Mein Name ist Bond, James Bond
Nr. 18: "Tomorrow Never Dies"
Seit nunmehr 35 Jahren rettet der erstaunlich junggebliebene Geheimagent mit der Lizenz zum Töten in regelmäßigen Abständen die Welt vor Kriegen oder gar dem Untergang.
Wie nicht anders zu erwarten, hält sich auch "Tomorrow never dies" an das bewährte Bond-Strickmuster. Schon vor dem Trailer, der bei 007-Filmen längst Kultstatus erlangt hat, taucht man in eine rasante Action-Szene ein. Bis zum großen Finale muß James Bond (Pierce Brosnan ) noch mehrmals seinen Verfolgern entkommen, was Regisseur Roger Spottiswoode in gewohnt aufwendiger Manier inszeniert hat. Soweit so gut!
Was passiert also Neues in der nunmehr 18ten Folge der erfolgreichsten Reihe der Filmgeschichte? Eigentlich gar nichts - 007 muß gegen einen Megaschurken und dessen Schergen kämpfen, die Frauen erliegen seinem Charme, auch wenn sie ihm nicht mehr mit einem gehauchten "Oh James" in die Arme sinken - und am Ende hat er ein weiteres Mal den Wettlauf mit der Zeit gewonnen. Der Wodka-Martini wird immer noch geschüttelt, und nicht gerührt, wobei dem Kinobesucher nicht vorenthalten wird, daß es sich um Wodka der Marke SMIRNOFF handelt.
So ist die größte Neuerung wohl die Dominanz des Product Placements, was "Tomorrow never dies" in die Nähe eines zweistündigen Werbefilms rückt. Während der BMW Z3 im letzten Bond-Film nur eine Statistenrolle spielen durfte, avanciert der von einem ERICSSON-Handy ferngesteuerte BMW 750i der Autovermietung AVIS zum eigenständigen Actionstar. Größter Vorteil des Autos gegenüber dem Fluchtmotorrad in Saigon (dessen Marke man vielleicht erraten kann) - es ist von Q mit mehr Extras als je zuvor ausgestattet und läßt seine schwäbischen Konkurrenten ziemlich alt aussehen!
Die Werbewirksamkeit des Mythos "James Bond" ist der Industrie mittlerweile mit 20 Millionen Pfund fast ein Drittel der Produktionskosten wert. In den Kampagnen der Firmen wird dann auch mit "James Bond" und als schöner Nebeneffekt für "James Bond" geworben. Können wir also erwarten, daß in Zukunft die Werbung vor Filmen wegen ihrer Redundanz entfällt? Oder darf man James Bond zukünftig als Spiel für die ganze Familie verstehen - wer die meisten beworbenen Produkte erkennt, hat gewonnen? Wie auch schon bei "Goldeneye" startet der Film werbewirksam in der Vorweihnachtszeit, und wir dürfen uns überlegen, ob wir uns nicht auch einmal ein Auto der bayerischen Nobelmarke zu Weihnachten wünschen. Vielleicht dürfen wir ja auch einmal die Welt retten, wenn wir nur genug Smirnoff-Wodka trinken.
Was haben wir bei dieser Betrachtung nur vergessen? Ach ja, der Gegner von Bond heißt diesmal Elliott Carver (Jonathan Pryce ), ist Medienmogul und möchte an die Alleinherrschaft über den Informationsmarkt gelangen. Die Ähnlichkeit zu Ted Turner oder Bill Gates ist dabei wohl nicht nur zufällig. So stellt Carver einem Angestellten die Frage, ob das neue Computerprogramm denn mit ausreichend vielen Fehlern entwickelt wurde, um in den nächsten 10 Jahren genügend Upgrades verkaufen zu können. Die Gefahr geht also nicht mehr von politischen Systemen aus, sondern vor allem von der Möglichkeit, (fast) alle Menschen auf dieser Welt per Satellit zu erreichen und mit Informationen zu überfüttern. Vielleicht liegt auch hier die wahre Neuerung in "Der Morgen stirbt nie" (So die wohl etwas fehlgeschlagene deutsche Übersetzung des Titels).
Wenn in zwei Jahren dann der nächste Bond vor der Tür steht, können wir uns auf den nächsten Bösewicht freuen, und es wird sich zeigen, ob Pierce Brosnan dann, ähnlich manchem Bundesligatainer, wie eine lebende Littfassäule aussieht.
Was einen aber mit Sicherheit wieder erwartet, ist ein High-Tech Spektakel, das abwechslungsreiche Unterhaltung bietet. Für das Auge werden schöne Menschen geboten, und auch sonst wird es sicher nicht langweilig.
Bond bleibt eben Bond, James Bond!