Madrider Polizei verhindert Macrobotellón

Der Macrobotellón, mit dem die Madrider Jugend gegen die Besetzung der Plätze demonstriert hat, endete mit Festnahmen und Gewalt

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Die Gruppe der Studenten für die Besetzung des 2. Mai hatte zu dem Protest aufgerufen, um ihre Ablehnung gegen die polizeilichen Maßnahmen zu demonstrieren. Mit der polizeilichen Besetzung zahlreicher Plätze in Madrid, wie der des 2. Mai, und heftigen Kontrollen versucht die konservative Regierung und ihr Statthalter in Madrid seit Wochen dem Phänomen des "Flasche machen" (Botellón) Herr zu werden. Mehrer hunderttausend Jugendliche versammeln sich jedes Wochenende auf Strassen und Plätzen zum Feiern mit mitgebrachten Flaschen (Spanien will den Botellón verbieten).

Angesichts des angekündigten Protests war die Polizeipräsenz in der Nacht vom Freitag auf Samstag extrem. Der Versuch von Hunderten von Jugendlichen, den Chulea-Platz friedlich einzunehmen, scheiterte an der massiven Polizeipräsens. Daraufhin zogen die Jugendlichen weiter zum Platz des 2. Mai und riefen dabei, "die Repression ist kein Weg". Auch hier waren die Zugänge durch Polizeikräfte abgeriegelt, die allen Jugendliche abwies, die alkoholische Getränke bei sich trugen. Die Durchgekommenen lieferten sich Rededuelle mit den auf dem Platz versammelten Anwohnern, Stadtreinigern und Journalisten.

Doch im Laufe der Nacht wurden dann die Auseinandersetzungen härter. In den frühen Morgenstunden hätten, laut Auskunft der Polizei, "radikale Gruppen Barrikaden errichtet, im Stadtzentrum die Scheiben von Banken eingeworfen, Mülltonnen angezündet und Flaschen auf die Polizei mit Flaschen beworfen". Die Polizei ging mit den bereitgestellten Einheiten für Aufstandsbekämpfung gegen die Jugendlichen vor, verletzte zahlreiche und nahm sechs Personen fest. Da die sechs behaupteten, sie seien noch unter 18 Jahren, was die Anwendung des Jungendrechts und ihre sofortige Freilassung nach der Benachrichtigung der Eltern bedeutet hätte, wurden sie in ein Gesundheitszentrum gefahren und zwangsweise geröntgt. Nach dieser zweifelhaften Methode ihr Alter festzustellen, die von den Jugendlichen als Schikane gewertet wird, wurden fünf von ihnen frei gelassen. Nur einer blieb in Polizeigewahrsam.

Die Polizei behauptet, die Festgenommenen seinen nicht die üblichen Flasche-Macher, sondern gehörten zu radikalen Gruppen, die versuchen die Situation zu nutzen. Vollkommen unklar ist, wer für den Beginn der gewaltsamen Übergriffe tatsächlich verantwortlich ist. Die Spezialeinheiten der Polizei sind für ihre Brutalität bekannt. Erst kürzlich haben sie auch auf demonstrierende Polizisten der städtischen Polizei ohne Grund brutalst eingeschlagen und mit Gummigeschossen und Tränengas deren Protest aufgelöst.

Ralf Streck, Donostia-San Sebastián