Mindestens 25 Euro pro Tonne
- Mindestens 25 Euro pro Tonne
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Die Energie- und Klimawochenschau: Von CO2-Preisen, Stromnetzen, Waldwirtschaft und technologieoffenen Ausschreibungen
An Vorschlägen, was die neue Bundesregierung bei der Energiewende besser machen könnte, mangelt es ja nicht, allein ob diese auch nur ansatzweise Gehör finden, lässt sich angesichts des ambitionslosen Koalitionsvertrags bezweifeln. Der WWF setzt immer noch darauf, das deutsche Emissionsreduktionsziel von 40 Prozent bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Die Instrumente: ein Mindestpreis für den CO2-Ausstoß von 25 Euro pro Tonne und die Stilllegung alter Braunkohlekraftwerke mit einer Kapazität von 7 Gigawatt. Der CO2-Mindestpreis müsste mehrere Länder übergreifend eingeführt werden.
"Wir brauchen ein zusätzliches Instrument nicht allein auf nationaler, sondern auf europäischer Ebene, weil das bisherige Werkzeug dort nicht wirkt: Der Emissionshandel wird kurz- und mittelfristig keinen Effekt haben. Über ihn bleibt der CO2-Preis bis Mitte der 2020er zu niedrig, um einen Anreiz zur CO2-Minderung zu bieten", sagt Michael Schäfer, Leiter des Fachbereichs Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.
Der CO2-Preis müsste sofort eingeführt, die 7 Gigawatt Kohlekraftwerke im Jahr 2020 stillgelegt werden. Auf diese Weise fehlten dann nur noch 13 Millionen Tonnen CO2, die an anderer Stelle eingespart werden müssten. Der CO2-Preis sollte in Zukunft kontinuierlich ansteigen. Ein vorgegebener Anstiegspfad würde auch die Investitionssicherheit garantieren.
Als wichtige Partner bei der Einführung eines CO2-Mindestpreises sieht der WWF Frankreich und die Niederlande. Die Niederlande haben bereits beschlossen, ihren CO2-Preis bis 2030 auf 43 Euro steigen zu lassen. Und auch im neuen Elyseé-Vertrag zwischen Frankreich und Deutschland vom Januar fordern die Parlamentarier ihre Regierungen auf, sich für die Bepreisung von Kohlendioxid einzusetzen. Im Koalitionsvertrag findet sich dies allerdings nicht wieder. Hier wird ein globales Preissystem für den Kohlendioxidausstoß gefordert, mindestens solle es aber die G20 umfassen. Nachbarschaftliche Initiativen sind damit wohl eher ausgeschlossen.
Für gemeinsame deutsch-französische Initiativen bei der Energiewende wirbt auch die Agora Energiewende, die zusammen mit dem Institutes for Sustainable Development and International Relations (IDDRI) eine Studie zu den Energiepolitiken der beiden Länder verfasst hat. Die Energiesysteme der beiden Länder seien eng verzahnt, so dass energiewirtschaftliche Entscheidungen auch immer über die Grenze hinweg wirken würden.
"Frankreich solle aus wirtschaftlichen Gründen bis 2030 die Leistung seiner Kernkraftwerke von derzeit 63 auf 50 Gigawatt reduzieren, Deutschland aus Klimaschutzgründen seine Kohleverstromung halbieren. Parallel dazu sollten beide Länder die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien wie geplant erhöhen (…). Zudem sollten die Stromleitungen zwischen den Ländern Europas verstärkt werden, davon würden insbesondere die Stromverbraucher profitieren", heißt es. Bei einem CO2-Preis von 30 bis 50 Euro pro Tonne könnten sich Windkraft und Photovoltaik am Markt finanzieren.
Netzausbau unumgänglich
Um Stromleitungen geht es in der folgenden Studie. Eine dezentrale Energiewende wird ja immer wieder als Argument gegen neue Stromtrassen ins Feld geführt. Eine neue Meta-Studie des Öko-Instituts kommt nun leider zu dem Ergebnis, dass auch eine dezentralere Versorgung mit erneuerbaren Energien nicht ohne Netzausbau auskommt.
Die Autoren kritisieren, dass bisherige Dezentralitätskonzepte meist zu vage bleiben. Betrachtet werden müsse ein Zusammenspiel mehrerer Ebenen: das Vorhandensein verbrauchsnaher Erzeugungsanlagen ebenso wie verbrauchsnaher Flexibilitätsoptionen - also Stromspeicher oder Kapazitätsreserven. Würde Strom zwar regional erzeugt und verbraucht, aber notfalls durch Offshore-Strom oder skandinavische Wasserkraft ergänzt, wäre wenig gewonnen. Selbst wenn regionale Flexibilitätsoptionen vorhanden sind, hieße das in einem freien Strommarkt noch nicht, dass diese auch genutzt würden, solange die Preisbildung auf zentralen Märkten stattfindet.
"Ein geringerer Stromnetzbedarf kann richtungssicher nur angenommen werden, wenn verbrauchsnahe Erzeugungs- und verbrauchsnahe Flexibilitätsoptionen in Eigenverbrauchslösungen zusammengefasst werden oder (klein-) räumlich zugeschnittene zellulare Steuerungsansätze zum Tragen kommen", heißt es in der Studie.
Für solche zellularen Steuerungsansätze gebe es bislang kein überzeugendes Konzept. Zu rechnen sei aber mit höheren Erzeugungskosten. Auch der Flächenbedarf für Erneuerbare könnte steigen. Um den Netzausbaubedarf um 20 bis 50 Prozent zu verringern, müsste insbesondere die Photovoltaik im Süden und die Windkraft im Süden und Westen Deutschlands um ein Vielfaches dessen ausgebaut werden, was im jetzigen Netzentwicklungsplan angenommen wird.