Mit Pornoheften gefüllte Bombe?
Ein Forscherteam der US-Marine hat ein modifiziertes Minenräum-Fangnetz erfunden, mit dem Drogenschmuggler-Boote dingfest gemacht werden sollen
Die amerikanische Marine und Küstenwache werden möglicherweise demnächst eine neue pfiffige Wunderwaffe einsetzen können. Ein abgewandeltes Räumnetz gegen Seeminen, das mit Tränengaskanister und elektrischen Drähten versehen ist, soll den florierenden Drogenschmuggel per Boot ausbremsen. Der Erfinder Dick Cavanagh empfiehlt sich damit als potenzieller 007-Ausrüster.
"Q" lebt! Man hatte ja traurig gedacht, dass mit dem Ableben von Desmond Llewellyn der Spirit des verschrobenen Erfinders von spektakulären technischen Wunderwaffen 1999 endgültig dahingegangen wäre. Von wegen. Laut New Scientist hat der Creator einen neuen Masterplan und ist dafür anscheinend aktuell in den Körper des Amerikaners Dick Cavanagh gefahren. Cavanagh leitet ein Forschungsteam im US Naval Surface Warfare Center der US-Navy, das in Panama City in Florida stationiert ist.
Für die beeindruckende Erfindung der Entwickler stand ein Fangnetz zur Beseitigung von Unterwasserminen Pate. Solche Minenräumnetze bestehen aus einem Netz mit zwei Raketen zum Abschuss an der Vorderseite sowie mehreren Fallschirmen an der Rückseite, die das Netz zusätzlich weit aufspannen. Werden die am Netz befestigten Sprengkörper zur Detonation gebracht, explodieren darunter in der Nähe befindliche Seeminen ebenso. Dick Cavanagh alias Q dachte sich: Da muss ich jetzt was draus machen.
Denn die Lage ist ernst. Drogenschmuggler-Banden können der US-Küstenwache und Marine-Einheiten nämlich immer wieder ein Schnippchen schlagen. Den bis zu 40 Knoten (gut 70 km/h) schnellen Motorbooten der Kriminellen gelingt es bei der Fahrt durch die Karibik in Richtung USA oft, die nicht ganz so flinken Gesetzeshüter abzuhängen. Die Hubschrauber der Küstenwache können zwar die Schmugglerboote grundsätzlich einholen. Helikopter sind aber naturgemäß wenig geeignet, Speedboote auf dem offenen Meer zu stoppen, da sie dummerweise untergehen, bevor die Piloten dazu kommen, die Handschellen zu zücken. Seit Oktober wurden zwar mehr als fünf Tonnen Kokain in den amerikanischen Küstengewässern sichergestellt. Man schätzt aber, dass vermutlich die zehnfache Rauschgiftmenge erfolgreich in die Vereinigten Staaten eingeschleust wird. Da tut eine neue, wirksame und (man ist ja Gentleman) möglichst nichttödliche Waffe bitter not.
Q (bzw. Cavanagh) stellte sich vor, dass Boote der Küstenwacht Netze abfeuern könnten, die groß genug sind, sich über ein Schmugglerboot zu legen. Gewichte zur Beschwerung an den Fangnetz-Rändern sollten ausreichen, die daran montierten Fallschirme unter Wasser zu ziehen. Damit würde ein starker Sog erzeugt, der das Boot der bösen Buben abbremst. Aber das war noch nicht alles. Jetzt liefen die kleinen grauen Zellen von Dick Cavanagh (alias Q) erst so richtig zur Hochform auf. Man müsste die Besatzung ja am besten auch gleich zur Strecke bringen können. Ein mit einem Spannungssensor verbundener Tränengaskanister im Netz wäre die perfekte Lösung. Die erhöhte Spannung beim Absinken des Netzes ins Wasser löst den Sensor aus und rührt so die an Bord befindlichen Drogenkuriere unfehlbar zu Tränen. Und wer als hartgesottener Finsterling dann immer noch renitent ist und versucht, das Fangnetz zu kappen, der kriegt einen gehörigen elektrischen Schlag auf die Pratzen, weil er nicht weiß, dass das Netz zusätzlich von elektrischen Drähten durchzogen ist. Ho ho ho.
Phantasievolle Modifikationen, das ist die Zukunft der Waffentechnologie. Vielleicht hätte Donald "Rummy" Rumsfeld ja einmal in Erwägung ziehen sollen, neuartige mit Schweinefleisch oder Pornoheften gefüllte Bomben abzuwerfen. Damit wären Taliban-Stellungen und Tora Bora sicherlich schneller geknackt worden, Osama Bin Laden säße vielleicht schon hinter schwedischen Gardinen. Und das gefürchtete "friendly fire" wäre in diesem Fall für eigene Truppen völlig ungefährlich bzw. im mit Mac-Kings und Etablissements noch beklagenswert unterversorgten Afghanistan sogar mal hochwillkommen. Zugegeben, für die bisher verbündeten eingeborenen Nordallianzler wären Swiney Cutters statt Daisy Cutters natürlich auch gefährlich.
Dick Cavanaghs Team sucht jetzt erst einmal Investoren für die Finanzierung eines Fangnetz-Prototyps. Falls er funktioniert, dürften Drogenschmuggler zu Wasser der US-Küstenwache bald im wahrsten Sinne des Wortes ins Netz gehen.