Macron: EU-Wahlkampf als "Anti-Salvini"
Seite 2: Macrons Chancen
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Ob ihn Macron ausnützen kann? Der französische Präsident hat jedenfalls die Kampfansage von Orbán gerne an genommen mitsamt der darin aufgestellten Fronten. Nur nennt sie Macron anders (für politisches Theater, für Figuren und Kostüme in historischen Szenen, bringt Macron reichlich Talent mit).
"Ich bin euer Feind", lautet die Ansage Macrons - auf Italienisch wird der französische Anti-Salvini mit Spruch "Sono il vostro nemico" zitiert. Seine Fronten nennt er: "antieuropäischen Nationalisten" gegen "proeuropäische Progressive".
Macron, der vom deutschen Denker Habermas dafür gelobt wird, dass er der einzige Staatsoberhaupt in der EU ist, der sich überhaupt gestalterische Gedanken über eine Weiterentwicklung der EU macht, hatte in den letzten Monaten viel zurückstecken müssen, wie das prägnant in Eric Bonses "Lost in Europe" erzählt wird. Aktuell ist das unter der Überschrift "Macron schrumpft auf Normalmaß" nachzulesen.
Dessen ungeachtet scheint sich Macron von einer Europawahlkampagne einiges zu versprechen. Auch wenn ihm kritische Beobachter entgegenhalten, dass seine Kampagne mit der Bewegung "En Marche" zwar in Frankreich funktioniert habe, dass die EU aber ein anders geartetes politisches Spielfeld sei.
Es gibt kein europäisches Äquivalent zu En Marche, das Konzept, das Macron übertragen will, wäre, dass es jenseits der traditionellen Parteien, der ein traditionelles Links-Rechts-Schema unterliegt, neue Formationen gibt, die sich nach anderen Prioritäten ordnen, in Macrons Kopf nach der Ausrichtung "global, nach vorne" oder "zurück, nationalistisch".
Er setzt auf eine Mehrheit, die er "republikanisch" nennt, die trotz der Härten des grenzenlosen Marktradikalismus, der im Namen der Liberalität für den spürbar krassesten Gegensatz gesorgt hat, nämlich den zwischen Privilegierten und anderen, die viel größere Anhängerschaft mobilisieren kann.
Auch Macron hat, wie sich an der rigiden Haltung Frankreichs an der Grenze zu Italien zeigt, übrigens kein großmütiges Herz für illegale Migranten. Die Fronten, die aufgemacht werden, sind vor allem für Plakat- und Gefühlspolitik da. Momentan haben Rechte, wie zum Beispiel Le Pen in Frankreich, gerne Salvini auf ihrem Plakat, er ist eine Zugnummer, von de sie sich wie von Trump nach seiner Wahl, einen Effekt erhoffen. Macron baut auf den Gegeneffekt.