Marianengraben erreichbar: China entwickelt neue Tiefseekabel-Winde
Neues Kabelverlegesystem kann den tiefsten Punkt der Erde erreichen. Entwicklung basiert auf neuen Werkstoffen. Die Maschine ebnet den Weg für vielfältige Unterwasser-Missionen.
China hat eine neue Kabelwinde vorgestellt, die als weltweit einziges System in der Lage ist, Unterwasserkabel bis hinab zum Challengertief, dem tiefsten bekannten Punkt der Erde, zu verlegen.
Elf Kilometer Tiefe möglich
Vor kurzem konnte die "Haiwei GD11000" genannte Kabelwinde bei ihrem ersten Einsatz im Südchinesischen Meer ihre volle Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, berichtet die South China Morning Post.
Das Challengertief liegt am südlichen Ende des Marianengrabens im Westpazifik, etwa 322 Kilometer südwestlich der Insel Guam, auf der sich ein großer US-Militärstützpunkt befindet. Mit einer maximalen Tiefe von fast 11.000 Metern unter dem Meeresspiegel ist es die tiefste bekannte Stelle in den Weltmeeren.
Genau für solche extremen Tiefen ist die neue Winde ausgelegt. Sie erreicht eine maximale Verlegetiefe von über 11.000 Metern und übertrifft damit den bisherigen Weltrekord deutlich. Diesen hatte im Juli der italienische Kabelhersteller Prysmian mit einer Seekabelverlegung in 2.150 Metern Tiefe aufgestellt.
Technologischer Vorsprung
Wie die staatliche Zeitung Global Times berichtet, wurde die Winde von der Universität Dalian gemeinsam mit mehreren Maschinenbau- und Technologiefirmen entwickelt.
Laut einer Mitteilung der Universität handelt es sich bei der Maschine um "Chinas erstes und weltweit einziges optisches Kabelwindensystem für alle Meerestiefen". Es stelle eine vollständig eigenständige Neuentwicklung dar.
Auf einer jüngsten Forschungsreise des Schiffs "Ocean Geology 2" vom geologischen Vermessungsbüros Guangzhou konnte die Winde im Oktober erstmals ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen.
Dabei absolvierte die Haiwei GD11000 zwei Tiefseeschleppvorgänge in Wassertiefen von mehr als 4.000 Metern, wobei die maximale Kabeleinsatzlänge 11.228,7 Meter betrug. Zudem kamen kabelgesteuerte Unterwasserroboter für Meeresboden-Beobachtungen, Markierungen und Probenahmen zum Einsatz.
"Dies hat die Stabilität und Einsatzfähigkeit des Systems vollständig bestätigt", heißt es in der Mitteilung der Universität Dalian.
Li Wenhua, Professor am Institut für Meerestechnik der Universität und leitender Wissenschaftler des Projekts, erklärte gegenüber der South China Morning Post, dass Haiwei GD11000 "in der Lage ist, in der maximalen Tiefe aller Ozeane der Welt meerestechnische Forschung zu betreiben".
Steigender Bedarf für Tiefseeforschung
Mit dem Vordringen der Meeresforschung in immer größere Tiefen und unwirtlichere Umgebungen steigt auch der Bedarf an modernen Windensystemen. Herkömmliche optische Seilwinden sind durch das hohe Gewicht der metallarmierten Seile begrenzt und können nicht bis in maximale Tiefen eingesetzt werden.
Um diese Lücke zu schließen, genehmigte das chinesische Ministerium für Wissenschaft und Technologie im Dezember 2023 ein neues Entwicklungsprojekt. Nach der Überwindung technologischer und ingenieurtechnischer Herausforderungen konnte das Team nun liefern.
Laut Professor Li verfügt der Haiwei GD11000 über eine sichere Arbeitslast von mehr als 15 Tonnen und eine Geschwindigkeit von bis zu 120 Metern pro Minute. Zudem sei es mit einem Kabeldurchmesser von weniger als 34 Millimetern extrem dünn, während die Übertragungsleistung mehr als 51 Kilowatt betragen könne.
Künftig soll die Winde für Routineeinsätze in der Tiefsee- und Polarforschung an Bord von Forschungsschiffen eingesetzt werden, berichtet die Global Times.