Nach Biden-Besuch in Kiew: Wann starten die Ukrainer die Offensive?

Seite 2: Was die Alliierten spaltet

Je länger der Krieg andauert, desto größer ist die Gefahr, dass manche westlichen Länder ihre Unterstützung für die Ukraine reduzieren oder einstellen könnten. Denn Inflation, hohe Energiepreise und wirtschaftliche Probleme zehren an ihrem Willen, durchzuhalten.

Der Brigadegeneral a.D. David Hicks, der US- und Nato-Truppen befehligte, betonte gegenüber Politico: "Ich denke, es bleibt abzuwarten, ob [Biden] die Nato zusammenhalten kann". In Zukunft werde das immer schwieriger werden. Und: "Die Ukraine wird mit der Hilfe, die sie erhalten hat, Ergebnisse vorweisen müssen".

Es verwundert deshalb nicht, dass zahlreiche hochrangige US-Beamte versuchten, der ukrainischen Regierung die Brisanz der Lage näherzubringen. In dieser Mission waren der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Jon Finer im letzten Monat in der Ukraine, ebenso die stellvertretende Außenministerin Wendy Sherman und der stellvertretende Verteidigungsminister Colin Kahl.

Laut Washington Post waren diese Gespräche auch Ausdruck der Bemühungen, die Ziele der Ukraine mit dem in Einklang zu bringen, was der Westen unterstützen kann. Die Gespräche seien nicht immer einfach gewesen, heißt es. Doch die Diskrepanz zwischen den Zielen hat die Befürchtung genährt, der Krieg könne unbestimmte Zeit andauern und den Westen überfordern.

Während der Westen darauf dringt, dass der Konflikt nicht ewig andauert, verweigert der ukrainische Präsident Selenskyj Friedensverhandlungen. Wiederholt hat er deutlich gemacht, dass nicht verhandelt wird, solange nicht das gesamte ukrainische Territorium wieder unter Kiews Kontrolle ist.

Das bedeutet einmal, dass der Donbass wieder ukrainisch werden müsste; aber auch die Halbinsel Krim müsste von der russischen Armee geräumt werden. Das würde allerdings ihre vernichtende Niederlage voraussetzen.

Der Chef des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Oleksij Danilow, geht in seinen Forderungen noch weiter. Er träumt bereits davon, dass die ukrainische Armee Moskau besetzt. Gegenüber der Zeitung The Sun sagte er: "Unsere Panzer werden auf dem Roten Platz stehen, und das wird Gerechtigkeit sein".

Am Ende bleibt die Frage, ob auch der Westen dieses Kriegsziel teilt.

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