Maidanmorde: Aussagen weisen erneut auf Täter aus den eigenen Reihen

Seite 2: Auch weitere georgische Zeugen melden sich

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Doch im Fall der Maidanmorde gibt es noch weitere Bewegung: Nach einer israelischen TV-Reportage ist die Zahl von georgischen Staatsbürgern, die sich und andere als Täter und Mitwisser des Maidanmassakers belasten, auf fünf angewachsen. Der 25-minütige Dokumentarfilm mit dem Titel "Platz der zerbrochenen Hoffnung" wurde Ende Februar von Iland.TV ausgestrahlt, einem israelischen Fernsehkanal, der in russischer Sprache sendet.

Darin sagten Männer namens Georgi Bezhitashvili und Cesari Badzhalidse aus, Ende 2013 vom georgischen Offizier Mamuka Mamulashvili für militante Aktionen auf dem Maidan rekrutiert worden zu sein. Bereits im November vergangenen Jahres hatten drei Georgier gemeinsam in italienischen, mazedonischen und russischen Fernsehbeiträgen selbiges behauptet (Wir waren schon im März 2013 in Kiew). Einer von ihnen, Alexander Revazishvili, wird in der neuen israelischen Reportage ebenfalls interviewt.

Alle darin vorkommenden sind den Angaben zufolge ehemalige Soldaten. Bezhitashvili war als Major der georgischen Armee in Afghanistan und im Irak. Er legte in der Sendung auch Fotos von sich in den Einsätzen vor. Badzhalidse kämpfte den Angaben zufolge mit der Nationalgarde in der abtrünnigen Region Abchasien und Revazishvili war Scharfschütze in der georgischen Armee.

Die Männer hätten Angst um ihr Leben und wendeten sich deshalb an internationale Journalisten, um durch diese Öffentlichkeit ihr Leben abzusichern, erklärten sie. Mindestens sechs georgische Kämpfer ihrer Gruppe, die auf dem Maidan dabei waren, seien inzwischen getötet worden. Deren Namen werden zu Beginn der Reportage gezeigt. Es gebe keine Untersuchungen zu den Todesumständen, heißt es in der Sendung.

Das israelische Kamera-Team unter Leitung der Korrespondentin Anna Stefan traf die Georgier in der armenischen Hauptstadt Jerewan, in der diese untergetaucht seien. Auch die beiden neuen Geständigen belasten dieselben Hintermänner des Auftragsmordes. "Wenn mit mir oder den Jungs, die diese Interviews geben, etwas passiert, dann liegt die Verantwortung bei Saakaschwili und Mamulashvili", sagte Badzhalidse.

Kampferprobte Männer

Bezhitashvili sagt in der Reportage: "Mamuka hat mich angerufen, und gefragt, ob ich ein Team zusammenstellen kann aus den Jungs, die schon an meiner Seite gekämpft haben." Er rekrutierte daraufhin ehemalige Kameraden, darunter auch Badzhalidse, und übergab deren Passbilder wie gefordert an Mamulashvili. Sie seien schließlich am 15. Januar unter den Decknamen David Gegechkori und Georgii Butskhrikidze nach Kiew eingereist.

Am Kiewer Flughafen habe sie Maidan-Kommandant Andriy Parubiy abgeholt und auf dem Maidan seiner "rechten Hand" Jewgeni Jeremenko unterstellt. Dieser kommt in der Reportage ebenfalls zu Wort, bestreitet aber die Vorwürfe. Er habe alle Leute und Zelte auf dem Maidan kontrolliert, habe aber keine Kämpfer Mamulashvilis gesehen.

Die beiden Georgier berichten in der Reportage weiter, sie seien als Agents provocateurs auf dem Maidan eingesetzt worden und hätten die Polizei mit Molotowcocktails, Steinen, Schlagstöcken und anderen Waffen angegriffen. Am 18. Februar habe ihnen Mamulashvili gesagt, Janukowitsch habe sich bereits mit europäischen Politikern geeinigt, dass vorgezogene Neuwahlen stattfinden sollten. Janukowitsch werde mit ihnen in Verhandlungen treten. Solch eine Einigung müsse verhindert werden. Die Georgier dürften nicht zulassen, dass der Aufstand auf diese Art ende.

Schützenteams aus zwei Leuten

Die Georgier seien in ein Zimmer im dritten Stock des Hotel Ukraina gebracht worden, wo bereits zwei Kämpfer aus Estland einquartiert waren. Dort wurde ihnen auch ein US-Amerikaner namens "Brian" vorgestellt, der Scharfschütze sei und ihnen helfen könne, denn er habe in Auslandseinstätzen in Afghanistan und im Irak viel Erfahrung gesammelt. Pashinsky und Brian brachten Taschen mit Waffen mit, zwei davon seien SVD-Scharfschützengewehre, ein weiteres europäischer Herstellung mit Zieloptik gewesen.

Die Schützen sollten sowohl auf Demonstranten als auch auf Polizisten schießen, um Chaos zu erzeugen, sagt Bezhitashvili. Die Frage, ob die beiden Georgier auch selbst schossen, wird in der israelischen Reportage ausgespart. Bezhitashvili erläutert jedoch, dass die Schützen im Hotel zu zweit agierten: Um nicht von außen gesehen zu werden, durfte man nicht zu nah ans Fenster treten und musste von weiter hinten aus dem Raum schießen. Der jeweilige Partner habe das Fenster nach einem Schuss sofort wieder geschlossen.