Moderne Sklaverei in Spaniens Landwirtschaft: Leichen im Olivenhain?
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Arbeitsministerium in Spanien geht verstärkt gegen Sklavenarbeit im Agrarsektor vor. In Folge kommt es Gewalt- und Morddrohungen gegen die Ministerin. Dass das erstzunehmen ist, zeigen polizeiliche Ermittlungen.
Die kleine andalusische Gemeinde Villacarrillo ist in Aufregung. Schon seit zehn Tagen ermitteln spanische Sicherheitskräfte intensiv vor Ort, nachdem zwei Landarbeitern spurlos verschwunden sind. Im Zentrum der Ermittlungen steht Ginés Vicente. Für diesen Agrarunternehmer hatte der 33-jährige Ibrahima Diouf vor seinem Verschwinden im Januar 2021 in der Olivenernte gearbeitet.
"Warum ermitteln sie jetzt erneut?", fragen sich die Menschen in der Gemeinde in der Provinz Jaén, wo sich das größte geschlossene Olivenanbaugebiet der Welt findet. "Gibt es neue Erkenntnisse?"
Da die Ermittlungen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden, ist bisher nur wenig bekannt. Klar ist, dass alle Anwesen von Vicente intensiv geprüft werden. In dieser Woche etwa wurde ein Olivenhain im nahegelegenen Villanueva del Arzobispo durchsucht. Die Anwesen werden von einer Spezialeinheit mit Hunden untersucht, die auf das Aufspüren von Leichenresten spezialisiert sind.
Nach Angaben von Zeugen verloren sich nach einer Auseinandersetzung mit dem Chef über die miesen Arbeitsbedingungen bei der Olivenernte jede Spur von dem jungen Senegalesen. Die Ermittler konzentrieren sich auf den Unternehmer, da gegen ihn schon einmal ermittelt wurde.
Nach einem Streit mit Vicente war im Dezember 2013 bereits der damals der 22-jährige Tidiany Coulibaly spurlos verschwunden. Der junge Mann aus Mali war der Sprecher von Landarbeitern und verhandelte mit dem über die von ihm beschäftigten Arbeits- und Lebensbedingungen der Tagelöhner.
Damals wurde Vicente angeklagt. Ihm drohte eine Haftstrafe von 15 Jahren wegen Entführung und Verschwindenlassen. Auf seinem Hof, auf dem Coulibaly nie gearbeitet hatte, waren DNA-Spuren von ihm gefunden worden. Der Unternehmer wurde trotz der schweren Vorwürfe gegen ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Verurteilt wurde er jedoch zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe wegen Verstößen gegen Arbeiterrechte. Er habe Einwanderer ohne gültige Papiere unter unmenschlichen Bedingungen ausgebeutet.
Weit unter dem Mindestlohn habe er ihnen nur 20 bis 30 Euro pro Tag für sehr lange Arbeitstage in der prallen Sonne bezahlt. Leben mussten sie zusammengepfercht auf einem seiner Anwesen. Dort waren sie gezwungen, ohne Betten auf Matratzen auf dem Boden schlafen. Es gab keinerlei Voraussetzungen für eine hinreichende Hygiene.
Dass ein Unternehmer aufsässige Beschäftigte mutmaßlich hat verschwinden lassen, ist in Spanien keine Normalität. Fatale Arbeits- und Lebensbedingungen und die Ausbeutung auf den Landgütern sind es allerdings schon. Man kann von einer modernen Form der Sklaverei sprechen, die seit einiger Zeit auch immer breiter kritisiert wird.