Mali: Dschihadisten sollen isoliert werden
- Mali: Dschihadisten sollen isoliert werden
- Grenzen zwischen bewaffneten Gruppen oft fließend
- Staatsoberhaupt Ibrahim Boubacar Keïta in Schwierigkeiten
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Die französische Militärintervention, die Bundeswehr und ein Konflikt, der ähnlich wie in Afghanistan endlos scheint
Wird es dieses Mal klappen? Am 23. August trat ein neuer Waffenstillstand im umkämpften Norden Malis in Kraft. Erstmals konnte die Verwaltung des Landes in eine Region zurückkehren, welche bislang eine "No-Go-Area" für Zentralstaats-Vertreter bildete.
Der seit längerem ernannte Gouverneur für Kidal - er konnte bislang seinen Posten nicht antreten - übernahm am vergangenen Mittwoch dort erstmals die Amtsgeschäfte. Nunmehr ist in Medien des Landes von der Perspektive einer "dauerhaften Rückkehr des Friedens" im Raum Kidal die Rede.
Die bewaffneten Gruppen im Norden Malis
Den Weg dafür geebnet hatte eine Vereinbarung zwischen bewaffneten Gruppen, die am 21. August ausgehandelt wurde. Im Norden Malis stehen sich unterschiedliche Akteure gegenüber. Auch die französische Armee sowie, seit vergangenem Jahr, die Bundeswehr - letztere ist in Gao stationiert - stehen dort.
Weitere Akteure sind die Armee der malischen Zentralregierung, ehemals separatistische Rebellen auf der Tuareg-Basis, die in der "Koordination der Bewegung von Azawad" (CMA) zusammengeschlossen sind, sowie zum Zentralstaat stehende loyalistische bewaffnete Gruppen. Letztere setzen sich ebenfalls aus Tuareg zusammen, die minoritären Bevölkerungsgruppen innerhalb der Tuareg-Minderheit angehören und ihre Interessen von den Rebellen bedroht sehen.
Hinzu kommen aber auch dschihadistische Gruppen, die sich zunächst 2011 mit den Tuareg-Separatisten verbündet hatten und im April 2012 die Abspaltung von Nord-Mali unter dem Namen "Azawad" proklamierten, bevor ihr Bündnis im Juni 2012 zerfiel.
Den Friedensschluss, welcher erstmals auch den Raum Kidal einbezieht, machte eine Vereinbarung zwischen der CMA und den unter der Bezeichnung "die Plattform" firmierenden loyalistischen Gruppen. Sie machte den Weg für die Rückkehr der zentralstaatlichen Verwaltung nach Kidal frei.
Die Dschihadisten: "Wie ein Fisch im Wasser"
Ein Ziel dabei ist es, die Dschihadisten zu isolieren, die in der Region nach wie vor höchst aktiv sind. Am 14. August führten sie einen doppelten Angriff auf Einrichtungen der UN-Truppe für Mali - MINUSMA - durch. Dabei griffen sie erstmals auch das Hauptquartier der MINUSMA In Tombouctou (Timbuktu) direkt an. Bei dem Angriff starben starben fünf malische Wachen, ein Zivilangestellter der Minusma sowie ein Gendarm aus Mali.
In Douentza im Zentrum des Landes kamen am selben Tag ein Blauhelm-Soldat aus Togo sowie ein malischer Militärangehöriger ums Leben. Weitaus spektakulärer noch war jedoch eine Attacke auf ein von westlichen Ausländern besuchtes Restaurant - das "Aziz Istanbul" - im Zentrum von Ouagadougou, der Hauptstadt des Nachbarlands Burkina Faso, am Abend des 13. August. Auch hierbei kamen die Attentäter aus dem Norden Malis, welcher Ouagadougou näher liegt als der malischen Hauptstadt Bamako.
Ursprünglich war die französische Militärintervention in Nordmali, die im Januar 2013 unter dem Namen "Opération Serval" begann, als kurzfristige Angelegenheit angekündigt worden. Innerhalb weniger Wochen sollte sie die im Norden Malis sitzenden Dschihadisten, die damals drei Regionen unter ihrer Gewalt hatten - Tombouctou, Gao und Kidal - vertreiben und dem 2012 akut gewordenen Bürgerkriegskonflikt ein Ende setzen. Dieses Versprechen ist längst Vergangenheit.
Die Dschihadisten bewegen sich außerhalb der städtischen Zentren in Nordmali oftmals wie ein Fisch im Wasser, und ihre Selbstdarstellung als vorgebliche Widerständler gegen eine Rückkehr der alten Kolonialmacht dürfte ihnen eher Zulauf beschert, als ihnen geschadet haben. Ähnlich wie in Afghanistan ist ein Ende des Konflikts in scheinbar unendliche Ferne gerückt.