Nachfolge Neun-Euro-Ticket: Es ginge deutlich günstiger!
Es gibt keine finanziellen Gründe, weshalb ein Monatsticket 49 statt 29 Euro kosten sollte. Warum der Verkehrsminister weiter "Freibier" für Dienstwagenbesitzer ausschenkt, aber bei ÖPNV-Nutzern den Zapfhahn zudrehen möchte.
Für Greenpeace ist das Neun-Euro-Ticket das größte Experiment im deutschen Verkehr seit der Erfindung der Postkutsche gewesen. Und sicherlich ein in vieler Hinsicht erfolgreiches Experiment, eines, das vor allem den sonst im autozentrierten System an den Rand Gedrängten zugutekam, aber auch manchen animierte, sein Auto stehenzulassen.
Während für die einen das Auto als der Inbegriff der Freiheit gilt, wird oft vergessen, dass viele es aus den unterschiedlichen Gründen nicht nutzen können: Kinder und Jugendliche, Menschen mit sehr geringem Einkommen, viele Alte, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Sie alle haben stark von dem unkomplizierten und bundesweit gültigen Ticket profitiert, das uns für einen kleinen Augenblick gezeigt hat, wie ein demokratischeres Verkehrssystem aussehen könnte. 52 Millionen verkaufte Tickets in drei Monaten sprechen eine deutliche Sprache: Die günstige und unkomplizierte Fahrkarte ist in der Bevölkerung beliebt.
Nur die Bundesregierung scheint das noch nicht verstanden zu haben. Die Rechtsradikalen halten es für einen „sozialistischen und marktfeindlichen Eingriff“, die Union vergleicht es mit „Freibier“ – ein Begriff, der ihr zum Thema Dienstwagen oder Steuerprivilegierung von Diesel bisher nicht eingefallen ist – und der Bundesfinanzminister mag partout kein Geld herausrücken. Nichteinmal für die derzeit diskutierten teuren Versionen von 49 oder 69 Euro/Monat, für die er die Länder in der Verantwortung sieht.
Dabei wäre ein 29-Euro-Ticket, wie es von Umwelt- und Sozialverbänden bereits seit längerem in ähnlicher Form gefordert wird, für den Bund nicht teurer, wie Greenpeace angesichts der heutigen Verkehrsminister-Konferenz vorrechnet. Der Grund ist unter anderem, dass schon bei 49 Euro/Monat für viele die Hürde zu hoch ist. Sei es, dass sie es sich nicht leisten können, sei es, dass es sich für sie nicht lohnt. Bei einem monatlichen Preis von 29 Euro sei mit doppelt so hohen Verkaufszahlen zu rechnen, so die Analyse der Umweltorganisation.
Finanzieren ließe sich das 29-Euro-Ticket ohne weiteres durch das Streichen der Steuerprivilegien für Dienstwagen, so Greenpeace. Doch Mittelstand und Konzerne werden wohl noch lange dieses „Freibier“ eingeschenkt bekommen, das Liberale, Konservative und Rechtsradikale den ärmeren Bürgern nicht gönnen.
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