Mit dem Brexit ist die Grenze dicht, kündigt Theresa May an

Seite 3: Niemand ist eine Insel

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Düstere Aussichten prophezeit ein ehemaliger britischer EU-Verhandler seinen Landsleuten im "Independent". Der Brexit werde viel schlimmer als gedacht, schrieb Steve Bullock, der zwischen 2010 und 2014 in Brüssel für Großbritannien mit der EU verhandelt und auch für die EU-Kommission gearbeitet hat. Der Brexit verursache in so vielen Bereichen Probleme, ob bei der Flugsicherheit oder in der Medizin, und die Regierung verstehe die Konsequenzen nicht mal, klagte Bullock. Das sei eine schreckliche Verletzung ihrer Amtspflichten.

Unzufrieden mit dem Brexit ist übrigens auch ein bekannter Musiker: Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger hat zwei Songs unter eigenem Namen veröffentlicht. "Gotta Get A Grip" heißt der eine, "England Lost" der andere. Vordergründig geht es dabei um ein Fußballspiel, doch die Anspielung ist deutlich: "I went to see England but England lost".

Überforderte Militärmacht

Großbritannien dürfte übrigens auch als Militärmacht absteigen. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls Björn Müller in einer Analyse. Mit seinen atomar bewaffneten U-Booten hat das Vereinigte Königreich zwar eine zusammen mit Frankreich einzigartige Stellung in Europa.

Doch das Land übernehme sich gerade mit zahlreichen Rüstungsprojekten, schreibt Müller, etwa dem Bau der zwei Flugzeugträger "Queen Elizabeth" und "Prince of Wales", die im Pazifik eingesetzt werden sollen, um China etwas entgegenzusetzen. Dadurch könne Großbritannien weniger Aufgaben im Nato-Gebiet übernehmen. Das entwerte das Land als Allianz-Mitglied.

Der Versuch, eine globale Militärmacht zu sein und den Brexit durchzuziehen, werde nicht aufgehen, so Müller. "Die dafür nötigen finanziellen Mittel sind nicht vorhanden und werden es auch nicht sein." Entsprechende militärische Projekte seien "nicht tragfähig" und würden auch von der Bevölkerung nicht getragen, die lieber "Milliardeninvestitionen in das marode Gesundheitssystem" sehen wolle.