Moderne Sklaverei in Spaniens Landwirtschaft: Leichen im Olivenhain?

Seite 2: UNO-Experte. Baracken von Landarbeitern schlimmer als Flüchtlingslager

Nach einem Besuch in Spanien hatte vor zwei Jahren der UNO-Sonderberichterstatter für extreme Armut auf die fatale Situation von Tagelöhnern hingewiesen. Besonders erschreckt haben Philip Alston dabei Hüttendörfer in Andalusien. "Wie Tiere" müssten Flüchtlinge und Einwanderer dort leben, die als Tagelöhner in der Erdbeerernte eingesetzt werden.

"Ich habe schlechtere Siedlungen als in Flüchtlingscamps gesehen", sagt der Professor von der New York University School.

Sexuelle Übergriffe, Belästigungen und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung, hat eine Buzzfeed-Recherche ergeben. "Die Verantwortlichen kommen ungestraft davon", stellt diese Nachrichtenseite fest.

Dafür steht ein Skandalurteil, das kürzlich in Murcia gesprochen wurde. In der Nachbarregion von Andalusien wurde eine Erntehelferin aus Paraguay von einem Vorarbeiter vergewaltigt. Die zweijährige Haftstrafe konnte er durch die Teilnahme an einem Sexual-Erziehungskurs und einer Geldstrafe von 6.000 Euro umgehen.

Da sich die Arbeitsministerin Yolanda Díaz verstärkt der Zustände auf dem Land angenommen hat, führt das auch zu massiven Angriffen gegen sie. Es gibt seit langem auch Morddrohungen gegen die Chefin der Linkskoalition "Unidas Podemos" (UP).

Die derzeit beliebteste Politikerin in Spanien hat erklärt, dass sie "von produzierenden Sektoren in diesem Land mit dem Tode bedroht wurde, weil es ihnen nicht gefällt, dass Arbeitsinspektionen durchgeführt werden."

Offen hatte der Präsident der Vereinigung für Land- und Viehwirtschaft (UAGN), Félix Bariáin, mit Gewalt gedroht. "Sie werden diesen Sektor nicht zerstören", erklärte er. "Wenn sie die Inspektionen und die Fragebögen nicht zurückziehen", werde man bei Mobilisierungen "nicht friedlich" sein.

Das Arbeitsministerium hatte Fragebögen zu den Arbeitsbedingungen unter Landarbeitern verteilt und die Inspektionen auf den Höfen im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr verfünffacht. Díaz erklärt, dass "niemand Angst vor Inspektionen haben muss", wenn die Gesetze eingehalten und die Rechte der Beschäftigten respektiert werden.

Bei den bisherigen Inspektionen wurden rund in einem Drittel der Fälle Verstöße festgestellt und Geldstrafen verhängt.