"Make America Mexico Again"
Anhänger der Aztlán-Bewegung wollen Gebiete von Texas bis Kalifornien von den USA abspalten
Wahlslogans von US-Präsidentschaftsbewerbern werden seit je her parodiert: Aus Barry Goldwaters "In Your Heart You Know He's Right" machte man beispielsweise 1964 "In Your Guts You Know He's Nuts".
Die Slogans Make Mexico Great Again und Make America Aztlán Again, die einige US-Latinos aktuell Donald Trump entgegenhalten, sind jedoch keine bloße Parodie des von Trump verwendeten und von Ronald Reagan entlehnten Slogans "Make America Great Again", sondern verweisen auf eine Bewegung, die in Europa bislang noch weitgehend unbekannt, aber in den USA so bekannt ist, dass sie als Szenario dystopischer Science-Fiction-Erzählungen wie Vernor Vinges Peace War, Michael Flynns Forest of Time oder Whitley Striebers und James Kunetkas Warday fungiert.
Die Aztlán-Bewegung hat sich nach der mythischen Urheimat der Azteken benannt und fordert den Anschluss mehrerer US-Bundesstaaten an ein Groß-Mexiko. Was konkret beansprucht wird, ist unterschiedlich: Die Mindestforderung umfasst meist die Bundesstaaten Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien, eine mittlere zusätzlich Nevada, Utah und Colorado und die maximale sogar Oregon, Idaho, Oklahoma und Kansas. Zur Begründung der Forderungen dient sowohl die frühere Zugehörigkeit eines Teils dieser Gebiete zu Mexiko (beziehungsweise zum spanischen Kolonialgebiet) als auch der Verweis auf den wachsenden Anteil von Latinos, die dort leben.
Im letzten Zensus rechneten sich in Kalifornien 37,7 Prozent der Einwohner der Bevölkerungsgruppe der Latinos (beziehungsweise der Hispanics) zu. In Arizona waren es 29,2 Prozent, in New Mexico 42,1 Prozent, in Texas 37,6 Prozent, in Nevada 26,5 Prozent, in Utah 11,2 Prozent, in Colorado 20,7 Prozent, in Oregon 10,2 Prozent, in Idaho 12 Prozent, in Oklahoma 8,9 Prozent und in Kansas 10,5 Prozent.
Wichtigster institutionalisierter Vertreter der Bewegung ist die vor allem an Hochschulen aktive Movimiento Estudiantil Chicano de Aztlán (MEChA), deren Logo ein schwarzer Adler mit einem aztekischen Obsidianschwert und einer Stange Dynamit ist. Früher gehörten der Gruppe unter anderem Cruz Bustamante, der ehemalige demokratische Vizegouverneur von Kalifornien, und John A. Loredo, ein demokratischer Abgeordneter im Staatssenat von Arizona an.
In der Satzung der MEChA steht, sie führe einen "Kampf um die Befreiung Aztláns". Bezüglich der Mittel, die man dazu als legitim ansieht, heißt es im Plan de Aztlán, für die Jugend gebe es keine Straftaten mehr, sondern nur noch "revolutionäre Handlungen".
In anderen Dokumenten ist davon die Rede, dass die Europäer, die jetzt in den beanspruchten Gebieten leben, "Fremde" seien. Unter diesen "Fremden" ganz besonders wenig geschätzt werden Juden, denen die Voz de Aztlán eine Verschwörungstheorie vorhält, der zufolge sie mit Koschersiegeln Lebensmittel verteuern, die Latinos sonst billiger haben könnten.
Mit solchen Behauptungen und Slogans wie "Por La Raza todo - Fuera de La Raza nada" weckte MEChA Assoziationen zum Nationalsozialismus und zum Ku Klux Klan. Darauf angesprochen, meinte eine Sprecherin gegenüber dem Stanford Review 2003, man sei "im Grunde" keine Nazi-Organisation.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.