Marx ist Murks - Teil 1

Seite 7: Einwand 7: Geh doch erstmal arbeiten!

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Der Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung, der man die Ausbeutung nicht unmittelbar ansieht (vgl. dazu Teil 4 der Artikelserie), man muss sie sich erschließen. Tut man das nicht, stellt sie sich gar als ihr Gegenteil dar. Nachdem er erst einmal mit Gewalt blutig durchgesetzt wurde - Marx behandelt das Thema in der ursprünglichen Akkumulation -, verfielen die Arbeiter nach und nach auf all die Illusionen der kapitalistischen Produktionsweise. In dieser Optik erscheinen marxistische Agitatoren nicht als solche, welche die Arbeiter dazu theoretisch ermutigen, sich vom Joch der Ausbeutung zu befreien, sondern als reine Störenfriede.

Da der theoretisch ungeschulte Arbeiter - wer will es ihm auch verübeln? -, dem marxistischen Intellektuellen argumentativ ohnmächtig gegenübersteht , verfällt er landauf, landab immer wieder auf das blödeste aller "Argumente": Geh doch erstmal arbeiten! Als ob das irgendwas zur Klärung und Aufklärung beitragen würde. Im Grunde zeugt dies nur von Hilflosigkeit, denn ein Argument ist es jedenfalls nicht. In der Weltanschauung solch eines Arbeiters, der meint, in der besten aller Welten zu leben, kommen ihm die Marxisten doch glatt wie Taugenichtse vor, die sich die Schwielen an den Händen erst noch verdienen müssen, bevor sie ihr Maul aufreißen. Das liest sich dann zum Beispiel so:

Ja dann mach doch mal eben, du Klugscheißer! Wenn das ja nichts ist und so toll und einfach, dann fordere ich dich auf, ein Unternehmen zu gründen und zu entwickeln, dass einen siebenstelligen Jahresumsatz aufweist, nur um uns die Richtigkeit deines Gefasels zu beweisen. Kannst es ja danach wieder dicht machen! Und heule bitte nicht rum, du hättest kein Kapital, das kriegst du bei der Bank für fast keine Zinsen. Und da ja nach deinen Erklärungen alles so einfach ist, sobald das Kapital einmal da ist, und man nur noch die Leistungen anderer zusammen schmarotzt, besteht ja quasi gar kein Risiko einer Bruchlandung, oder dass du dich ruinierst, was dich ja eh nicht scheren dürfte, werter Genosse.

Forent "lolbob"

Was soll das denn bitte überhaupt beweisen? Es wurde ja gar nicht behauptet, dass Kapitalisten notwendig Idioten sind, die nichts könnten. Ich habe nicht bestritten, dass nicht ein gewisses Geschick dazu gehört, die von mir gelisteten Betriebsbedingungen zu organisieren. Nur was soll daraus folgen im Hinblick auf Eigentumsfragen? Und überhaupt, wie soll ich mit der vorgeschlagenen Beweismethode das Verlangte erreichen, also zu zeigen, dass es der Kapitalist ein heller Kopf sein? Nach dieser Logik doch wohl nur, indem ich selbst an der vorgelegten Aufgabe scheitere. Und wenn ich wider des Forenten Erwartung erfolgreich sein würde, was hieße das dann? Welche Schlüsse folgen daraus? Würde ich damit beweisen, dass es für einen erfolgreichen Kapitalisten letztlich nicht mehr braucht, als ein Taugenichts wie ich zu sein?

Hier passt vorne und hinten nichts zusammen. Soll hier mit einem Einzelbeispiel eine allgemeine Aussage empirisch bewiesen werden? Im Grundkurs Logik habe ich etwas gelernt, nämlich dass genau das nicht geht, das nennt man eine unvollständige Induktion. Aber nicht erst im besagten Kurs, solche Methoden des Denkens sind im Grunde leicht vermittelbares Allgemeinwissen.

Ein klitzekleiner erkenntnistheoretischer Einschub, der sich eigentlich von selbst verstehen dürfte: Mit der Analyse eines ökonomischen Sachverhalts oder überhaupt eines wissenschaftlichen Gegenstands im Allgemeinen hat meine oder irgendeine Person rein gar nichts zu tun. Kriterien für Wissenschaftlichkeit sehen ja gerade vom Urheber eines Arguments vollständig ab, sie sollen gerade gelten, egal wer das Argument vorbringt. Das macht sie erst objektiv. Allein der Verweis auf die bloße Autorität war noch nie ein gültiger Prüfstein dafür, ob eine Aussage richtig oder falsch ist. Nicht Marx ist das Argument, sondern das Argument ist das Argument, und Marx trägt es lediglich vor. Es muss aber gänzlich unabhängig von ihm eine Richtigkeit beanspruchen können, sonst taugt es nichts.

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