Nach der Flut ist vor der Flut

Hurricane Harvey. Bild: NOAA

Die Energie- und Klimawochenschau: Über Krisenprävention und -management, ein sauberes Verkehrskonzept für Deutschland und Kaliforniens Klimaziele

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Die Flutkatastrophen in Indien, Bangladesch und Nepal sowie in den USA zeichnen zum einen ein Bild der unterschiedlichen (medialen) Aufmerksamkeit. "Harvey" hat insofern Neuigkeitswert, als dass der Sturm extrem lange erhalten blieb, nachdem der die Küste von Texas erreicht. Zwischen dem 26. und 30. August bewegte er sich nur sehr langsam, wodurch sehr große Regenmengen fielen. In Cedar Bayou bei Houston fielen 1318 Liter pro Quadratmeter, was mehr als der Jahresdurchschnitt ist. Historisch einzigartig ist auch die erwartete Summe der Schäden, die derzeit auf 150 bis 180 Milliarden Dollar geschätzt wird. Darüber hinaus hat der Sturm 47 Menschenleben gefordert.

In Südostasien fordert der Monsun weit dramatischere Opferzahlen. Über 2100 Menschen sind im Zuge der Überflutungen gestorben, die meisten davon in Indien. Dabei ist die Niederschlagsmenge nicht außergewöhnlich, wie Klimaretter berichtet, fielen aber in kürzerer Zeit auf ausgetrockneten Boden, der die Wassermassen nicht aufnehmen konnte. Nun drohen durch die Überschwemmungen Krankheiten wie Cholera sowie eine Zunahme von Mücken übertragener Krankheiten. Ein großer Teil der Felder wurde zerstört, so dass Ernteausfälle Hunger nach sich ziehen werden. Die UN rechnen mit 40 Millionen Betroffenen, davon 16 Millionen Kinder.

In beiden Fällen wäre eine bessere Prävention möglich gewesen, auch wenn das Budget für das Krisenmanagement kaum vergleichbar ist. Während die indischen Behörden lediglich über 100 Millionen Dollar im Jahr verfügen, sind es in den USA 2016 15,5 Milliarden Dollar.

Betroffene in Indien beklagen fehlende Hilfe durch den Staat, schlechtes Krisenmanagement sowie einen schlechten Zustand von Dämmen etc. Doch auch in Texas zeigten sich Dämme marode, weil die öffentliche Hand lange nicht in sie investiert hat. Hinzu kommt, dass es keine Vorschriften gibt, die den Bau in Überflutungsgebieten regulieren. So treffen extremere Unwetter auf stadtplanerische Ignoranz und einen fehlenden oder unterfinanzierten öffentlichen Sektor. Um in Zukunft Schlimmeres zu verhindern, müssten Städte und Regionen schon heute vorbeugende Maßnahmen treffen. Arme Länder und Regionen müssten dafür aber die entsprechende finanzielle Unterstützung erhalten.