Mit dem Brexit ist die Grenze dicht, kündigt Theresa May an

Seite 2: Teure Grenzkontrollen

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Kein Wunder, dass bei dieser Lage die Wirtschaft langsam nervös wird. Eine Milliarde Pfund würde es jedes Jahr zusätzlich kosten, die nötigen Grenzkontrollen durchzuführen, die ohne ein Abkommen mit der EU nötig werden, warnt eine neue Studie des Beratungsunternehmens Oxera. Und das sei noch sehr konservativ geschätzt. Denn man brauche dazu auch mehr Parkplätze an den Häfen, mehr Zollbeamte und mehr Mitarbeiter bei Häfen und Spediteuren, warnt Oxera.

Das neue Zollabwicklungssystem, das just im März 2019 eingeführt werden soll, sei außerdem nicht leistungsfähig genug. Auslegt sei es für 60 Millionen Abfertigungen pro Jahr, nötig seien nach dem Brexit aber 300 Millionen. Tim Waggott, der Vorstandsvorsitzende des Hafens von Dover, sagte dem Guardian, bei den Brexit-Verhandlungen müsse oberste Priorität haben, dass der Wahrenstrom zwischen dem britischen Dover und dem französischen Calais ungehindert fließen könne.

City fürchtet um Banker-Jobs

Ein weiteres Puzzleteil zum Brexit wird am Donnerstag bekannt werden. Dann enthüllt die Bank of England, wie die britischen Banken auf den Brexit reagieren wollen. Die Geldinstitute hatten der Zentralbank entsprechende Pläne einzureichen. Es wird erwartet, dass einige Banken Teile ihres Geschäfts wegen der dortigen Kunden in die EU verlagern.

Nach einer aktuellen Studie der internationalen Wirtschaftsberatung Oliver Wyman könnten bis zu 40.000 Bankerjobs in der City von London wegfallen. Nicky Morgan, die Vorsitzende des Finanzausschusses im britischen Unterhaus, warnte, die Unternehmen und besonders die Banken würden im April 2019 vor einem "Abgrund" stehen. Es brauche Übergangsregeln, um die Bedeutung der City als Finanzzentrum zu sichern, forderte sie.

Leben ohne die EU

Auch zwei EU-Agenturen werden mit dem Brexit die britischen Inseln verlassen müssen: die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) und die EU-Bankenaufsicht (EBA). Beide sitzen derzeit noch in London und schauen sich jetzt nach geeigneten Standorten auf dem Festland um. Das Bewerbungsverfahren ist gerade angelaufen und viele europäische Städte hoffen auf den Zuschlag.

Für die Briten bedeutet der Wegzug der EMA, dass sie länger auf die Genehmigung neuer Medikamente aus der EU werden warten müssen. Denn diese müssen dann doppelt genehmigt werden - erst von der EMA, dann von den britischen Behörden.

Sorgen machen sich auch die Schotten, die ohnehin gegen den Brexit waren. Diesmal geht es um Whiskey. Der Hintergrund: Bisher garantiert die EU, dass die Bezeichnung "Scotch Whisky" nur für schottischen Whiskey verwendet werden darf. Die Regierung in London müsse sicherstellen, dass die entsprechende EU-Norm auch in einem Großbritannien ohne EU gelte, forderte der schottische Wirtschaftsminister Keith Brown.