Muss das AKW Gundremmingen sofort stillgelegt werden?
Ein Gutachten, das die Grünen in Auftrag gegeben haben, kommt zum Schluss, dass die Erdbebensicherheit des AKW Gundremmingen nicht gegeben ist und fordert die sofortige Stilllegung
Die Bundestagsfraktion und die bayerische Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatten bei Prof. Manfred Mertins ein Gutachten zur Sicherheit des AKWs Gundremmingen im Kreis Günzburg in Auftrag gegeben. Es wird unter dem Titel "Defizite und Regelwerksabweichungen des Atomkraftwerks Gundremmingen" am 6. März veröffentlicht.
Mehrere regionale Zeitungen berichteten schon vorab über das Gutachten, darunter die Augsburger Allgemeine. Nach den dort wiedergegebenen Informationen kommt das Gutachten von Prof. Mertins zu dem Schluss, dass die Untersuchung des Bundesumweltministeriums zur Erdbebensicherheit fachliche und handwerkliche Mängel aufweise. Die Grünen fordern nun, dass das AKW Gundremmingen sofort stillgelegt werden müsse.
Das Umweltinstitut München hatte schon im Januar zusammen mit der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt eine Unterschriftensammlung gestartet. Beide Organisationen fordern, dass aufgrund der bekannten Sicherheitsdefizite die beiden in Betrieb befindlichen Blöcke B und C des AKW Gundremmingen noch dieses Jahr abgeschaltet werden. Laut Atomausstiegsplan gilt für Block C eine Restlaufzeit bis Ende 2021.
Mertins, früherer Mitarbeiter der in Köln angesiedelten Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit gGmbH, hat für die Grünen in der Vergangenheit schon mehrere Gutachten zur Sicherheit von Kernkraftwerken erstellt. So hatte er 2015 in einem Gutachten zum französischen Grenzkraftwerk Fessenheim festgestellt, dass die seismischen Risiken im Oberrheingraben unterschätzt wurden und sowohl Notkühlsysteme als auch die Notstromversorgung unzureichend seien.
Voraussetzungen zur Störfallbeherrschung nicht gegeben
Auch im Falle von Gundremmingen stellt Mertins, dessen Gutachten von Lothar Hahn, dem früheren technischen Leiter bei der GRS, geprüft wurde, fest, dass die Voraussetzungen zur Störfallbeherrschung nicht gegeben seien. Die Untersuchungen des Bundesumweltministeriums für ein Not- und Nachkühlsystem seien nicht belastbar. Statt Nachweisen enthielte es zu viele Vermutungen.
Zu den problematischen Punkten in der Arbeit des Bundesumweltministeriums scheinen die verfügbaren Unterlagen über das Not- und Nachkühlsystem Zuna zu zählen, das seit seiner Errichtung nicht als Sicherheitssystem eingestuft wurde. Die Betreibergesellschaft des KKWs betrachte es jedoch als solches und das Bundesumweltministerium schloss sich dieser Ansicht an. Zudem seien die Aussagen des Gutachtens zur Erdbebensicherheit des Schaltanlagengebäudes inkonsistent.
So wird einerseits seine Standsicherheit bei Erdbeben mit der Auslegung nachgewiesen bezeichnet, an anderer Stelle wird jedoch vermerkt, dass es gar nicht für solch einen solchen Fall ausgelegt sei. Ob die in der Untersuchung des Bundesumweltministeriums angelegten Bewertungsmaßstäbe für ein Erdbeben zutreffend seien, könne nach Aussage von Prof. Mertins nicht bewertet werden, weil mehrere Kapitel weitgehend geschwärzt seien.
Anhand der vorliegenden Unterlagen kommt Mertins zum Ergebnis, dass ein Störfall aufgrund eines Erdbebens im Kraftwerk Gundremmingen nicht beherrschbar sei. Die Grünen fordern daher die sofortige Stilllegung des größten bayerischen Kernkraftwerks.