NASA muss Kooperation mit Russland einstellen

ISS von Entscheidung ausgenommen

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In einer von Space Ref geleakten E-Mail vom 2. April teilt Michael F. O'Brien, der Associate Administrator for International and Interagency Relations, seinen Kollegen von der NASA mit, dass die US-Regierung wegen der "andauernden Verletzung der Souveränität und der territorialen Integrität der Ukraine" eine für die amerikanische Weltraumbehörde weitreichende Entscheidung getroffen hat:

Danach müssen sich NASA-Mitarbeiter bis auf Weiteres Kontakte zu "Repräsentanten der russischen Regierung" explizit als Ausnahmefälle genehmigen lassen. Als Beispiele für solche Kontakte nennt die E-Mail nicht nur Reisen nach Russland, Besuche von russischen Staatsvertretern in NASA-Einrichtungen und bilaterale Treffen, sondern auch E-Mails, Telefon- und Videokonferenzen. Vom Zusammenarbeitsverbot ausgenommen sind alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Betrieb der Internationalen Raumstation ISS und internationale Treffen außerhalb Russlands, an denen Russen teilnehmen. NASA-Mitarbeiter, die jenseits dieser Ausnahmen mit Russen reden wollen, müssen dazu ein offizielles Gesuch an die Vize-Direktorin Meredith McKay stellen, die dann in Absprache mit dem Außenministerium entscheidet.

Obwohl offizielle Stellungnahmen der NASA und der US-Regierung bislang fehlen, gehen die meisten Medien davon aus, dass es sich bei der Space-Ref-Meldung nicht um einen verspäteten Aprilscherz, sondern um eine echte geleakte E-Mail handelt. Sollten die NASA-Mitarbeiter keine pragmatischen Wege des Umgangs damit finden (und zum Beispiel Verbindungen zur ISS entdecken, die man vorher nicht so sah, würde die Genehmigungspflicht die Arbeit der Weltraumbehörde wahrscheinlich deutlich erschweren.

Im Zuge einer mittlerweile über ein Vierteljahrhundert andauernden internationalen Arbeitsteilung gibt es inzwischen nämlich zahlreiche Abhängigkeiten: So enthält beispielsweise die Trägerrakete Atlas V, mit der das Pentagon militärisch genutzte Satelliten in Erdumlaufbahnen transportiert, russische Triebwerke. Deren Nachbau würde – abgesehen von Problemen mit "geistigen Eigentumsansprüchen" der Rechteinhaber – eine Milliardensumme kosten.

Bei der europäischen Weltraumagentur ESA will man derzeit keinen Kommentar zur geleakten NASA-E-Mail abgeben. Der Tageszeitung Die Welt sagte ein Sprecher, man verfolge die Sache, gehe aber davon aus, dass die Zusammenarbeit mit Russland "unverändert weitergeht". Wäre das nicht der Fall, dann müssten sich die Europäer überlegen, wie sie ihre Galileo-Navigationssatelliten ohne russische Sojus-Rakete in den Weltraum transportieren.

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