, es seien genügend Informationen vorhanden.

Daraus muss man schließen, dass der Wille zur Aufklärung nicht sehr ausgeprägt ist oder die Sorge, in politische Probleme zu geraten. Das ukrainische Verkehrsministerium hatte zunächst gesagt, man sei nicht gefragt worden. Dann räumte der ukrainische Botschafter ein "Missverständnis" ein, es sei tatsächlich eine Anfrage gekommen, aber man habe eben keine Daten. Ein Radar sei zerstört gewesen, ein anderes in Wartung und ein drittes hätte nicht die Reichweite gehabt.

Russland sieht sich nicht betroffen. Der Kreml-Sprecher Dmitry Peskov bedauerte vergangenen Mittwoch anlässlich des Briefs der Opferangehörigen, dass die Ukraine und die USA nicht alle Daten übergeben hätten. Russland hingegen habe dies getan.

Russland hat sich immer für eine sehr enge Kooperation bei der Untersuchung eingesetzt und wird dies weiterhin tun. Russland hat wiederholt gesagt, dass es alle notwendigen Daten zur Verfügung gestellt hat und bedauert, dass es eine Reihe von Parteien, die erwähnten eingeschlossen, diesem Beispiel nicht folgen.

Dmitry Peskov