NASA-Promo - aber mit Sahne!

Praktisch zeitgleich mit dem ersten Teil dieses Artikels in Telepolis veröffentlichte die New York Times den Hinweis, dass "Apollo 11" im kommenden Jahr gute Chancen auf den Oscar als bestem Dokumentarfilm eingeräumt würden

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Zu Teil 1: Der Mythos von der Mondlandung

Als ein "Contender", d.h. als "ernsthafter Anwärter", wurde der Film bezeichnet, der somit jenseits aller inhaltlichen oder künstlerischen Aspekte, zusammen mit dem Goldenen Männlein in die amerikanische Kino-Stratosphäre katapultiert werden könnte.

Nun ist es nicht so, dass alle amerikanischen Weltraum-Filme nur Propaganda für die NASA bieten. Aber die NASA-Promos gelten als amerikanische Sahne-Stückerln, nicht zuletzt deshalb, weil sie die großen Abräumer bei den Oscars darstellen.

Unter den 11 Filmen, die SpaceNews, das amerikanische Magazin für Weltraum Fans, als "must sees" hervorhebt, finden sich

Arrival (2016) - mit acht Oscar-Nominierungen, einschließlich "bester Film", aber nur einem Gewinner in "Best Sound". Unzählige andere Nominierungen und verschiedene Preise in den unterschiedlichsten Kategorien gab es jenseits der Oscars. Aber alle diese anderen Preise sind im Vergleich zum Oscar natürlich kaum einen Pfifferling wert, was die Propaganda-Wirkung betrifft.

Gravity (2017) - mit Sandra Bullock und George Clooney, gewann gleich sieben Oscars, ist aber trotzdem eher einschläfernd. Für Sandra Bullock-Fans empfehle ich "Miss Congeniality 2".

Contact (1997) —- erhielt zahlreiche Preise, hauptsächlich für die Hauptdarstellerin, Jodie Foster, aber nur eine Oscar-Nominierung für den "Besten Ton". Das überrascht mich nicht, wenn in einem amerikanischen Science-Fiction-Film, wie hier, GOTT so sträflich gedisst wird.

Hidden Figures (2016) - Bio-Pic über die Jahrzehnte lang vernachlässigten NASA-Frauen, die man auf Wimmelbildern wie diesem beinahe vergeblich sucht.

Hier findet man alle nennenswerten NASA-Frauen, samt Fotos und Bios.

Der Film, der sich in erster Linie mit schwarzen Wissenschaftlerinnen bei der NASA beschäftigte, kam naturgemäß über eine einzige, singuläre Oscar-Nominierung nicht hinaus.

First Man (2018) - zweifellos der beste Film über Apollo 11 und Neil Armstrong, den ersten Menschen, der seinen Fuß auf den Mond aufsetzte. Gewann zwar nur einen Oscar, für "Visual Effects", hat aber insofern Überschneidungspunkte mit dem hier angesprochenen Dokumentarfilm, als sich die "echten" Szenen im Mondlandungsmodul mit den inszenierten Szenen im Spielfilm geradezu wie ein Ei dem andern gleichen. First Man hat einen implizierten Subtext, dass die Mondlandung eben auch nur, wie hier, in diesem Film, eine filmische Darstellung war. Bekannt wurde Donald Trumps Weigerung, sich den Film anzusehen, weil am Schluss die Szene mit der Aufstellung der amerikanischen Flagge fehlte. Die Figur des Neil Armstrong erscheint durchgängig wie ein lebenslang gequälter Geist, der an einem verborgenen Geheimnis leidet. No na.

Interstellar (2014) - bietet die Darstellung einer negativen Utopie, einer Zukunft jenseits der Klimakatastrophe, wo das Leben auf der Erde bereits unmöglich geworden ist. Die Menschheit glaubt an die Mondlandungslüge, aber eine im Untergrund weiter wirkende NASA versucht, ein Überleben der Menschheit auf einem anderen Planeten einzufädeln. Auch hier nur ein Oscar für Visual Effects.

The Right Stuff (1983) - nach dem Heldenepos von Tom Wolfe, behandelt das harte Leben der ersten Astronautentruppe vom Project Mercury. Nominiert für acht Oscars inklusive "Bester Film", gewonnen wurden nachher tatsächlich nur vier in Nebenkategorien.

2001: A Space Odyssee (1968) - das ist der Kubrick-Film, den alle Welt immer zitiert, schaffte allerdings keinen einzigen Oscar. Sorry.

The Martian (2015) - eine faktoid-realistische Robinsonade auf dem Mars, mit Matt Damon in der Hauptrolle, wurde nominiert für sieben Oscars, und erhielt auch viel Lob rundum für seine ausgezeichnete, reelle Physik und einfach als einer der 10 besten Filme des Jahres 2015. Der Wikipedia Eintrag über den Film ist superausführlich, die NASA legte richtig Hand mit an, und es regnete geradezu Preise herab auf diesen Ridley Scott-Film aber — Oscars? Gab es keine. Sieben Nominierungen, aber kein einziger Gewinn.

Apollo 13 (1995) - mit Tom Hanks galt dem SpaceNews Magazin natürlich als bester Weltraum-Film und implizite auch als bester NASA-Film, der eine Sternstunde der Weltraumagentur nachzeichnet. Neun mal für einen Oscar nominiert, gewann der Streifen zwei in Nebenkategorien.

Man sieht es deutlich, das Goldene Männlein, als großer Abräumer, der eigentlich die amerikanische Filmkunst veredeln soll, verwandelt sie, je mehr, je lieber, zu reinem Blech.

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