Much Ado about "Weird!-Signal"

Seite 4: Occam's razor: Geostationäre Satelliten

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Dass es in der Tat eine wenig romantische Erklärung rund um das Geheimnis von Ross 128 gibt, betont auch Abel Mendez. Auch wenn sich viele Menschen der Hoffnung hingäben, dass solche Signale einen Beweis für das Vorhandensein einer außerirdischen Zivilisation liefern, sei doch die ET-Hypothese statistisch gesehen immer nur die letzte Option. Schließlich gebe es viele Beispiele dafür, dass einst als mysteriös charakterisierte Signale, die von verschiedenen Observatorien detektiert wurden, zu der Entdeckung neuer astronomischer Phänomene geführt haben, verdeutlicht Mendez.

Zum Beispiel 'Pulsare', die ursprünglich als Litte Green Men bezeichnet wurden. […] Andere seltsame Signale sind immer noch mysteriös wie etwa die unlängst entdeckten 'Fast Radio Bursts' (FRB). […] Andere unerklärliche Signale wie das 'Wow-Signal' werden außerhalb des akademischen Betriebs gemeinhin als Beweis für extraterrestrische Kommunikation angeführt. Ungeklärt bedeutet hier aber nicht unerklärlich; es besagt nur, dass wir nicht in der Lage sind, angesichts der vielen Möglichkeiten exakt die richtige Quelle zu finden. Das ist genau der Fall bei unserem Signal von Ross 128, das wir nunmehr das 'Weird! Signal' nennen.

In einem sehr zeitnah publizierten Paper (siehe unten), das bereits vier Tage nach den Nachbeobachtungen erschien, resümierten die an der Breakthrough-Kampagne beteiligten 15 Projektleiter, dass "eine mögliche Quelle für die von Mendez entdeckte Strahlung ein Breitband-Signal sein könnte, das von künstlichen Satelliten stammt." Mit größter anzunehmender Wahrscheinlichkeit sei das Signal auf einen oder mehrere Satelliten in einer hohen Erdumlaufbahn zurückzuführen.

"Die beste Erklärung dafür ist, dass die Signale Übertragungen von einem oder mehreren geostationären Satelliten sind", bestätigt Mendez in einer weiteren Erklärung, die einen Tag nach Bekanntgabe des Papers lanciert wurde. Hierfür spräche, dass das Signal innerhalb der Frequenzen der Satelliten gelegen habe und der Stern sich nahe des Himmelsäquators befände, eben in jenem Bereich, in dem besonders viele geostationäre Satelliten platziert seien.

Geostationäre Satelliten befinden sich 35.880 Kilometer über der Erdoberfläche bzw. über dem Äquator in der Regel immer am selben Punkt. Bild: ESA

Eingedenk der Resultate der Nachbeobachtungen zielt Seth Shostaks Resümee in dieselbe Richtung:

Es scheint nunmehr klar zu sein, dass Erdsatelliten auf einer geostationären Umlaufbahn die Radiostrahlung erzeugt haben, die das Arecibo-Teleskop dann entdeckte. […] Es war reine Telemetrie, verursacht von diesen Satelliten. Nicht Außerirdische sind für die Signale verantwortlich.

Nicht alle Fragen geklärt

Gewisse Ungereimtheiten bleiben aber. Einige Fragen bedürfen noch der Klärung. So sprechen die bisherigen Beobachtungen dafür, dass offensichtlich keine bekannten Objekte auf der Sichtlinie zu dem Roten Zwerg existieren, die dazwischenfunken könnten. Vor allem aber weist die bei Sonnenflares vom Typ-II emittierte Radiostrahlung in der Regel viel niedrigere Frequenzen auf als jene, die im Ross-128-System gefunden wurde. Auch habe die Hypothese von geostationären Satelliten als Strahlungsquelle einen Schwachpunkt, gesteht Mendez. "Zwar kommen derlei Störsignale bei unseren Sternbeobachtungen durchaus häufig vor, aber solche Radiopulse haben wir von Satelliten bislang noch nie gesehen." Die starke Streuung der Signale passe nicht ins Bild, so Mendez. Warum die Signale eine solch stark ausgeprägte Dispersion haben, sei nebulös. Es sei denkbar, dass die Quelle des Signals viel tiefer im All läge, spekuliert Mendez.

FAST, das "Five-hundred-meter Aperture Spherical Telescope", nahm am 25. September 2016 seinen Betrieb auf. Das in der südwestlichen Provinz Guizhou (China) gelegene Radioteleskop ist mit einem Durchmesser von 500 Metern das weltgrößte. Momentan befindet es sich noch in der Kalibrierungsphase und kann theoretisch erst in zwei Jahren das Ross-128-System nachbeobachten. Da FAST sich offiziell auch an SETI-Observationen beteiligt, hoffen Mendez und seine Kollegen, dass dies früher oder später auch im Fall von Ross 128 geschehen wird. Bild: NAOC

Zumindest könne man lokale Störungen durch Radiostationen in der Nähe der Observatorien ausschließen, weil das Signal nur in den Aufnahmen von Ross 128 auftauche. "Es ist möglich, dass mehrere Reflexionen diese Verzerrungen verursacht haben, aber wir brauchen mehr Zeit, um diese und andere Möglichkeiten zu erforschen."

Trotz all dieser scheinbaren Widersprüche bleibe die naheliegende Theorie von den geostationären Satelliten als Urheber des mysteriösen Signals die beste von allen. Dennoch gehe die Suche nach der Wahrheit um Ross 128 weiter, wie Mendez via Twitter am 25. Juli bestätigt:

We are still trying to figure out the origin of strange signal we got from a nearby star, but ...

Paper: "Breakthrough Listen Follow-up of the Reported Transient Signal Observed at the Arecibo Telescope in the Direction of Ross 128"

Video: "The Search for Extraterrestrial Life is ON - SETI predicts Alien Contact in 15 Years - DOCUMENTARY"