NATO-Drohnenprogramm: Alle fünf "Global Hawk" werden 2016 auf Sizilien stationiert
Ein Medienbericht erläutert Details zu den Bodenstationen der Riesendrohnen. Flüge mit baugleichen US-Drohnen über Deutschland sollen die Zulassung in Italien erleichtern
Die fünf von der NATO bestellten Drohnen des Typs "Global Hawk" sollen bis zum Jahresende an den vorgesehenen Standort in Sigonella/ Sizilien überführt sein. Das berichtet der Informationsdienst Defense News unter Berufung auf nicht näher benannte offizielle Quellen. 600 Soldaten der NATO-Mitgliedstaaten würden dort für die Flüge der Drohnen stationiert. Ursprünglich war die Auslieferung bereits ab 2012 anvisiert.
Im Sommer wurde die erste "Global Hawk" der NATO auf einer Übergabezeremonie erstmals öffentlich vorgestellt. Sie trägt die militärische Kennung "NATO 1" und ist die erste von insgesamt fünf Drohnen des Programms "Alliance Ground Surveillance" (AGS) auf Sizilien. Derzeit wird die "NATO 1" auf der Luftwaffenbasis Edwards in Kalifornien getestet, die Ergebnisse sollen für das Zulassungsverfahren in Italien genutzt werden.
Die "Global Hawk" gehört zur Klasse der hoch fliegenden HALE-Drohnen (High Altitude Long Endurance). Die für die NATO gebauten Flugroboter sind mit Sensoren für die optische Überwachung kleiner, beweglicher Ziele ausgerüstet. Das mitgeführte Radar ist besonders zur Erfassung von Flugzeugen in niedrigen Höhen geeignet. Ein anderes Radarsystem ist auf stationäre und sich bewegende Objekte ausgelegt (NATO: Global Hawk auch im Bereich der Inneren Sicherheit).
Nicht alle 28 NATO-Mitglieder nehmen an dem Programm auf Sigonella teil, erhalten jedoch dort anfallende und analysierte Daten. Das NATO-AGS-Programm soll vor allem die Aufklärung Russlands besorgen, die Drohnen sollen dafür am Rande russischer Grenzen operieren.
Gleichzeitiger Flug von zwei Drohnen möglich
Zum AGS-Programm gehört außer den Drohnen auch ein "Bodensegment" zur Steuerung und Flugkontrolle und zur Auswertung übermittelter Daten (das sogenannte AGS Core). Die hierfür auf Sigonella benötigten Anlagen werden von den Rüstungsfirmen Northrop Grumman, Finmeccanica und Airbus errichtet und sollen in 2017 vollständig an die NATO übergeben werden (Erste Riesendrohne der NATO kommt an den Start).
Systeme von Northrop Grumman werden für den Empfang und die Weiterleitung der Aufklärungsdaten zwischen der Drohne und den Bodenstationen genutzt. Erstmals liefert der Bericht hierzu Details. Demnach sind die zur Navigation und Auswertung benötigten SoldatInnen im gleichen Gebäude untergebracht. Die auf Sigonella fest installierte Anlage besteht aus 22 Arbeitsplätzen für "Operatoren" plus 11 weitere für die Ausbildung. Die 22 Stationen teilten sich jedoch in zwei Elemente, die dann jeweils für eine Drohne zuständig seien.
Die hohe Zahl von je 11 "Operatoren" erklärt die ungenannte Quelle mit der immensen Bandbreite der anfallenden Aufklärungsdaten. Weiteres Personal werde für die Missionsplanung, Management der Sensortechnik, Bedienung der Überwachungstechnik sowie zur Analyse der gewonnen Daten benötigt.
Der italienische Rüstungskonzern Finmeccanica ist mit der Lieferung der Bodenstationen ("Transportable General Ground Stations") beauftragt. Diese könnten laut dem Hersteller in Zelten untergebracht werden. Zur Datenübertragung via breitbandiger Satellitenverbindung werden schließlich Systeme von Airbus beschafft. Diese ebenfalls mobilen Bodenstationen sollen auf sechs LKWs montiert werden. Auf Sichtweite oder "beyond-line-of-sight" können die Anlagen auch per Funk mit der Drohne kommunizieren. Die Fahrzeuge sind hierfür mit 16 Empfängern ausgerüstet.
Korridor im deutschen Luftraum
Nach Aussagen eines Managers der Herstellerfirma Northrop Grumman wurde die Gesamtstruktur des NATO-Systems bereits im Rahmen von Flügen mit US-Drohnen des zu 95% baugleichen Typs getestet. Laut dem Firmensprecher würden sich durch die gemeinsame Stationierung von "Global Hawk" der NATO und der US-Luftwaffe auf Sizilien weitere Synergieeffekte ergeben, was sich bereits an "Beispielen" gezeigt habe. Für die NATO-Manöver "Unified Vision" und "Trident Juncture" waren die "Global Hawk" der US-Luftwaffe in europäischen Lufträumen unterwegs. Auch das deutsche Verteidigungsministerium hatte hierfür Überflugverfahren entwickelt und Genehmigungen erteilt.
Zukünftig sind die NATO-Drohnen von Sigonella aus im Regelbetrieb Richtung Russland unterwegs. Die Aufklärungsflüge werden bis dahin von den US-Drohnen übernommen. Im Rahmen der "European Reassurance Initiative" wollen die USA mehr Truppenpräsenz gegenüber Russland demonstrieren.
Deutschland unterstützt die Initiative mit Überflugrechten für die Drohnen der US-Luftwaffe. Die Route von Sigonella führt über Frankreich und Deutschland in den Luftraum über der Ostsee. Der dafür vorgesehene Korridor verläuft über den Bundesländern Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Ab 2017 könnten dann die "Global Hawk" der NATO auf der Route fliegen.