Medienhetze gegen Systemkritik
Seite 4: Medien empören sich dann, wenn es "den Richtigen" trifft
- Medienhetze gegen Systemkritik
- Dem Rudeljournalismus fehlt Objektivität und Neugier
- Verschließen der Augen
- Medien empören sich dann, wenn es "den Richtigen" trifft
- Naiver Glaube an die vorherrschende Ordnung
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Der Journalismus, wie er derzeit im Zusammenhang mit Naidoo im Großen und Ganzen zu beobachten ist, muss man als das bezeichnen, was er ist: gefährlich. Er verrät journalistische Ideale aus ideologischen Gründen. Er misst mit zweierlei Maß, double standards sind eines seiner Hauptmerkmale.
Der bayerische Ministerpräsident sagte einmal in einer Fernsehsendung: "Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden." Wo war da die Empörung der Medien? Das Prinzip ist klar: Medien empören sich dann, wenn es "den Richtigen" trifft.
Eine Presse ist zu beobachten, die sich weigert, die Realität wahrzunehmen, aber stattdessen mit einer unerträglichen Portion Ignoranz die Wirklichkeit so formt, wie es in ihre politischen Überzeugungen passt.
Man kommt nicht umhin von einem Theater des Absurden zu sprechen, wenn sich auf diese Weise agierende Medien seit Monaten im Selbstinszenierungsmodus als "Faktenfinder" präsentieren und das alleinige Anrecht zur legitimen Deutung von Informationen beanspruchen.
Eine Medienlandschaft, wie sie gerade agiert, hat mit zur Entwicklung eines Klimas beigetragen, in dem der öffentliche politische Diskurs oft nur noch den Durchmesser eines Strohhalms hat.
Bisweilen finden sich Artikel in den Medien, die fragen, warum die Intellektuellen schweigen und sich so wenig in gesellschaftliche Debatten einmischen. Die Antwortet lautet: Die Furcht großer Medien vor politischen Ansichten, die ihrer Meinung entgegenstehen, ist so groß, dass sie wie von Sinnen auf jeden einprügeln, der anderer Meinung ist.
Und deshalb müssen sich diejenigen, die sich mit Meinungen in der Öffentlichkeit zu Wort melden, die den Meinungen der Wächter über den öffentlichen Diskurs entgegenstehen, auf einen brutalen Spießrutenlauf einstellen, an dessen Ende die Exkommunikation aus der öffentlichen Gemeinschaft stehen kann. Nur wenige Intellektuelle, Künstler etc. sind bereit, diesen Kampf aufzunehmen - Naidoo ist einer von ihnen.
Hofiert werden hingegen jene Figuren des öffentlichen Lebens, die mit ihren "Einmischungen" im öffentlichen Diskurs die vorherrschenden Ansichten des juste milieu rechtfertigen und legitimieren.
Das Absurde ist: Wir leben in einer Zeit, in der Medien voller Abscheu (zu Recht) auf das Totalitäre blicken, aber sie sind blind gegenüber dem totalitären Geist, der in ihrer eigenen Berichterstattung zum Ausdruck kommt. Man stelle sich nur einmal vor, was wäre, wenn in der heutigen Zeit ein Xavier Naidoo in einer WDR-Talkshow auftreten und Folgendes sagen und tun würde:
Das Fernsehen macht hier so eine scheißliberale Sendung, wir haben hier die Möglichkeit antisozialistisch zu quatschen, wir können evolutionär reden, einige dürfen revolutionär reden, [aber] was passiert objektiv? An der Unterdrückung ändert sich überhaupt nichts. Das Fernsehen ist ein Unterdrückungsinstrument in dieser Massengesellschaft. Und deswegen ist es ganz klar, wenn überhaupt noch was passieren soll, hier, muss man sich gegen den Unterdrücker stellen und man muss parteiisch sein ... und deswegen mache ich jetzt hier mal diesen Tisch kaputt ... [nimmt eine Axt, schlägt auf den Tisch ein, um den die Talkgäste versammelt sitzen und sagt weiter:] Scheiß Fernsehen! So, jetzt können wir weiter diskutieren.
Wie weit würde die Empörungsspirale in den Medien erst bei solch einer Aktion gehen?
So sehr Medien zu loben sind, die gegenüber rechten Umtrieben besonders empfindlich sind, so sehr eine Presse gewünscht ist, die auf dem rechten Auge doppelt und dreifach scharf sehen darf, so sehr drängt sich beim Verhalten der Medien eine Frage auf, die zu einer ziemlich unangenehmen Antwort führen kann: Wie hätten eigentlich diejenigen Journalisten, die heute so schnell die "Nazi-Keule" schwingen, reagiert, wenn sie selbst zu der wohl dunkelsten Zeit der Menschheitsgeschichte Journalisten gewesen und von dem Unfassbaren gehört hätten?
Wenn eine gesamte Medienlandschaft unter demokratischen Rahmenbedingungen, in der die Presse prinzipiell frei agieren kann, selbst nach den ersten Berichten zum Missbrauch an der Odenwaldschule ein Jahrzehnt benötigt, um in der Breite den Skandal als solches wahrzunehmen, dann will man sich nicht ausmalen, wie der eine oder andere von denjenigen Medienschaffenden, die sich heute als Vorkämpfer gegen rechts aufspielen, gehandelt hätten, wenn sie auf die brutalen Verbrechen eines totalitären Regimes gestoßen wären.
Das Schlimme ist: Wenn Medien auf inflationäre Weise jeden, der eine "krassere" politische Meinung vertritt als die, die im juste milieu akzepiert ist (und dazu bedarf es nun wahrlich nicht viel), als "Rechten" diffamieren wollen, besteht die große Gefahr, dass eine Desensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit gegenüber echten rechten Vorstößen in die gesellschaftliche Mitte erfolgt. Wer als Journalist, nur weil es ihm aus ideologischen Gründen passt, jeden zum Rechten abstempelt, bei dem sich auf Biegen und Brechen - und sei es noch so absurd - irgendwie ein Bezugspunkt nach rechts konstruieren lässt, erweist dem wichtigen Kampf gegen rechts, dem Kampf gegen Ausländerfeinde und Rassisten einen Bärendienst.
Die Vehemenz, mit der Medien gegen Naidoo vorgehen, verweist auf ein großes Problem.
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